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Wirtschaft: Tarifabschluss: 3,3 Prozent mehr - die Chemie stimmt

Die 570 000 Beschäftigten in der westdeutschen Chemieindustrie bekommen von April an 3,3 Prozent mehr Lohn. Damit verständigten sich Arbeitgeber und Gewerkschaft auf den höchsten Tarifabschluss seit 1995, damals hatte es 3,8 Prozent mehr Geld gegeben.

Die 570 000 Beschäftigten in der westdeutschen Chemieindustrie bekommen von April an 3,3 Prozent mehr Lohn. Damit verständigten sich Arbeitgeber und Gewerkschaft auf den höchsten Tarifabschluss seit 1995, damals hatte es 3,8 Prozent mehr Geld gegeben. Bundeskanzler Gerhard Schröder begrüßte die Einigung. "Ich glaube, das ist ein wirtschaftspolitisch verantwortbarer Abschluss", sagte Schröder in Berlin. Dagegen kritisierten die Arbeitgeberverbände die Einigung. "Der Abschluss ist zu teuer, so werden keine neuen Arbeitsplätze geschaffen", sagte Industriepräsident Michael Rogowski.

Die Chemie-Tarifparteien einigten sich auf folgende Punkte: Die rund 570 000 Beschäftigten in Westdeutschland bekommen zunächst für den Monat März 85 Euro. Vom 1. April an werden dann Löhne und Gehälter um 3,3 Prozent angehoben. Die IG BCE hatte ursprünglich 5,5 Prozent gefordert. Das nun geschnürte Paket bewertet sie mit insgesamt 3,6 Prozent, da die weitere Angleichung von Arbeiter- und Angestelltenverdiensten mit 0,3 Prozent veranschlagt wurde. Ferner vereinbarten die Tarifparteien eine stärkere Beteiligung der Beschäftigten am Unternehmenserfolg. In freiwilligen Betriebsvereinbarungen kann künftig geregelt werden, dass das Weihnachtsgeld je nach Ertragslage des Unternehmens in einer Bandbreite von 80 bis 125 Prozent des Monatseinkommens schwankt. In schwierigen Zeiten könne so ein Beitrag zur Standort- und Beschäftigungssicherung geleistet werden, erläuterten die Tarifpartner nach den zweitägigen Verhandlungen in Lahnstein.

IG BCE-Chef Hubertus Schmoldt äußerte sich erleichtert, nach so kurzer Zeit ein Ergebnis erzielt zu haben, das den Erwartungen der Beschäftigten entspreche. Der Abschluss könne auch anderen Branchen einen Kompromiss erleichtern. "Wir wären mit Sicherheit nicht unfroh, wenn dieses erste wichtige tarifpolitische Signal anderen hilft, ein angemessenes und für ihre Branche richtiges Ergebnis zu finden", sagte Schmoldt mit Blick auf die Metallindustrie. Nach Einschätzung des Verhandlungsführers der Chemie-Arbeitgeber, Jürgen Maaß, passt der Abschluss in die wirtschaftliche Situation. Die Arbeitgeber seien allerdings "ans obere Ende der Kompromissmöglichkeit" gegangen. Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt sagte in Berlin, der Abschluss "ist hinsichtlich der Kostenbelastung nicht auf die gesamte deutsche Wirtschaft übertragbar". Dagegen bewertete der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Klaus Zimmermann, die Lohnerhöhung "positiv". "Es besteht dadurch keine Gefährdung der wirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland", sagte der Wissenschaftler.

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