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Wirtschaft: Tchibo-Konzern: Kaffee-König Günter Herz geht Ende 2001

Der Kaffee-König Günter Herz scheidet nach mehr als 35 Jahren an der Spitze des Tchibo-Konzerns Ende 2001 aus. Im Interesse des konsequenten Aufbaus eines familienfremden Managements halte der Aufsichtsrat eine erneute Bestellung von Günter Herz vom 1.

Der Kaffee-König Günter Herz scheidet nach mehr als 35 Jahren an der Spitze des Tchibo-Konzerns Ende 2001 aus. Im Interesse des konsequenten Aufbaus eines familienfremden Managements halte der Aufsichtsrat eine erneute Bestellung von Günter Herz vom 1. Januar 2002 an nicht mehr für sinnvoll, teilte die Tchibo-Holding mit. Herz werde dann 61 Jahre alt sein. Nach Medienberichten soll es einen lang währenden Familienstreit unter den Herz-Brüdern gegeben haben. Der Aufsichtsrat habe in seiner Sitzung am Vortag ausführlich die großen Verdienste von Herz um den Aufbau und die Entwicklung des Konzerns mit großem Dank gewürdigt.

Die Holding umfasst die Tchibo Frisch-Röst-Kaffee GmbH, eine Beteiligung von 75 Prozent an der Reemtsma Zigarettenfabriken GmbH sowie eine Beteiligung am Kosmetikkonzern Beiersdorf mit der Traditionsmarke Nivea. Damit fuhr die Holding 1999 Erlöse von rund zehn Milliarden Mark (ohne Tabaksteuer) ein. Die Herz-Familie zählt mit ihrem Milliarden-Vermögen zu den reichsten in Deutschland.

Günter Herz war nach dem plötzlichen Tod seines Vaters Max, der das Familienunternehmen aufgebaut hatte, 1965 mit seinem Bruder Michael an die Unternehmensspitze gerückt. Schon damals soll es zwischen den insgesamt vier Brüdern und einer Schwester Erbstreitigkeiten gegeben haben. Die Brüder Michael und Wolfgang zogen sich 1989 aus dem Management zurück. Michael, der seit längerem die Ablösung von Günter gefordert haben soll, ist wie sein Bruder Joachim heute im Aufsichtsrat . Ihm zur Seite stand sein Vertrauter Wilfried Boysen, der sich künftig gänzlich auf sein Amt als Finanzvorstand bei Reemtsma konzentriert. Er wird durch Peter Diesch ersetzt, der von der EADS Airbus GmbH kommt.

Unumstritten ist die unternehmerische Leistung des als selbstherrlich geltenden Konzernchefs. Aus dem Kaffeeversand seines Vaters baute Herz das Imperium auf. Aus der väterlichen Idee, Kaffee in einer Filialkette auch zum Probieren für die Verbraucher anzubieten, ist eine deutschlandweite Filialkette mit 39000 Vertriebsstellen geworden. Ein Coup gelang Herz 1996, als er den Konkurrenten Eduscho schluckte. 244 Millionen Mark steuerte der Kaffee-Bereich 1999 zum Jahresüberschuss von 640 Millionen Mark bei. Den Löwenanteil fährt bei der Tchibo Frisch-Röst-Kaffee aber mittlerweile der Verkauf von Gebrauchsgütern ein.

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