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Lufthansa

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Tarifkonflikt: Verdi-Streik: Urlauber müssen warten

Die Gewerkschaft Verdi hat Lufthansa-Beschäftigte am Boden und in der Kabine in Frankfurt und Hamburg ab Montag zum Streik aufgerufen. Fluggäste müssen mit erheblichen Verspätungen rechnen. Politiker fordern von den Tarifpartnern, den Streit nicht auf dem Rücken Unbeteiligter auszutragen.

Bei der Lufthansa drohen von Montag an massive Behinderungen durch einen unbefristeten Streik mitten in der Urlaubssaison. Die Gewerkschaft Verdi rief alle Mitarbeiter der Lufthansa am Drehkreuz Frankfurt und nahezu alle Beschäftigten in Hamburg auf, mit Dienstbeginn die Arbeit ruhen zu lassen. Dies teilte Verdi-Sprecher Harald Reutter am Sonntag mit. Zudem werde an mehreren anderen Standorten gestreikt, Details dazu wolle die Gewerkschaft aus taktischen Gründen aber nicht nennen. Verdi fordert 9,8 Prozent mehr Geld bei einer Laufzeit von einem Jahr. Lufthansa hatte zuletzt gestaffelt 6,7 Prozent mehr Geld bei 21 Monaten Laufzeit und eine Einmalzahlung geboten. Mehrere Politiker mahnten Lufthansa und Verdi, den Tarifkonflikt rasch beizulegen.

"Lenkt die Lufthansa nicht ein, wird es spätestens in einer Woche nur noch marginalen Flugbetrieb geben", sagte Verdi- Verhandlungsführer Erhard Ott der "Bild-Zeitung" (Samstag). Lufthansa wollte am Wochenende keine Prognose zu möglichen Ausfällen abgeben. Ein Lufthansa-Sprecher hatte aber erklärt, man gehe davon aus, dass nur ein Bruchteil der Belegschaft in Deutschland dem Streikaufruf folgen werde.

Neben dem eigentlichen Flugverkehr seien auch die Technik, die Luftfracht oder das Catering betroffen, sagte der Frankfurter Verdi- Gewerkschaftssekretär Gerhard Straube. Die Arbeitsniederlegungen würden erst beendet, wenn Lufthansa im Tarifkonflikt ein neues Angebot vorlege. Verdi-Bundesvorstandssprecher Reutter wollte keine Angaben dazu machen, ob der grundsätzlich unbefristete Streik an einigen Standorten zwischenzeitlich auch unterbrochen werde.

"Das gibt eine ganz eigene Dynamik"

Die Gewerkschaft sieht einen großen Rückhalt der Belegschaft für einen Streik. Der Zuspruch sei in den vergangenen Tagen sehr groß gewesen. "Wir haben inzwischen eine Welle von Eintritten, die wir kaum noch bearbeiten können", sagte Straube. Er rechne damit, dass im Laufe der Tage immer mehr Beschäftigte sich dem Streik anschließen und auch die Folgen für den Luftverkehr dann zunehmen. "Das gibt eine ganz eigene Dynamik."

Nach Angaben von Verdi-Sprecher Reutter ist es aber nicht das Ziel, möglichst viele Flugausfälle zu verursachen. "Das ist nicht unsere Messlatte." Vielmehr solle die Lufthansa wirtschaftlich getroffen werde. Dies sei auch möglich, wenn das Unternehmen Catering oder Wartung an Drittfirmen auslagern müsse. "Das kostet dann richtig Geld."

Die Lufthansa hat in den vergangenen Tagen einen umfangreichen Notfallplan entwickelt. Vor allem die Langstrecken und Flüge zwischen den großen europäischen Metropolen sollen trotz des Arbeitskampfes aufrechterhalten werden. Passagieren werden bei streikbedingten Ausfällen wie schon bei den Pilotenstreiks Umbuchungen angeboten.

Verdi will höhere Gehälter für rund 50.000 Beschäftigte

In dem Tarifkonflikt verlangt Verdi höhere Gehälter für rund 50.000 Beschäftigte am Boden und in der Kabine.

Unterdessen erklärte die Unabhängige Flugbegleiter Organisation (Ufo), ihre Mitglieder beteiligten sich nicht an dem Streik. Derzeit gebe es noch einen bis zum Jahresende gültigen Tarifvertrag für die Kabinenmitarbeiter, daher gelte die Friedenspflicht. Ufo steht in Konkurrenz zur Gewerkschaft Verdidi und hat nach eigenen Angaben deutlich mehr als die Hälfte der Kabinenmitarbeiter als Mitglieder. Die übrigen Kabinenmitarbeiter seien nahezu vollständig in gar keiner Gewerkschaft. Daher werde der Streik bei Lufthansa ausschließlich am Boden ausgetragen. Ufo selbst fordert für die nächste Tarifrunde 15 Prozent mehr Geld und damit mehr als Verdi.

Bayerns Ministerpräsident Günther Beckstein (CSU) forderte Verdi und Lufthansa auf, den Konflikt nicht zu überziehen - auch wenn "die Tarifautonomie ein hohes Gut" sei. "Gerade auch viele Arbeitnehmer und ihre Familien, die ihren wohlverdienten Urlaub bereits lange gebucht haben, wären die Leidtragenden", sagte Beckstein der "Welt am Sonntag".

"Die Tarifautonomie ist in einer Bewährungsprobe"

"Ihr habt eine hohe Verantwortung. Die Tarifautonomie ist in einer Bewährungsprobe", sagte FDP-Fraktionsvize Rainer Brüderle der Zeitung. "Die vielen Familien mit ihren Kinder, die in ihren Jahresurlaub wollen, dürfen nicht in Geiselhaft genommen werden."

"Man muss akzeptieren, dass in einem Arbeitskampf gestreikt wird. Aber es ist natürlich ärgerlich, dass weniger der Streikgegner getroffen wird, sondern Unbeteiligte", sagte SPD-Wirtschaftsexperte Rainer Wend.  (dw/dpa)

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