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Wirtschaft: Tarifeinigung in letzter Minute

Sächsische Metallindustrie gibt Widerstand gegen Pilotvertrag auf – Daimler-Chrysler ordnet 40-Stunden-Woche an

Berlin (Tsp). Als letztes Bundesland hat jetzt auch Sachsen den Tarifabschluss in der Metallindustrie übernommen. Der Tarifabschluss aus BerlinBrandenburg sei komplett übernommen worden, sagte IG-Metall-Sprecher Bernd Kruppa am Sonntag in Berlin. Der Abschluss sieht 2,2 Prozent mehr Geld ab März und weitere 2,7 Prozent ab März 2005 vor. Im Gegensatz zum Pilotabschluss aus Baden-Württemberg gibt es allerdings eine Ergänzung: Es wird der Entscheidung der Betriebsparteien überlassen, wann ein Teil der Pilot-Tarifeinigung, eine Sonderzahlung von 0,7 Prozentpunkten, an die Beschäftigten ausgezahlt wird.

Die IG Metall blies daraufhin ihre für Montag angekündigten Warnstreiks unter anderem im Volkswagen-Werk Mosel ab. Nach Angaben des Verbandes der Sächsischen Metall- und Elektroindustrie (VSME) wurden die entsprechenden Vertragstexte noch am Sonntag der IG Metall übermittelt.

Bereits in der vergangenen Woche hatten IG Metall und Arbeitgeber in Sachsen-Anhalt die weit gehende Übernahme des Pilotabschlusses vereinbart. Dagegen waren die Tarifverhandlungen für die rund 125 000 Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie in Sachsen zunächst ergebnislos auf den 3. März vertagt worden. Offensichtlich hätten sich jetzt die Vernünftigen im Arbeitgeberlager durchgesetzt, kommentierte Kruppa. Bei den Metall-Arbeitgebern war zuletzt die starre Haltung des sächsischen Verbandspräsidenten Bodo Finger umstritten.

Der Vorstand des VSME war am Sonntag zu einer außerordentlichen Sitzung zusammengetreten. Er habe sich mit der tarifpolitischen Situation befasst und im Ergebnis der Beratung beschlossen, „der Empfehlung von Gesamtmetall zu folgen und der Übernahme des Abschlusses von Berlin/Brandenburg zuzustimmen“, hieß es in einer knappen Mitteilung der Metall-Arbeitgeber.

Der Stuttgarter Autokonzern Daimler-Chrysler will unterdessen die neuen Regelungen des Tarifabschlusses in der Metall- und Elektroindustrie nutzen. Die Mitarbeiter in der Entwicklung und Planung im größten deutschen Werk sollen wieder 40 Stunden in der Woche arbeiten.

Der Betriebsrat von Daimler-Chrysler stimmte einer Ausweitung der 40-Stunden-Woche auf bis zu 100 Prozent der Beschäftigten in der Entwicklung und Planung im Werk Sindelfingen zu, wie die „Stuttgarter Nachrichten“ am Wochenende berichteten.

Bedingung sei, dass es dadurch nicht zu einem Stellenabbau komme und die Mitarbeiter freiwillig mehr arbeiteten. „Damit unterstützen wir den Wunsch nach weiterer Flexibilisierung im Interesse der Mitarbeiter“, sagte Gesamtbetriebsratschef Erich Klemm der Zeitung. „Ich bin zuversichtlich, dass auch die IG Metall dem zustimmen wird." Die Tarifparteien der Metall- und Elektrobranche in Baden- Württemberg hatten in einem Kompromiss kürzlich Öffnungsklauseln vereinbart, die eine Verlängerung der Arbeitszeit auf bis zu 40 Stunden für besonders qualifizierte Mitarbeiter erlaubt. Bisher hatte dies nur für bis zu 18 Prozent der Beschäftigten gegolten.

An dem Abschluss hatten Klemm und Daimler-Chrysler-Personalchef Günter Fleig maßgeblich mitgewirkt. Mercedes-Vorstand Jürgen Hubbert hatte daraufhin gegenüber Reuters angekündigt: „Wir werden in der Entwicklung binnen kurzem wieder 40 Stunden arbeiten.“ Fleig kündigte in der Zeitung ähnliche Modelle für andere Bereiche des Konzerns an. Sindelfingen ist der größte Standort von Daimler-Chrysler in Deutschland. Nach Angaben der Zeitung sind dort mehr als 10000 der rund 40000 Mitarbeiter in der Pkw-Entwicklung und Produktionsplanung beschäftigt.

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