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Tarifverhandlungen: Fluglotsen lehnen Angebot ab

Im Tarifstreit bei der Flugsicherung gab es keine Bewegung. Beide Seiten stimmten dem Schlichtungsverfahren bereits zu. Mit dem Beginn des Verfahrens tritt eine zweiwöchige Friedenspflicht in Kraft.

Neu-Isenburg/Langen - Die Fluglotsen-Gewerkschaft GdF lehnte ein Angebot der Arbeitgeber als unzureichend ab und geht nun davon aus, dass die Deutsche Flugsicherung (DFS) eine Schlichtung unter Führung der früheren Bundesjustizministerin Herta Däubler-Gmelin (SPD) anstrebt. Die Arbeitgeber wollen nun einen Schlichter anrufen. Mit Beginn eines Schlichtungsverfahrens tritt in der Branche eine zweiwöchige Friedenspflicht in Kraft. Ein Arbeitskampf ist damit vorerst abgewendet.

Der GdF-Bundesvorstand erklärte in Neu-Isenburg, das am Mittwochabend vorgelegte Angebot der DFS biete "keine ausreichende Grundlage zur Wiederaufnahme der gescheiterten Tarifverhandlungen". Zur Begründung führte Gewerkschaftssprecher Hans-Joachim Krüger vor allem fehlende Bereitschaft der Arbeitgeber an, über eine neue Tarifstruktur zu verhandeln. Zu entsprechenden Forderungen der Gewerkschaft seien von der DSF "absolut keine Vorschläge" gekommen. Die GdF strebt eine grundsätzliche Neufassung der Tarifstruktur an, durch die unter anderem die Eingruppierung der Beschäftigten und Zulage-Regelungen überarbeitet werden sollen.

Krüger fügte hinzu, die Zurückweisung der Arbeitgeber-Offerte habe nichts mit den angebotenen Gehaltssteigerungen von drei Prozent zu tun. Die GdF fordert für die Fluglotsen vier Prozent mehr Gehalt. Als nicht ausreichend bewertete der GdF-Vorstand allerdings die von den Arbeitgebern angebotene Einmalzahlung von 1750 Euro. Diese Summe entspreche "bei weitem nicht den Vorstellungen der GdF". Angesichts des boomenden Luftverkehrs und der "hervorragenden finanziellen Situation der DFS" seien die Gewerkschaftsforderungen angemessen. Ein Großteil betreffe zudem strukturelle Veränderungen, die keine oder aber "tragbare Kosten" für die DFS verursachen würden. "Im Vordergrund steht die Absicherung des derzeitigen Gehaltsniveaus der Mitarbeiter der DFS", betonte die Gewerkschaft.

Flüge werden wahrscheinlich teurer

GdF-Sprecher Marek Kluzniak sagte im TV-Sender N24, falls die Arbeitgeber die Schlichtung anrufen sollten, "werden wir selbstverständlich in die Schlichtung eintreten". Falls jedoch in der Schlichtung binnen zwei Wochen keine Einigung erzielt werde, "würde allerdings das Streik-Szenario weiterlaufen".

Derweil rechnet der Chef der Fluggesellschaft Air Berlin, Joachim Hunold, aufgrund der Lohnforderungen der Fluglotsen mit einem Anstieg der Flugpreise in Deutschland. "Ob mit oder ohne Streik - am Ende wird es in jedem Fall zu einem teuren Tarifabschluss kommen, den zunächst die Fluggesellschaften über höhere Gebühren, am Ende aber Passagiere über höhere Preise bezahlen müssen", sagte Hunold laut einem Vorabbericht der "Wirtschaftswoche".

Künstliche Personalverknappung

Zugleich kritisierte Hunold, der auch Präsident des Bundesverbands der Deutschen Fluggesellschaften ist, dass die Fluglotsen eine Monopolstellung besäßen und deshalb die Bedingungen diktieren könnten. Der Bund als Inhaber der DFS lasse es "de facto" zu, dass die Gewerkschaft die Zahl der auszubildenden Lotsen bestimmen dürfe und so "für eine künstliche Personalverknappung" sorgen könne. Notwendig sei vor diesem Hintergrund "eine Ausbildungsoffensive und vor allem eine Marktöffnung" in Europa.

Die Lotsen der Flugsicherung koordinieren täglich rund 9000 Flugbewegungen über Deutschland. Bei einem Streik müsste der Großteil der Flüge gestrichen werden. (tso/dpa)

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