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Wirtschaft: Technologiebranche wächst langsamer

Kanzler eröffnet Cebit– Branchenverband kritisiert die Bundesregierung

Hannover Die Computermesse Cebit ist am Mittwoch mit einem verhaltenen Branchenausblick gestartet. Willi Berchtold, Präsident des Bundesverbandes Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (Bitkom), nannte für das kommende Jahr ein Umsatzwachstum von 3,1 Prozent auf dann 140 Milliarden Euro. Das wäre zwar mehr, als für die Gesamtwirtschaft erwartet wird, aber weniger als die 3,4 Prozent Wachstum, die für die Branche in diesem Jahr prognostiziert werden.

Berchtold sagte, die Branche könne in diesem Jahr „sogar ein paar Prozentpunkte mehr abliefern, sowohl im Umsatz als auch in der Beschäftigung“. Dies verhindere die Politik. Berchtold bezifferte die „politisch bedingten Sonderbelastungen“ auf über eine Milliarde Euro, „die im Markt fehlt: für Investitionen, für Innovationen, für neue Arbeitsplätze“.

Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) hob in seiner Eröffnungsrede am Abend in Hannover die Dynamik der Branche hervor. Er bezeichnete die wieder erstarkte Industrie als Wachstumsmotor für die deutsche Wirtschaft. Allein 2004 hätten deutsche IT-Unternehmen beim Export um mehr als zehn Prozent zugelegt, sagte Schröder. „Das ist Ausdruck für die Konkurrenzfähigkeit und die Exzellenz der Branche.“ Die Unternehmen hätten die „Möglichkeiten einer globalisierten Wirtschaft konsequent genutzt“, sagte der Kanzler.

Zur Kritik der Branche an der geplanten Einführung von Urheberrechtsabgaben auf Computer und Handys mit Internet-Zugang sagte Schröder, hier sollte eine Lösung gefunden werden, „die sicher stellt, dass die Wettbewerbsbedingungen in Deutschland nicht schlechter sind als in anderen europäischen Ländern“. Bitkom-Chef Berchtold hatte die geplante Abgabe zuvor scharf bemängelt. „Wir reden hier über eine zusätzliche Belastung von 300 bis 500 Millionen Euro pro Jahr“, hatte Berchtold gesagt. Auch bei einem anderen Kritikpunkt signalisierte Schröder Unterstützung: der Plan der Finanzbehörden, die Abschreibungsfristen für betrieblich genutzte Software auf zehn Jahre zu verlängern, könne „nicht richtig sein“, sagte Schröder. Bitkom befürchtet bei einer Verlängerung Umsatzeinbußen bei den Softwareanbietern von rund 300 Millionen Euro. Ausgerechnet in diesem beschäftigungsintensiven Segment würde das Wachstum um zwei Prozentpunkte gedrückt, sagte Berchtold.

Berchtold forderte die Politik auf, größere Projekte wie die Gesundheitskarte, den Personalausweis mit biometrischen Merkmalen und Schulcomputer zu fördern. Wie der Kanzler beschrieb er Bildung als Ausgangspunkt für Innovationen. Bitkom rechnet damit, dass die Zahl der Arbeitsplätze in der Branche im Gleichschritt mit dem Marktwachstum verläuft. In diesem Jahr dürften demnach 10 000 Jobs dazukommen – es wäre der erste Anstieg seit 2000.vis/mod

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