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Bulle und Bär in Frankfurt.

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Technische Panne: Dax verliert rund 200 Punkte in 15 Minuten

Der Dax hat am Freitag innerhalb von 15 Minuten 200 Punkte verloren. Dass die Griechenland-Krise die Ursache sein könnte, ist Spekulation. Eine Korrektur ist nach dem steilen Aufstieg überfällig. Zudem gab es eine technische Panne.

Von Andreas Oswald

Die europäischen Börsen sind zum Wochenschluss unter die Räder gekommen. Am Freitagmittag gerieten die Kurse kräftig ins Rutschen: Der Dax büßte rund zweihundert Punkte innerhalb einer Viertelstunde ein. Am Nachmittag notierte er mit 11.770 Punkten rund zwei Prozent im Minus. Auf Wochensicht verlor der deutsche Leitindex damit fünf Prozent.

Die Frage ist, in wieweit die Griechenlandkrise Ursache sein könnte. Dafür spricht die zunehmende Aussicht, dass das Land doch zahlungsunfähig werden könnte. Andererseits ist diese Aussicht nicht ganz neu. Eine andere Ursache für den Absturz könnte die Tatsache sein, dass nach dem steilen Aufstieg des Dax in den letzten Wochen eine Korrektur längst überfällig ist.

Ein mehrjähriger Aufwärtstrend wird immer wieder von Abwärtskorrekturen begleitet. Die Frage ist, ob es sich wieder um eine Korrektur handelt, oder ob der Aufwärtstrend zu Ende ist. Letzteres dürfte unwahrscheinlich sein, die Euphorie hatte gerade erst begonnen, das Anleihekaufprogramm der EZB ebenfalls und gerade erst beginnen die Wirtschaftsdaten in Deutschland und der Eurozone besser zu werden. Auch an den anderen europäischen Handelsplätzen ging es am Freitag deutlich bergab: Der EuroStoxx fiel um 1,9 Prozent auf 3679 Zähler.

In China beschleunigten Reuters zufolge Spekulationen um regulatorische Beschränkungen im Aktienhandel in China die Talfahrt. Daraufhin brachen die Terminkontrakte auf chinesische Aktien um sechs Prozent ein. Offenbar wollen die Regulierungsbehörden mit Auflagen exzessiven Marktspekulationen einen Riegel vorschieben, um einen Börsencrash zu vermeiden. So sei ein Verbot von Transaktionen auf Pump (“Margin lending“) im außerbörslichen OTC-Geschäft geplant, hieß es am Markt.

Diese Geschäfte boomen in Zeiten billigen Zentralbankgeldes und feuern die Rally am Aktienmarkt an. Der Shanghai Composite hat sich in den vergangenen zwölf Monaten so gut wie verdoppelt und notierte zuletzt bei 4288 Punkten.

Technische Panne bei Bloomberg

Ein weiterer Faktor für die schnelle Abwärtsbewegung an den europäischen Börsen sei eine technische Panne beim Marktdatenanbieter “Bloomberg“ gewesen, berichtet Reuters weiter. Viele Börsianer hätten deswegen bis zum Mittag nicht handeln können. “Händler mussten die China-Nachrichten erst verarbeiten, nachdem die Bloomberg-Terminals wieder liefen und dann kam es am Mittag zu dem Kursrutsch in Europa“, sagte Ioan Smith vom Handelshaus KCG Europe. Zudem spielte auch der kleine Verfall von Optionen am Terminmarkt eine Rolle.

Der griechische Leitindex verlor 3,4 Prozent. Am Athener Anleihemarkt blieb die Lage ebenfalls angespannt, die Renditen blieben in Reichweite ihrer Mehrjahreshochs. “Griechenland läuft die Zeit weg“, sagte laut Reuters Stratege Nick Stamenkovic von RIA Capital Markets. “Beide Seiten geben nicht nach, und es läuft alles auf die letzte Minute hinaus.“ Wegen Medienberichten über die Bitte um einen Zahlungsaufschub für eine Kreditrate des Internationalen Währungsfonds (IWF) hatten Anleger griechische Papiere verstärkt aus ihren Depots geworfen.

Vor diesem Hintergrund blieben die als sicher geltenden Bundesanleihen für Investoren attraktiv. Die Rendite der zehnjährigen Titel fiel bis auf 0,050 Prozent und damit den vierten Tag in Folge auf ein Rekordtief.
Die VW-Aktien lagen nach dem Ruhen des Machtkampfs mit 237,35 Euro nur knapp im Minus, während alle anderen Dax-Werte deutlich nachgaben. (mit Reuters)

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