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Tausendundein DEAL (91): Heimaturlaub

Tewe Pannier,ein Geschäftsmann aus Berlin, erzählt von ArabienEndlich mal wieder in der Stadt, in der ich mich zu Hause fühle. Es regnet, und Abdallah, der Taxifahrer, schimpft auf das Wetter und über die zwei Stunden, die er am Flughafen warten musste, über den vorigen Gast und die Fußballergebnisse.

Tewe Pannier,

ein Geschäftsmann aus Berlin, erzählt von Arabien

Endlich mal wieder in der Stadt, in der ich mich zu Hause fühle. Es regnet, und Abdallah, der Taxifahrer, schimpft auf das Wetter und über die zwei Stunden, die er am Flughafen warten musste, über den vorigen Gast und die Fußballergebnisse. Woher er denn komme, frage ich. „Aus Damaskus, aber ich fahre schon seit 13 Jahren in dieser Stadt – da lernt man das Schimpfen.“ In dem Altbauviertel in der Innenstadt, direkt am Marktplatz, gibt es das beste Falafel, den frittierten Kichererbsenbrei mit Zwiebeln und Knoblauchsoße, gewissermaßen die Currywurst Arabiens. Der Imbiss heißt „Habibi“, „Liebling“, und die drei Herren vom Grill sehen aus wie Cousins. Wahrscheinlich sind sie es auch. „Wir kommen alle aus dem Irak“, sagt der eine. „Aber wir sind schon vor dem ersten Golfkrieg hergekommen.“

In den Arbeitervierteln herrscht der Koran konservativer als auf den Boulevards: Frauen in Schleier und mit schwarzen Abayas, Cafés, in denen die Herren bei Backgammon und Tee sitzen, an den Wänden Bilder von Mekka. Nur die jungen Männer stören die Frömmigkeit: Aus ihren Golfs und BMWs wummert Arab- Pop, der auch nur von Mädchen und Liebe erzählt. In dem Szeneviertel hinter dem ehemaligen Königspalast ist die Wasserpfeife Mode. Sogar die Touristen aus Amerika dampfen mit Apfel- oder Erdbeergeschmack vor sich hin.

Weiter westlich, in der Lobby des „Kempinski“, sitzt ein Scheich, trinkt Tee und lauscht dem deutschen Mann, der einen geöffneten Aktenkoffer auf den Knien balanciert und unermüdlich redet. Es geht um Immobilien. Der Scheich schweigt, nickt, wischt das rotkarierte Kopftuch zur Seite, sortiert sein weißes Gewand. In der Einkaufspassage bedient mich Fatima, ihre Eltern sind vor 20 Jahren aus dem Libanon gekommen. „Diese Stadt ist meine Heimat, voll!“, sagt sie.

Falafel auf dem Winterfeldtplatz, ein Spaziergang durch Moabit, eine Wasserpfeife in Mitte, Tee am Ku’damm, Hemdenkauf am Potsdamer Platz: Es war eine schöne Woche in Berlin! Morgen geht’s wieder nach Arabien.

Der Autor (46) betreibt eine Medienfirma in Dubai und lebt abwechselnd dort und in Berlin.

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