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Tausendundein DEAL (96): Feste feiern

Die Festtage, so scheint an diesem sonnigen Morgen eine Woche vor Heiligabend im Konferenzraum 19 Stockwerke hoch über dem Persischen Golf, werden eine komplizierte Sache. Der Chef hat in der Teambesprechung die Angelegenheit zur Diskussion gestellt: „An welchen Tagen wollen wir denn das Büro zumachen?

Die Festtage, so scheint an diesem sonnigen Morgen eine Woche vor Heiligabend im Konferenzraum 19 Stockwerke hoch über dem Persischen Golf, werden eine komplizierte Sache. Der Chef hat in der Teambesprechung die Angelegenheit zur Diskussion gestellt: „An welchen Tagen wollen wir denn das Büro zumachen?“

Zuerst meldet sich Büroleiterin Wilma, die Katholikin aus Bombay: „Schön wäre natürlich, wenn wir Weihnachten nicht zu arbeiten brauchten, also am 25. und 26. zumachten.“ Die drei anderen Katholiken – ein weiterer Inder, eine Filipina sowie ein Engländer, dessen Eltern aus Polen stammen – nicken zustimmend. Der Chef, auf Produktivität bedacht und froh, mit zwei freien Tagen zu Weihnachten davonzukommen, will schon Ja sagen, da meldet sich die holländische Protestantin im Team: „Für uns ist Heiligabend wichtig. Der soll auch frei sein!“ Der Chef stimmt großherzig zu. Plötzlich kommt Sana aus der Deckung, die Marketingassistentin aus Pakistan, die an Mohammed und Allah glaubt. „Ihr wisst schon, dass wir Muslime diese Woche unseren ,Id al Adha feiern‘, das Opferfest?!“ fragt sie.

Das hatte der Chef gerade verdrängt, jetzt wird ihm ein bisschen heiß, als er an einen weiteren Tag Ausfall denkt. Sana legt noch einen nach, und dem Chef wird noch heißer: „Übrigens wurde heute Morgen verkündet, dass anlässlich des Id al Adha drei gesetzliche Feiertage gelten – da dürfen wir gar nicht arbeiten“, sagt sie genüsslich. Produktivität ade, denkt der Chef, und die Mannschaft guckt ihn erwartungsvoll an. Er will Zeit gewinnen und adressiert Raed, den Drusen aus dem Libanon: „Wann sind denn eigentlich eure Feiertage?“ Der zuckt mit den Schultern: „Ach, wir Drusen haben keine eigenen, wir nehmen einfach alle Feiertage der anderen mit.“ Sascha, der erklärte Atheist, hat die ganze Zeit im Kalender gewühlt und meldet sich jetzt zu Wort. „Weihnachten ist am Donnerstag vorbei, am Freitag ist dann ja Wochenende – müssen wir für diesen einen Tag wirklich reinkommen?“ Der Chef seufzt tief, und bevor er eine Antwort hat, hält ihm Sascha den Kalender hin: „Und zwischen dem Wochenende und Silvester liegt auch nur noch ein Arbeitstag – das lohnt sich ja eigentlich auch nicht, oder?“

Abends fragt die Frau des Chefs: „Wie macht Ihr das eigentlich mit all den Feiertagen? Das ist doch bestimmt kompliziert.“ Der Chef verkündet froh: „Nein, es ist ganz einfach: Wir machen bis zum 2. Januar zu!“

Der Autor betreibt eine Medienfirma in Dubai und lebt abwechselnd dort und in Berlin.

Tewe Pannier, ein Geschäftsmann

aus Berlin, erzählt von Arabien

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