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Wirtschaft: Telefon-Wettbewerb geht an der Bundeswehr vorbei

Veraltete Technik verhindert Einsparung von SteuergeldernVON GEORG WEISHAUPT (HB) RHEINBACH.Die jüngste Anweisung des Fernmeldeamtes der Bundeswehr ist klar und deutlich.

Veraltete Technik verhindert Einsparung von SteuergeldernVON GEORG WEISHAUPT (HB) RHEINBACH.Die jüngste Anweisung des Fernmeldeamtes der Bundeswehr ist klar und deutlich.Sie untersagt allen Dienststellen, die Kennziffern der neuen Telefongesellschaften zu wählen.Da drängt sich der Verdacht auf, die Bundeswehr verzichte bewußt auf Kosteneinsparungen und wolle der Deutschen Telekom AG eisern die Treue halten."Das stimmt nicht", protestiert Oberst Günther Dreher, Chef der Abteilung III des Amtes für Fernmelde- und Informationssysteme der Bundeswehr (AFmISBw)."Es ist ja unser Hauptziel, die Telefonkosten zu senken", versucht er dem Besucher in seinem Amtszimmer in der Tomburg Kaserne, Rheinbach/Bonn, klarzumachen.Die Verfügung, nicht von Fall zu Fall (Call by Call) mit den Newcomern zu telefonieren, hänge mit einem anderen Problem zusammen.Die Neuen leiten ihre Gebührenimpulse nicht weiter.So ist es für die Controller in den 61 Fernmeldesystembezirken der Bundeswehr unmöglich zu prüfen, ob die Telekom-Rivalen die über sie abgewickelten Gespräche korrekt abrechnen.Also kommt für die Bundeswehr nur in Frage, für externe Gespräche ganz zu einem der Newcomer zu wechseln (Preselection).Mehrere Telefongesellschaften haben schon in Rheinbach verhandelt aber ohne Ergebnis.Dreher: "Wir sind für die bislang nicht besonders interessant." Das kommt überraschend.Immerhin hat die Bundeswehr eine Telefonrechnung wie ein großes Unternehmen: Rund 18 Mill.DM fließen jedes Jahr in die Kasse der Telekom.Die Summe wäre noch höher, wenn die Bundeswehr nicht Telefonate zwischen ihren Standorten über ein eigenes Netz abwickeln würde.Daß die deutschen Streitkräfte dennoch für die Newcomer im Telekommarkt unattraktiv sind, liegt an ihrer Struktur.Die Dienststellen sind über 1200 Standorte in Deutschland verteilt."Viele Kasernen führen nur wenige Gespräche nach außen", erläutert Dreher.So sorgen nur etwa 40 Telefonanlagen der Bundeswehr bei der Telekom für eine nennenswerte Rechnung.Sie repräsentieren zusammen ein Volumen von 8 Mill.DM (rund 44 Prozent der Gesamtrechnung).Die Standortvielfalt würde die neuen Telecoms nicht stören, wenn die Bundeswehr in der Lage wäre, ihren gesamten Telefonverkehr zu bündeln.Das funktioniert aber nicht, weil die Bundeswehr mit alter Technik arbeitet."Manche Anlagen stammen noch aus den fünfziger Jahren", merkt der Oberst an.Das soll anders werden.Seit drei Jahren investiert Verteidigungsminister Volker Rühe kräftig in das Netz.Für "mehrere Mrd.DM" will er die Kommunikationstechnik auf den aktuellen Stand bringen.Der Spielraum, die Telefonkosten von Deutschlands Armee zu senken, ist aber eng.Die Bundeswehr hat sich für ihre Infrastruktur langfristig an die Telekom gebunden.Bereits 1989 unterzeichnete sie mangels Alternativen einen Rahmenvertrag für 15 Jahre mit der damaligen Bundespost.Allerdings werde dieses Netz ergänzt, erläutert Dreher.Das wäre eine Chance für die neuen Spieler.

GEORG WEISHAUPT (HB)

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