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Wirtschaft: Tarifkonflikt im Baugewerbe vor dem Ende

Berlin (msh). Eine Woche nach dem Tarifabschluss im Baugewerbe zeichnet sich ein Ende des Tarifkonflikts ab.

Berlin (msh). Eine Woche nach dem Tarifabschluss im Baugewerbe zeichnet sich ein Ende des Tarifkonflikts ab. Nach der Zustimmung der Gewerkschaft galt am Mittwoch auch die Annahme des Lohnabschlusses durch den Zentralverband des Deutschen Baugewerbes (ZDB), in dem überwiegend Handwerksbetriebe und kleinere Baufirmen organisiert sind, als gesichert. Bei der freiwilligen Urabstimmung der Baugewerkschaft votierten 89,25 Prozent für den Abschluss, teilte IG-Bau-Chef Klaus Wiesehügel am Mittwoch in Frankfurt (Main) mit. Sollten die Arbeitgeber den Abschluss doch noch „in letzter Minute“ ablehnen, werde der ausgesetzte Streik wieder aufgenommen. „Es gibt keinen Frieden am Bau“, wenn die Arbeitgeber den Tarifvertrag nicht unterschrieben, sagte Wieshügel.

Im Lager der Arbeitgeber ist der Tarifabschluss vor allem wegen der Anhebung der ostdeutschen Mindestlöhne umstritten. Die Verbände der Bauunternehmen müssen am Donnerstag erklären, ob sie für oder gegen das Ergebnis votieren. Die Tarifparteien einigten sich darauf, den Mindestlohn in Ostdeutschland 2002 um 1,5 Prozent und im Westen um 3,2 zu erhöhen. Damit vergrößert sich der Abstand zwischen Ost- und Westlöhnen. Die ostdeutschen Baubetriebe nutzen diesen Vorteil, um ihre Westkollegen bei Aufträgen zu unterbieten. Daher lehnte der Baugewerbeverband Schleswig-Holstein den Abschluss ab. Der Baugewerbeverband Sachsen stimmte nicht zu, weil der Tarifabschluss auch die Einführung eines zweiten Mindestlohnes für Facharbeiter vorsieht. Bisher galt der Mindestlohn nur für ungelernte Hilfskräfte.

Spaltung im Arbeitgeberlager

Trotz der ablehnenden Haltung einzelner Landesverbände des Baugewerbes zeichnet sich eine Mehrheit für den Tarifkompromiss ab. Die gewichtigen Landesverbände in Bayern und Nordrhein-Westfalen stimmten am Mittwoch in Versammlungen für die Annahme des Lohnabschlusses. „Wir wollten den Zusammenhalt der Arbeitgeber nicht gefährden“, sagte Helmut Hubert, Präsident des Bayerischen Baugewerbeverbandes, dem Tagesspiegel. Bei einer Ablehnung des Tarifabschlusses hätten die allgemein verbindlichen Mindestlöhne für die Bauarbeiter nicht gesichert werden können, sagte Hubert. Mit knapp 20 Prozent der Stimmen verfügten die Bayern über großes Gewicht im Bundesverband ZDB.

Auch der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie (HDB) rechnet mit einer Zustimmung seiner Mitglieder. Es zeichne sich eine Mehrheit für den Abschluss sowohl im Osten als auch im Westen ab, sagte ein Sprecher. Im HDB sind mittlere und große Betriebe des Hoch- und Tiefbaus vertreten.

Die Tarifparteien des Baugewerbes hatten sich nach sieben Tage Streik auf den Tarifabschluss geeinigt. Die Tarifeinigung sieht eine Lohnerhöhung um 3,2 Prozent ab dem 1. September und um weitere 2,4 Prozent ab 1. April 2003 vor. Hinzu kommen in Westdeutschland für drei Monate Einmalzahlungen von jeweils 75 Euro. Die IG Bau hatte für ihre Lohnforderungen erstmals seit mehr als 50 Jahren gestreikt.

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