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Derzeit scheint es, als wären neue Streiks abgewandt. Eltern in ganz Deutschland können nun aufatmen.

© Julian Stratenschulte/dpa

Tarifverhandlungen im Kita-Streit: Kita-Streit ist zu Ende

Eltern in Deutschland werden aller Voraussicht nach von neuen Kita-Streiks verschont. Nach sieben Monaten erzielten die Gewerkschaften und die kommunalen Arbeitgeber einen Durchbruch im Tarifstreit um die Erzieherinnen und Sozialarbeiter.

Wieder einmal ein Tarifkompromiss im Sozial- und Erziehungsdienst: Die Gewerkschaften und die Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) verständigten sich am Mittwochvormittag auf eine Anhebung der Entgelte für rund 240000 Kitabeschäftigte und Sozialarbeiter. Ob die jüngste Einigung trägt, wird sich am kommenden Freitag zeigen: Dann treffen sich in Fulda die Bundestarifkommission und die Streikdelegierten von Verdi, um den Kompromiss zu bewerten. Verdi hat die Tarifführerschaft aufseiten der Arbeitnehmer, die ferner vom Beamtenbund und der Lehrer- und Erziehergewerkschaft GEW vertreten werden. Verdi-Chef Frank Bsirske empfahl seinen Gremien die Annahme des Kompromisses.

Das war indes auch im Frühsommer schon der Fall, als Bsirske für die Annahme des Schlichterspruchs geworben hatte, die eigene Basis aber in einer Urabstimmung mit einer deutlichen Zwei-Drittel-Mehrheit dagegen opponierte. Deshalb musste neu verhandelt werden, was die Tarifparteien seit Montagnachmittag in Hannover taten. Im Ergebnis gibt es nun fast für alle mehr Geld, Sozialarbeiter außerhalb des allgemeinen Sozialdienstes bekommen nichts.

Bsirske äußerte sich trotzdem zufrieden und die Arbeitgeber auch. Nach deren Angaben kostet der Tarifabschluss die Kommunen nun 315 Millionen Euro im Jahr, das wären neun Millionen mehr, als nach dem Schlichterspruch vorgesehen. Im Schnitt gibt es nach der Rechnung der VKA 3,3 Prozent mehr, Bsirske kam auf 3,7 Prozent. Gefordert hatten die Gewerkschaften zehn Prozent, was 1,2 Milliarden Euro ausgemacht hätte. Trotz der eher bescheidenen Verbesserung um neun Millionen Euro sprach Bsirske von „einer deutlichen Veränderung der Schlichtungsempfehlung“.

Insgesamt bekommen Erzieherinnen und Erzieher laut Bsirske zwischen vier und 4,5 Prozent mehr, Leiter von Kitas und Einrichtungen der Behindertenhilfe zwischen fünf und neun Prozent, Sozialarbeiter über zwei Prozent. In absoluten Zahlen sind das für Erzieherinnen und Erzieher zwischen 93 und 138 Euro mehr im Monat. Möglich wurde der jüngste Tarifkompromiss durch Umschichtungen: Alles in allem werden jüngere Erzieher nun besser gestellt und ältere etwas schlechter, als nach dem Schlichterspruch vorgesehen. Nun gibt es ähnlich große Gehaltszuwächse für alle, unabhängig von der Berufserfahrung. Nach Einschätzung von Verdi ist es damit gelungen, „dass im Berufsfeld Kindererziehung die Beschäftigten gleichmäßiger von einer Aufwertung profitieren und es für Berufseinsteiger attraktiv bleibt“. Bei den Sozialarbeitern gibt es Zuschläge zwischen 30 und 80 Euro im Monat.

Die Aufwertung der Sozial- und Erziehungsdienste ist ein Langzeitprojekt der Gewerkschaften. Eine erste Tarifauseinandersetzung gab es 2009, wenn der Abschluss von der Gewerkschaftsbasis akzeptiert wird, ist bis 2020 Ruhe. Denn die Laufzeit des neuen Tarifs, der rückwirkend zum 1. Juli in Kraft tritt, beträgt fünf Jahre. Die Gewerkschaften konnten sich mit ihrer Forderung nach einer kürzeren Laufzeit nicht durchsetzen. Für Berliner Kitapersonal hat der Tarifabschluss erst mal keine Relevanz, da hier ein anderer Tarifvertrag gilt.

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