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Weihnachtsmann in Warnweste. Bereits am Montag legten Beschäftigte in Leipzig die Arbeit nieder.

© AFP

Tarifstreit mit Verdi: Amazon verspricht Geschenke auch bei Streik

Auch am Dienstag legen bei Amazon hunderte Angestellte die Arbeit nieder. Der Versandhändler gibt sich unbeeindruckt - das muss er auch, sagen Experten.

Weihnachten ist sicher – trotz des Streiks. Für den Versandhändler Amazon ist das die zentrale Aussage und er wiederholt sie derzeit deshalb so oft wie möglich. Obwohl am Dienstag nach Gewerkschaftsangaben mehrere hundert Mitarbeiter in den Versandzentren Bad Hersfeld und Leipzig im Ausstand waren, gebe es keinerlei Verzögerung bei Bestellungen, beteuerte eine Sprecherin des Unternehmens.

Zu Beginn der Woche hatte die Gewerkschaft Verdi bereits 1800 Streikende an drei Standorten gemeldet: Rekord, seit die zeitlich und örtlich punktuellen Arbeitsniederlegungen im Frühjahr begonnen hatten.

Verdi will für die rund 9000 Beschäftigten in den deutschen Standorten einen Tarifvertrag, der sich am Einzel- und Versandhandel orientiert – mit Weihnachtsgeld, Urlaubsgeld und Nachtzuschlägen ab 20 Uhr. Amazon hingegen sieht seine Angestellten eher als Logistikarbeiter. Mit 9,55 Euro zum Einstieg liege der Stundenlohn am oberen Ende dessen, was in der Logistikbranche bezahlt werde.

Gespräche mit der Gewerkschaft lehnt das US-Unternehmen ab. Die Mitarbeiter seien die Ansprechpartner, nicht Verdi, heißt es dazu von Amazon. Inzwischen gibt es an fast allen Standorten einen Betriebsrat. Lediglich im seit Oktober betriebenen neunten Logistikzentrum in Brieselang, 50 Kilometer westlich von Berlin, gibt es noch keinen. Die Zahl der Streikenden schätzt Amazon niedriger als die Gewerkschaften – am Montag seien es gut 1100 gewesen.

Streiks im Weihnachtsgeschäft sind "sehr bedrohlich"

Zum Dienstag machte das Unternehmen zunächst keine Angaben. Den von Verdi angekündigten Ausstand im Verteilzentrum Werne habe es aber nicht gegeben. Verdi nannte 500 Streikteilnehmer in Leipzig. Für Bad Hersfeld gab es zunächst keine Zahlen. In Bad Hersfeld soll noch am Mittwoch gestreikt werden, in Leipzig bis Ende dieser Woche.

Handelsexperten bezweifeln, dass die Arbeitsniederlegungen so gar keine Wirkung haben. Es dürfe aber für die Kunden nicht der Eindruck entstehen, dass sich der Versand verzögern könnte, erklärte Thomas Roeb, Professor für Handel und Marketing an der Hochschule Bonn- Rhein-Sieg. Die Streiks mitten im Weihnachtsgeschäft „sind für Amazon sehr bedrohlich“. (mit dpa)

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