zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Tarifverhandlungen: Nach Warnstreiks neues Angebot der Bahn

Die Warnstreiks der Lokführer und Fahrdienstleiter haben am Donnerstagmorgen in zahlreichen Ballungsräumen zu Verspätungen im Zugverkehr geführt. Betroffen waren nach Angaben der Eisenbahner-Gewerkschaft Transnet über eine Million Pendler.

Die Warnstreiks der Lokführer und Fahrdienstleiter haben am Donnerstagmorgen in zahlreichen Ballungsräumen zu Verspätungen im Zugverkehr geführt. Betroffen waren nach Angaben der Eisenbahner-Gewerkschaft Transnet über eine Million Pendler. Die Aktionen in Frankfurt am Main, München, im gesamten Rhein-Ruhr-Gebiet sowie in Dresden, Halle, Erfurt, Magdeburg und Werdau bei Zwickau legten vor allem den Regionalverkehr ab sechs Uhr morgens lahm. Sie wurden allerdings bis zur Mittagszeit wieder eingestellt. Der Vorstand der Deutschen Bahn AG hat offenbar unter dem Druck der Warnstreiks für die Tarifverhandlungen am Montag ein "weiteres verbessertes Angebot" angekündigt. Transnet-Verhandlungsführer Lothar Krauß teilte am Donnerstag mit, dass die Warnstreiks zum Erfolg geführt hätten und nun bis auf Weiteres ausgesetzt würden.

In dem Tarifkonflikt steht die Deutsche Bahn AG drei Eisenbahner-Gewerkschaften gegenüber. Die größte ist Transnet, die nach eigenen Angaben 80 Prozent der Eisenbahner vertritt. Außerdem sind die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) sowie die Verkehrsgewerkschaft GDBA beteiligt. In den zurzeit stattfindenden Verhandlungen geht es vor allem um zwei Themen: den Zukunftssicherungsfonds und Einkommenserhöhungen.

Bereits am 7. Juni hatten sich die Sozialpartner grundsätzlich geeinigt, einen Zukunftssicherungsfonds einzurichten. Dieser soll dazu dienen, den Besitzstand derjenigen Beschäftigten zu sichern, die vor der Bahnreform 1994 bereits bei der Bahn arbeiteten, jetzt aber die auf einem tieferen Tarifniveau liegenden Bezüge verkraften müssen. Die Differenz wurde bisher durch persönliche Zulagen von der Bahn direkt an die Arbeitnehmer überwiesen, wie Hubert Kummer, Sprecher von Transnet, erklärte. Nun soll ein sich selbst finanzierender Fonds diese Differenzen zahlen. Zur Einrichtung des Fonds wollte die Bahn laut ihrem letzten Angebot vom Mittwoch 1,7 Miliarden Mark beisteuern. Kummer erklärte dazu, dass seine Gewerkschaft momentan keine genauen Beträge fordere, da es auf den Umfang der Leistungen aus dem Fond ankäme. "Aber wir brauchen schon mehrere Milliarden mehr als im vorliegenden Angebot."

Die Verhandlungen um den Fonds wurden nun an die aktuellen Tarifverhandlungen gekoppelt. Beide laufen jetzt parallel. Der alte Tarifvertrag war nach einjähriger Laufzeit Ende August ausgelaufen. Dabei werden zwei Punkte verhandelt: eine allgemeine Lohnerhöhung sowie die regionale Differenzierung der Tarife. Transnet fordert eine fünfprozentige Lohnerhöhung für alle Arbeitnehmer. Dagegen setzt die Bahn eine Einmalzahlung von 300 Mark für die Monate September 2000 bis März 2001. Bahn-Sprecher Uwe Herz betonte, dass dieses Angebot nicht einzeln betrachtet werden dürfe, sondern als Teil des Gesamtpakets gesehen werden müsse. Laut Herz strebt die Bahn eine Regelung bis zum 30. Juni 2001 an, um danach mit den Gewerkschaften neue Regelungen für die weitere Zukunft zu finden. Spätestens dann soll auch die Regionaliserung in drei Basisgebiete (Ost, West, Süd) mit unterschiedlichen Tarifen besprochen werden. Herz betont die unterschiedliche Wettbewerbsfähigkeit der Bahn in den einzelnen Regionen - durch die Konkurrenz von privaten Nahverkehrsbetreibern. Die Gewerkschaften wollen dagegen erst einmal ein einziges Tarifgebiet schaffen. Die schlechtere Bezahlung der Arbeitnehmer in Ostdeutschland - momentan 88 Prozent des Westniveaus - solle schnellstmöglich ausgeglichen werden, wie Transnet-Sprecher Kummer sagte. Die Bahn betont auch in dieser Frage ihre angespannte Wirtschaftslage. Die Details des neuen Angebots der Bahn werden am Montag den Gewerkschaften vorgelegt.

csp

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false