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Wirtschaft: Tausende Lkw-Fahrer gesucht

Der Aufschwung beschert den Spediteuren mehr Aufträge

Berlin - Den Transporteuren in Deutschland fehlen Fahrer für ihre Lastwagen. Zurzeit werden zwischen 15 000 und 20 000 Fahrer gesucht, sagte Heiner Rogge, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Speditions- und Logistikverbandes (DSLV), dem Tagesspiegel. Die seien aber nicht zu bekommen, auch nicht aus dem Ausland. Osteuropäische Fahrer arbeiten längst in den Niederlanden oder Großbritannien, sagte Rogge. Deshalb habe das Gewerbe damit begonnen, die Ausbildung deutlich auszubauen.

Die anhaltend gute Konjunktur in Deutschland beschert den Spediteuren weiterhin deutlich mehr Aufträge. Transportraum ist knapp. Die Spediteure sind an allen Ecken und Enden bemüht, Kapazitäten einzukaufen auf der Straße, der Schiene und der Wasserstraße, sagte Rogge. Die Auftragslage habe sich auch in diesem Jahr weiter verbessert insbesondere im März und im April. In den ersten vier Monaten 2007 sei das Niveau der Vorjahresmonate jeweils übertroffen worden.

Aufträge habe man bisher nicht ablehnen müssen, trotz fehlender Lkw-Fahrer und teilweise bis an die Grenze gefüllter Lagerhäuser. Die Abläufe würden immer weiter optimiert, um mehr aus dem bestehenden System herauszuholen. Aber die Geschäftsexpansion wird immer schwieriger, sagte Rogge.

Verschärft wird die Lage noch durch neue Arbeitsvorschriften für Brummifahrer. Seit Mitte April dürfen sie nur noch insgesamt 48 Stunden pro Woche auf dem Bock sitzen, zuvor waren es bis zu 56,5 Stunden. Die Einsatzmöglichkeiten sind beschränkt worden, sagte Verbandsmanager Rogge. Deshalb brauchen wir zusätzliche Kapazitäten und Fahrer. Und das bedeutet zusätzliche Kosten. Es gehe um eine Steigerung im zweistelligen Prozentbereich, die an die Kunden weitergegeben werden müsse, sagte Rogge.

Vom Staat forderte er höhere Investitionen in die Infrastruktur. Wir brauchen dringend zusätzliche Parkmöglichkeiten an den Autobahnen, damit die Fahrer überhaupt die Vorschrift einhalten können, sagte Rogge. Davon abgesehen müssten die Verkehrswege ausgebaut werden. Das Geld, das heute im Bundeshaushalt dafür vorgesehen ist, reiche bei weitem nicht aus. Pro Jahr sind drei Milliarden Euro mehr nötig, damit die Engpässe in den Verkehrssystemen abgebaut werden können, sagte der Verbandsgeschäftsführer. Vor allem bei den Verbindungen zwischen den großen Ballungsräumen sei in den letzten Jahren zu wenig investiert worden. Das war auch wegen des Aufbaus Ost notwendig, muss sich jetzt aber ändern, meint Rogge. Die Forderung von zusätzlichem Geld sei natürlich schwierig. Die Konsolidierung der öffentlichen Haushalte darf nicht infrage gestellt werden. Aber man muss auch sehen, dass Investitionen in die Infrastruktur mehr Wachstum und mehr Einnahmen bringen, warb Rogge.

Davon abgesehen warte das Spediteursgewerbe noch auf die versprochene Kompensation für die Belastung durch die Lkw-Maut. Die war den Unternehmen zugesagt worden, weil sie im Wettbewerb mit Firmen aus den meisten Nachbarländern bei Steuern und Abgaben benachteiligt sind. Die extra eingeführten Zuschüsse aus dem Innovationsprogramm für neue, umweltfreundlichere Lastwagen würden aber 2008 schon wieder auslaufen und auch nur einen Teil der versprochenen Summe abdecken, mahnte Rogge. Offen seien zudem noch 350 Millionen der versprochenen 600 Millionen Euro pro Jahr. Die Lücke könne zum Beispiel durch eine Änderung der Abschreibungsregeln für Lkw gefüllt werden. Außerdem könnten Erlöse aus der Verwertung abgeschriebener Lkw für den Fall steuerfrei gestellt werden, dass das eingenommene Geld wieder investiert werde. Hier muss die Regierung bald ihre Vorschläge vorlegen, verlangte Rogge.

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