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Warnstreik. Beschäftigte des Schiffstechnik-Konzerns Raytheon Anschütz stehen am 03. Mai in Kiel bei einem Warnstreik vor dem Werkstor. Mit den Warnstreiks in rund 30 Betrieben im Norden will die IG Metall vor der dritten Verhandlungsrunde am 13. Mai den Druck auf die Arbeitgeber erhöhen.

© dpa

Tarifkonflikt in der Metallindustrie: Geld gegen Flexibilität

Die Tarifverhandlungen in der Metallindustrie gehen in die entscheidende Phase. Die Arbeitgeber beharren auf Abweichungsmöglichkeiten für Betriebe. "Nicht mit uns", sagt die IG Metall.

Auf der Zielgeraden der diesjährigen Tarifbewegung haben die Metallarbeitgeber noch schnell eine Hürde aufgestellt. „In der jetzigen Situation funktioniert ein flächendeckender Tarifabschluss nur mit Flexibilisierung“, sagte Rainer Dulger, Präsident des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall, dem Tagesspiegel. Die Arbeitgeber möchten Betrieben Abweichungen ermöglichen. „Mit einer Flexibilisierung wollen wir den Tarifabschluss an die unterschiedliche Lage jedes Betriebes anpassen.“ Auch der IG Metall sei „die komplexe wirtschaftliche Situation bewusst“, sagte Dulger. „Es gibt Betriebe, denen geht es ganz hervorragend, und es gibt Betriebe, denen geht es ganz, ganz bescheiden.“

Die IG Metall will sich trotzdem nicht auf solche Öffnungen für die Betriebe einlassen. „Nicht mit uns“, sagte Olivier Höbel, Bezirksleiter der IG Metall in Sachsen, Brandenburg und Berlin. „Ich sehe Belegschaften, die hochprofitabel und hochflexibel arbeiten“, meinte der Gewerkschafter. Eine Notwendigkeit zur Flexibilisierung „sehe ich überhaupt nicht“. Und wenn es Unternehmen schlecht gehe, dann könnten sie mit den vorhandenen Instrumenten vom Tarif abweichen – wenn die Tarifparteien dem zustimmen. Also auch die IG Metall. Gerade das will Dulger aber nicht. „Die betriebliche Anpassung heißt ja betriebliche Anpassung, weil die Betriebsparteien entscheiden und nicht die Tarifparteien.“

Die Gewerkschaft fordert 5,5 Prozent mehr Geld

Die IG Metall fordert für die 3,7 Millionen Beschäftigten in der Metall- und Elektroindustrie 5,5 Prozent mehr Geld bei einer Laufzeit des Vertrags von zwölf Monaten. Die Arbeitgeber haben bislang 2,3 Prozent geboten, allerdings für eine Laufzeit von 13 Monaten und zwei Nullmonaten: für Mai und Juni soll die Erhöhung noch nicht gelten. Wegen der längeren Laufzeit und der Nullmonate macht die Erhöhung nur 1,9 Prozent pro Jahr aus.

Mit bundesweiten Warnstreiks erhöht die Gewerkschaft nun den Druck auf die Arbeitgeber, bevor die Verhandlungen am Dienstag (in Baden-Württemberg) und Mittwoch (in Bayern) fortgesetzt werden. Dabei wird eine erste Annäherung angestrebt, um so die Voraussetzungen zu schaffen für eine Lösung des Konflikts in der nächsten Woche: „Vor Pfingsten wollen wir einen Abschluss schaffen“, sagte Dulger dem Tagesspiegel.

Trotz des Flexibilisierungsthemas geht es natürlich in erster Linie um Geld. Die IG Metall will unbedingt eine drei vor dem Komma haben und begründet das auch mit der wirtschaftlichen Lage. „Ich sehe keine Anzeichen von Krise“, sagte Höbel. Die Arbeitgeber selbst würden die Situation als stabil bezeichnen. Dulger hält dagegen: „Noch mehr Geld als im Angebot ist nur möglich, wenn wir mit der Laufzeit des Vertrags deutlich mehr Monate abdecken.“

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