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Tarifgespräche der Bahn: Der Tanz um den heißen Brei

Die Tarifgespräche zwischen den Lokführern und den Bahngewerkschaften Transnet und GDBA sind gescheitert. Grund waren Verfahrensstreitigkeiten. Aber der eigentliche Knackpunkt war die Scheu, sich dem Kern des Konflikts zu widmen.

Es war eine kurzer Sommertraum von einer Einigung im Streit zwischen den Lokführern und der Deutschen Bahn. Die zwei Hoffnungsträger mit hoher Reputation, Heiner Geißler und Kurt Biedenkopf, würden es schon richten. Dieser scheint jetzt ausgeträumt, schon nach dem ersten Verhandlungstag.

Dabei hat die Bahn selbst noch gar nicht mitgespielt. Eine Einigung scheiterte bereits an dem Verfahren zur Schlichtung. Die Lokführergewerkschaft GDL und die beiden anderen Bahn-Gewerkschaften Transnet und GDBA sollten jeweils separat mit der Bahn verhandeln und die Ergebnisse am Ende in einem Tarifvertrag zusammenführen. Und genau da liegt das Problem dieser, von Biedenkopf und Geißler initiierten, Methode. Die Kernforderung der GDL nach einem eigenen Tarifvertrag wurde ignoriert oder bestenfalls um des vorläufigen Friedens willen ausgeklammert.

Kernforderung besteht weiter

Zweigleisige Verhandlungen, die in einen Tarifvertrag münden konnten nicht das sein, was sich die Lokführer vorstellen. Ziel des ganzen Tarifstreits ist und bleibt der eigene Vertrag, ein strategischer Punkt an dem die GDL nicht rütteln lässt. Gehaltsforderungen, Zuschläge und Überstunden – über alles würden sie mit sich reden lassen. Nur in einem eigenen Vertrag müsste das geschehen.

Der Grund dafür ist klar. Sitzt die GDL endlich als anerkannter Partner zu Tarifgesprächen am Tisch, wird sie viel Macht haben. Ähnlich wie das große Vorbild, die Pilotengewerkschaft Cockpit, könnten sie als mächtige Spezialisten den ganzen Betrieb lahm legen. Dadurch wären in einigen Jahren Gehälter in ganz anderen Höhen denkbar.

Zeit gewonnen und wieder vertrödelt

Im Grunde haben alle Seiten zumindest etwas Zeit gewonnen. Für die Lokführer wären Streiks in den Sommerferien nicht gerade imagefördernd gewesen. Die Bahn hätten sie viel Geld gekostet. Ob die Streiks im Herbst weniger schädlich für Wirtschaft und Personenverkehr sind ist fraglich.

Schade ist hingegen, dass offenbar sehr viel Zeit vertrödelt wurde. Zeit, die jetzt bis zum Ende der Friedenspflicht fehlt. Noch zehn Tage bleiben der Bahn und GDL um den eigentlichen Streitpunkt zu lösen: Ein eigener Tarifvertrag für die Lokführer oder nicht? Ist dieser Punkt erst geklärt, dürfte sich alles andere schnell auflösen lassen. Deshalb sollten sich die Parteien schleunigst an die Arbeit machen. Es gilt heiße Eisen anzufassen und nicht auszuklammern.

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