zum Hauptinhalt
Neuer Ärger? Der Tarifstreit bei der Lufthansa ist noch nicht gelöst.

© dpa

Tarifverhandlungen und Streiks: Das bringt das Gewerkschaftsjahr 2016

Die Ruhe nach dem Sturm: Nach den großen Streiks im vergangenen Jahr dürfte 2016 eher ruhig werden. Die Tarifrunde beginnt im Februar mit der IG Metall.

Bloß nicht so teuer wie im letzten Jahr! Der Schrecken sitzt tief bei den Arbeitgebern der Metall- und Elektroindustrie, und er wirkt nach.

Ende Februar hatte die IG Metall eine Tariferhöhung um 3,4 Prozent ab April durchgesetzt. Im Schnitt lagen die Tarifabschlüsse hierzulande bei knapp drei Prozent. Die 3,4 Prozent der Metaller waren aber vor allem deshalb viel, weil der nächste Schritt bald kommt: Der Tarifvertrag läuft nur bis Ende März 2016. Anfang Februar stellt die IG Metall ihre neue Forderung auf, und bis Ostern soll der Tarif mit der nächsten Erhöhung unterschrieben sein. Wenn wieder eine Drei vor dem Komma steht, wird das schwierig für den Arbeitgeberverband Gesamtmetall. Es sei denn, der neue Vertrag ist viel länger gültig als der alte.

Wie auch immer es kommen mag – das Tarifjahr 2016 wird wie so viele Jahre zuvor von der größten und stärksten Gewerkschaft eingeläutet. Die IG Metall wird nicht nur für 3,7 Millionen Beschäftigte einen Tarifabschluss durchsetzen, sondern auch eine Orientierungsmarke geben für alle möglichen anderen Branchen und Bereiche. Mit dem öffentlichen Dienst in den Kommunen und beim Bund folgt der mit rund zwei Millionen Beschäftigten zweitgrößte Tarifbereich direkt auf die Metaller: Verdi-Chef Frank Bsirske will die Forderung Mitte Februar präsentieren, richtig verhandelt wird dann aber vermutlich erst im April nach den Osterferien.

Es geht nicht nur ums Geld, sondern um Gestaltung

Zu dem Zeitpunkt hat die IG Metall ihren Abschluss längst im Sack. Denn die Auseinandersetzung ist überschaubar, es geht nur um Geld und nicht – wie in den vergangenen Jahren – um komplexe Themen wie Bildungsteilzeit oder Leiharbeit. Einen ersten Hinweis auf die kommenden Monate gibt der Tarifbereich mit dem Namen Holz und Kunststoff verarbeitende Industrie. Für die hier tätigen 200 000 Beschäftigten hat die IG Metall bereits 5,0 Prozent gefordert. Dahinter wird sie kaum bleiben können, wenn es um die Millionen Metaller im Fahrzeug- und Maschinenbau geht. Wenn jedoch die Forderung über fünf Prozent liegt, wäre ein Abschluss nur mit einer Zwei vor dem Komma der eigenen Basis nicht zu verkaufen. Eine Drei jedoch, das wissen die langfristig denkenden Strategen in der IG Metall, ist den Arbeitgebern nur zuzumuten, wenn der Vertrag lange läuft und die nächste Gehaltserhöhung frühestens in anderthalb Jahren ansteht. Eine Laufzeit bis Ende 2017 passt durchaus ins Kalkül der Gewerkschafter.

In diesem Fall hat die IG Metall hinreichend Zeit, um sich auf die nächste, deutlich schwierigere Tarifrunde vorzubereiten, in der es um mehr Flexibilität für die Arbeitnehmer bei der Arbeitszeit geht. Das betrifft die Insolvenzsicherung von Arbeitszeitkonten ebenso wie mobiles Arbeiten, den Wechsel von einer Präsenz- zu einer Ergebniskultur in den Unternehmen und schließlich und überhaupt um mehr Zeitsouveränität. Die Gestaltung der Arbeitswelt will die Gewerkschaft nicht den Arbeitgebern überlassen und reklamiert vielmehr auch Unterstützung durch die Politik. Passend zum Bundestagswahlkampf 2017 wird die IG Metall deshalb die große Trommel rühren für eine neue Arbeitszeitpolitik.

Am wahrscheinlichsten sind neue Streiks bei Lufthansa

Auf dem Weg zu diesem großen Ziel ist die Tarifrunde im Frühjahr nur eine Zwischenetappe. Mit größeren Streiks oder gar einem echten Arbeitskampf ist weder in der Metallindustrie noch im öffentlichen Dienst zu rechnen. Verdi hat nach den teuren Konflikten in den Kitas und bei der Post kein Geld für längere Arbeitskämpfe. Spannend könnte es vom Sommer an in der Chemie werden. Im vergangenen Jahr hatten sich hier die Tarifparteien ziemlich verhakt, und die seit Jahrzehnten streikfrei funktionierende Sozialpartnerschaft zwischen IG Chemie, Bergbau, Energie bekam einen Riss.

Wenn es Streiks gibt, dann am ehesten bei der Lufthansa, wo der Konflikt mit den Piloten noch immer nicht gelöst ist. Bei den Flugbegleitern bemüht sich derweil ab Januar Matthias Platzeck um eine Schlichtung. Der frühere Brandenburger Ministerpräsident hatte 2015 den rund einjährigen Konflikt bei der Bahn gelöst. Hier stehen die nächsten Tarifverhandlungen im Herbst an. Auswirkungen auf den Weihnachtsverkehr 2016 sind nicht ausgeschlossen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false