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Wirtschaft: Tarifrunde 2002: Zehntausende gehen für mehr Lohn auf die Straße

Die Tarifrunde 2002 steht kurz vor der heißen Phase. Am Donnerstag rief die IG Metall nach eigenen Angaben mehr als 30 000 Arbeitnehmer zu Warnstreiks auf die Straße, die meisten davon in Bayern.

Die Tarifrunde 2002 steht kurz vor der heißen Phase. Am Donnerstag rief die IG Metall nach eigenen Angaben mehr als 30 000 Arbeitnehmer zu Warnstreiks auf die Straße, die meisten davon in Bayern. Trotzdem gilt diese Woche noch als Aufwärmphase; die Ausweitung der Streiks ist für die kommende Woche angekündigt. "Nach der dritten Aprilwoche muss definitiv klar sein, ob diese Tarifrunde friedlich über die Bühne geht oder ob wir die Arbeitgeber zu einem vernünftigen Kompromiss zwingen müssen", sagte der Zweite Vorsitzende der IG Metall, Jürgen Peters, dem Handelsblatt. "Wenn Gesamtmetall auf dem bisherigen Angebot von zwei Prozent beharrt, dann wird die IG Metall ihre Mitglieder zur Urabstimmung aufrufen müssen". Derweil bemühen sich die Tarifparteien der Chemieindustrie um moderate Töne vor der am nächsten Dienstag anstehenden ersten Verhandlungsrunde auf Bundesebene. "Die IG BCE hat sich mit ihrer Forderung von 5,5 Prozent mehr Einkommen deutlich unter den Forderungen anderer Gewerkschaften positioniert, was für mich ein Signal in Richtung der Vernunft darstellt", meinte der Präsident des Bundesarbeitgeberverbandes Chemie (BAVC), Rüdiger Erckel, am Donnerstag. Die IG Metall fordert 6,5 Prozent mehr Lohn und Gehalt.

In der Metallbranche werden am Montag die Verhandlungen in Stuttgart für den Tarifbezirk Südwest fortgesetzt. Die IG Metall will dann ihre Vorstellungen für einen neuen Entgeltrahmentarif vorlegen, der die Unterschiede zwischen Angestellten und Arbeitern aufhebt. Trotz vergleichbarer Tätigkeit bekommen Arbeiter häufig weniger Tariflohn als Angestellte. Sowohl IG Metall als auch Arbeitgeber wollen diesen Missstand beheben. Dabei sollen aber die Angestellten ihren Besitzstand wahren und zumindest teilweise an künftigen Gehaltserhöhungen teilnehmen können; gleichzeitig soll die Anpassung der Arbeiterlöhne an die Angestelltengehälter nicht zu einem Kostenschub in den Betrieben führen.

Um aus diesem Dilemma zu kommen, schwebt der Stuttgarter IG Metall Folgendes vor: Erstens: Alle Beschäftigten bekommen eine prozentuale Lohnerhöhung. Zweitens: Alle Beschäftigen bekommen eine Einmalzahlung, die bei den Arbeitern in die Entgeltstruktur eingeht, bei den Angestellten aber nicht. Auf diesem Wege könnten im Verlauf der Jahre die Arbeiter den Einkommensvorsprung der Angestellten aufholen. Die IG Metall konzentrierte am Donnerstag ihre Streikaktivitäten auf Bayern. Nach Angaben der Gewerkschaft legten mehr als 24 000 Arbeitnehmer aus 70 Betrieben kurzfristig die Arbeit nieder. Der Schwerpunkt der Warnstreiks lag bei Autozulieferern in Schweinfurt; unter anderem waren SKF, ZF, Sachs unf FAG Kugelfischer betroffen. In Nordrhein-Westfalen streikten mehr als 6000 Arbeitnehmer.

Der Präsident der Chemieindustrie, Rüdiger Erckel, verwies am Donnerstag auf die "prekäre" Lage der Branche. Die Preissteigerung beim Erdöl erschwere die Situation. Die Tarifrunde 2002 werde "zur Nagelprobe für die Kompromissfähigkeit beider Seiten", meinte Erckel. Für die rund 30 000 Beschäftigten in der ostdeutschen Chemie will die IG BCE eine Angleichung der Tarife an das Westniveau vereinbaren. "Zwölf Jahre nach der Vereinigung ist die Schaffung einheitlicher Tarifstrukturen überfällig", hieß es in einer Erklärung der Gewerkschaft. Das Ziel sei, bis 2007 vergleichbare Tarifeinkommen zu erreichen.

alf

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