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Tarifstreit: Die Bahn bremst, die Lokführer drängeln

Der Tarifkonflikt zwischen Lokführern und Bahn soll schnell ein Ende finden. Doch obwohl es angeblich nur noch um Details geht, ziehen sich die Verhandlungen hin.

Berlin - Die Deutsche Bahn hat die Erwartungen an ein rasches Ende des Tarifstreits mit den Lokführern gedämpft. „Ich hoffe, dass man uns noch etwas Geduld entgegenbringt, auch in der Öffentlichkeit“, sagte Bahn-Personalchefin Margret Suckale am Mittwoch in Berlin. Dagegen strebt die Gewerkschaft der Lokomotivführer (GDL) für den heutigen Donnerstag eine Lösung in dem seit gut zehn Monaten schwelenden Konflikt an. „Wir wollen das nicht mehr auf die lange Bank schieben“, erklärte ein Sprecher.

Beide Seiten wollen ihre Tarifverhandlungen am Donnerstag an einem geheimen Ort fortsetzen. Schon am vergangenen Wochenende hatten sie eine Einigung ins Auge gefasst, später hatte die GDL von Dienstag gesprochen. Am Mittwoch mussten die Tariffachleute beider Seiten aber noch berechnen, wie sich die verschiedenen Vorschläge finanziell auswirken.

Von einem Scheitern der Gespräche und womöglich neuen Streiks spricht derzeit aber niemand. „Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir das jetzt hinbekommen“, befand Suckale. Es gebe aber noch schwierige Fragen zu lösen. „Wenn man jetzt schnell näht, reißen die Nähte ganz schnell wieder auf“, mahnte sie. Gelinge die Einigung, könne sie Modellcharakter haben für andere Branchen, deutete sie an, ohne Details zu nennen.

Nach Angaben der GDL besteht momentan noch bei den Themen Entgelt und Arbeitszeit Uneinigkeit. Die Gewerkschaft fordert mindestens zehn Prozent mehr Lohn und eine Arbeitszeitverkürzung um eine Stunde auf vierzig Stunden. Zu Beginn des Streits hatte sie noch 31 Prozent mehr verlangt. Die Bahn hatte in ihrem letzten Angebot ein Volumen von acht Prozent offeriert. Nach Angaben der GDL will die Bahn ihr einen eigenständigen Tarifvertrag zugestehen – dies war stets die Kernforderung gewesen.

Ob ein völlig neues Bezahlsystem eine Lösung für die Lokführer sein kann, bei dem es einen neuen Basistarifvertrag für alle Bahn-Beschäftigten gibt sowie Regelungen für mehrere Berufs- und Tätigkeitsgruppen, wollte der GDL-Sprecher nicht sagen. Je nach Gruppe könnte es dann spezielle Regelungen zu den Themen Lohnstruktur, Arbeitszeit und Zulagen geben. Ein solches System hatten die Gewerkschaften Transnet und GDBA bereits Ende November mit dem Konzern vereinbart. Im Arbeitnehmerlager hieß es, dieses Modell ebne den Weg zu einer Einigung, mit der alle Seiten leben könnten. Transnet-Vorstand Alexander Kirchner sagte im Deutschlandfunk, seine Gewerkschaft akzeptiere, „dass die GDL für die Berufsgruppe der Lokomotivführer eine Vorrangstellung bekommt, weil sie dort anerkannterweise die meisten Mitglieder organisiert hat“. Sie habe aber auch eine Gesamtverantwortung für alle Beschäftigten und den Konzern. Transnet habe vorgeschlagen, die Regelungen zwischen GDL und Bahn sowie zwischen Transnet/GDBA und Bahn gegenseitig vertraglich anzuerkennen.

Über Details der neuen Tarifstruktur verhandelten Transnet und GDBA am Mittwoch weiter. Teil der Einigung ist eine bis 2010 um mindestens zehn Prozent erhöhte Bezahlung. Offen ist, wie die beiden Organisationen reagieren, sollte die GDL für sich eine größeres Plus rausholen. Carsten Brönstrup

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