zum Hauptinhalt
Bahn Streik

© dpa

Tarifrunde bei der Deutschen Bahn: Der erste Zug

Die Kunden der Deutschen Bahn sind einiges gewohnt, bald könnte es jedoch noch dicker kommen. Ab Januar drohen die Gewerkschaften Transnet und GDBA mit Streik. Die Forderung: Zehn Prozent mehr Geld. Die GDL will ihre Ziele im Dezember formulieren.

Die Löhne der Bahn-Beschäftigten sollen im kommenden Jahr um zehn Prozent steigen. Mit dieser Forderung wolle man in die kommende Tarifrunde ab Januar gehen, kündigten die Gewerkschaften Transnet und GDBA am Dienstag gemeinsam in Frankfurt am Main an. "Die wirtschaftliche Situation der Deutschen Bahn ist mehr als gut", sagten die Vizechefs der beiden Organisationen, Alexander Kirchner und Heinz Fuhrmann, zur Begründung.

Bislang hatten die Gewerkschaften einen Anstieg um sechs bis sieben Prozent angepeilt. Die Forderung gilt für 140.000 Bahn-Beschäftigte, der neue Tarifvertrag soll eine Laufzeit von einem Jahr haben. Außerdem verlangen Transnet und GDBA verbesserte Arbeitszeit-Regelungen. Ein Bahn-Sprecher erklärte auf Anfrage, man werde die Forderungen prüfen und im Januar nach einem Kompromiss suchen. Die Lokführergewerkschaft GDL will ihre Vorstellungen für die 20.000 Lokführer Anfang Dezember festlegen. Dabei orientiere man sich nicht an der Konkurrenz, sagte eine Sprecherin. Dies wäre nach den Erfahrungen der letzten Tarifrunde allerdings eine Überraschung. GDL, Transnet und GDBA streben danach, ihre Mitgliederzahl und damit ihren Einfluss zu erhöhen. Ein zentrales Element dazu ist die Lohnpolitik.

Der letzte Tarifkonflikt bei der Bahn hatte sich über mehr als ein Jahr hingezogen - auch wegen der heftigen Konflikte im Gewerkschaftslager. Mehrmals legten die Arbeitnehmer mit bundesweiten Streiks den Zugverkehr lahm. Erst unter dem Druck der Politik gab es im Januar eine Einigung. Am Ende standen eine neue Bezahlstruktur für alle Beschäftigten, insgesamt elf Prozent mehr Lohn für die Lokführer, 4,5 Prozent mehr für die übrigen Beschäftigten sowie ein garantiertes Plus zwischen 2007 und 2010 von mindestens zehn Prozent.

Bahn-Gesprächspartner ist Norbert Hansen - der ehemalige Transnet-Führer

Trotz der Zusage der Gewerkschaften an die Bahn, künftig enger zu kooperieren, ist ihr Verhältnis weiter gespannt. Eine Schlichtungsvereinbarung, die das Verfahren bei einem Scheitern von Verhandlungen regeln sollte, gibt es bislang nicht. "Das kann eine genauso schwierige Runde werden wie die letzte", schwant einem führenden Transnet-Funktionär.

Bei Transnet und GDBA, die gemeinsam verhandeln, hatten bislang Kommissionen über die Lohnforderung entschieden. Dieses Mal waren die Gewerkschafter in die Betriebe gegangen, um die Stimmung an der Basis abzuklopfen. Die Ergebnisse der Gespräche wurden am Dienstag auf einer Forderungskonferenz mit 600 Delegierten debattiert. Der Grund für das Vorgehen: Die neue Bezahlstruktur aus der letzten Lohnrunde wurde von den Bahnern "sehr unterschiedlich gewürdigt", heißt es bei Transnet. So hätten einige Berufsgruppen sehr deutliche Gehaltserhöhungen bekommen, andere gar keine.

Die anstehende Runde dürfte auch schwierig werden, weil die IG Metall mit der Forderung nach acht Prozent mehr Geld eine Wegmarke gesetzt hat - die Bahn-Gewerkschaften orientieren sich daran. Überdies finden die Verhandlungen unter pikanten Vorzeichen statt. Gesprächspartner bei der Bahn ist unter anderem Vorstand Norbert Hansen - der Mann, der bis Mai selbst noch die Transnet leitete und dem Unternehmen, das ihn jetzt bezahlt, bessere Arbeitsbedingungen abringen musste. Sein Wechsel auf den Posten des Arbeitsdirektors hat für viel Unmut bei den Gewerkschaften gesorgt. Hansen habe als Transnet-Chef den Börsengang vor allem unterstützt, weil er nun als Vorstand davon profitieren wolle, heißt es. Zudem sehen die Arbeitnehmer keinen Anlass zur Bescheidenheit. Zum einen schreibt die Bahn noch immer Rekordgewinne. Zum anderen sollen die Bezüge des Managements 2009 deutlich steigen, zusätzlich sollte es einen Bonus für den nun abgesagten Börsengang geben - da wollen die Gewerkschaften nicht nachstehen. Und schließlich ist der Druck, für den Kapitalmarkt fit zu sein, vorerst weg - und damit das Argument, der Konzern müsse die Kosten im Griff behalten.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false