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Wirtschaft: Tech-Werte: Aktien haben noch keinen Boden

Die Hiobsbotschaften der US-Konzerne reißen nicht ab. Nach Intel, Cisco und Oracle warnte jetzt auch Compaq, der weltweit größte Hersteller von Personalcomputern, im ersten Quartal weniger zu verdienen als erwartet.

Die Hiobsbotschaften der US-Konzerne reißen nicht ab. Nach Intel, Cisco und Oracle warnte jetzt auch Compaq, der weltweit größte Hersteller von Personalcomputern, im ersten Quartal weniger zu verdienen als erwartet. Gleichzeitig kündigte Compaq an, 5000 Arbeitnehmer zu entlassen. Das sind sieben Prozent der Belegschaft. Nach zunächst deutlichen Verlusten erholte sich der Aktienkurs am Freitag aber wieder leicht.

Eine "anhaltende Schwäche" im US-Geschäft und wachsender Preisdruck bei Servern würden den Umsatz im ersten Quartal um rund 500 Millionen Dollar schmälern, sagte Compaq-Vorstandschef Michael Capellas. Er hatte bereits vor einem Monat darauf hingewiesen, dass es immer schwieriger werde, mit PCs Geld zu verdienen. Maximal 9,2 Milliarden Dollar sollen im ersten Quartal eingenommen werden. Der Gewinn werde nur zwischen 12 und 14 Cents je Aktie liegen. Analysten hatten mit 19 Cents gerechnet. Der Konzern reagiert auf die Bilanz mit einer Kampfansage an den Hauptkonkurrenten Dell. "Wir werden unsere Preise sehr viel aggressiver gestalten", so Capellas.

Angesichts des Konjunktureinbruchs in den USA und der damit verbundenen rückläufigen Nachfrage nach Computern und Servern ist unter den PC-Produzenten ein Preiskrieg ausgebrochen. Dell brachte Compaq durch massive Preissenkungen unter Druck. "Der Wettbewerb ist außerordentlich brutal", kommentiert Steven Fortuna, Analyst bei Merrill Lynch. Seit dem Hoch am 2. August vergangenen Jahres gaben die Compaq-Notierungen um rund 45 Prozent nach. Gewinnwarnungen und Stellenkürzungen bei Compaq folgen einer ganzen Reihe ähnlicher Schreckensnachrichten aus der Technologiebranche. Die Kurse von Titanen wie Cisco, Motorola oder Intel befinden sich ebenfalls auf Tauchstation. Oracle-Titel brachen tief ein, nachdem Finanzvorstand Jeff Henley sagte: "Es könnten ein paar weitere, schwere Quartale bevorstehen." Aus den ehrgeizigen Plänen des weltweit zweitgrößten Softwareherstellers, Branchenkönig Mirosoft vom Thron zu stoßen, wird wohl so schnell nichts. Auch die direkten Rivalen von Compaq, Gateway und Dell, meldeten trübe Gewinnaussichten.

"Kein Markt für Helden", lautet deshalb der Kommentar der Technologie-Analysten beim amerikanischen Investmenthaus Goldman Sachs zur Branche. "Die Kurse von Technologieaktien erreichen zwar allmählich den Boden, wahrscheinlich ist es aber noch immer zu früh, sie unbesehen zu kaufen." Der Trend, die Gewinnerwartungen nach unten zu korrigieren, sei noch nicht gebrochen. In den vergangenen Monaten verbrannten sich Anleger, die glaubten, nach dem bisherigen Kursverfall seien Technologieaktien ein gutes Investment, immer wieder die Finger. Die Titel waren oft schon am nächsten Tag viel günstiger zu haben. Hinzu kommt, dass die Kurse im Verhältnis zum zu erwartenden Gewinn noch immer hoch sind. Erst, wenn die Flut der Negativ-Meldungen abebbt und die US-Wirtschaft sich wieder von ihrer starken Seite zeigt, lohnt sich ein Engagement im Tech-Sektor.

chn

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