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Wirtschaft: Telekom baut Personal schneller ab

Mehr Mitarbeiter als erwartet nehmen eine Abfindung oder das Angebot zur Altersteilzeit an Der Konzern hofft auf ein neues Gesetz, damit auch Beamte früher gehen können

Düsseldorf - Die Deutsche Telekom liegt bei ihrem Personalabbau über den eigenen Erwartungen. „Der Abbau kommt deutlich besser voran als geplant“, sagte Personalvorstand Heinz Klinkhammer im Gespräch mit dem „Handelsblatt“. „Wir werden unser Ziel für dieses Jahr deutlich übertreffen.“ So haben von einem Angebot zur Altersteilzeit bis Ende Mai bereits mehr Mitarbeiter Gebrauch gemacht, als Klinkhammer für das gesamte Jahr geplant hatte. Auch für das Abfindungsprogramm interessierten sich in den ersten fünf Monaten weit mehr Mitarbeiter als erwartet.

Die Telekom will sich bis 2008 von insgesamt 32 000 Mitarbeitern trennen. Die Mehrheit soll aus der Festnetzsparte T-Com stammen, die unter anhaltenden Umsatzrückgängen leidet. Grund ist der Vormarsch des Mobilfunks und der Internet-Telefonie. „Bei sinkenden Umsätzen müssen wir bei den Kosten sparen, wenn wir verhindern wollen, dass die Marge leidet“, sagt Klinkhammer. Die Telekom hat im ersten Quartal dieses Jahres 160 000 Festnetzkunden monatlich verloren. Für den Fall, dass diese Krise anhält, schloss Klinkhammer für 2007 zusätzliche Kürzungen bei den Personalkosten nicht aus.

Der Markt begrüßt solche Maßnahmen. Für die Ratingagentur Fitch ist die bislang geplante Reduzierung der Mitarbeiterzahl entscheidend „für die langfristige Wettbewerbsfähigkeit der Telekom bei den Kosten“.

Personalabbau ist bei dem ehemaligen Staatskonzern aber nicht einfach: Bis 2008 schließt ein Beschäftigungspakt betriebsbedingte Kündigungen aus. Zudem sind 80 Prozent der T-Com-Beschäftigten Beamte oder unkündbar. Der Bonner Konzern hat seinen Mitarbeitern Anfang des Jahres deshalb verschiedene Angebote unterbreitet, um ihnen den freiwilligen Abgang schmackhaft zu machen. So bietet Klinkhammer mit der „Abfindung spezial“, die noch bis Ende August gilt, tarifgebundenen Beschäftigten bis zu 225 000 Euro, wenn sie gehen. Auf diese Weise wollte der Personalvorstand in diesem Jahr knapp 1600 Beschäftigte loswerden. Ende Mai hatten aber bereits 1200 einen entsprechenden Vertrag unterschrieben und noch einmal ebenso viele einen Antrag dafür gestellt.

Ähnlich sieht es bei der Altersteilzeit aus, die es 55-Jährigen ermöglicht, fünf Jahre lang für 80 Prozent ihrer Bezüge zu arbeiten und dafür mit 60 ohne Einbußen in Rente zu gehen. Statt der prognostizierten rund 1600 Mitarbeiter bis Jahresende hatten sich bis Ende Mai bereits fast 1800 Beschäftigte für die Altersteilzeit entschieden. Insgesamt sind damit in den ersten fünf Monaten dieses Jahres 3700 Mitarbeiter gegangen oder haben entsprechende Verträge unterschrieben. Bis Jahresende war ursprünglich ein Abbau in Höhe von gut 7600 Mitarbeitern geplant.

Eine Gruppe konnte Klinkhammer bisher aber noch nicht ansprechen – die Beamten. 10 000 sollen den Konzern bis 2008 verlassen. Der Personalchef rechnet damit, dass der Bund im Herbst über eine Gesetzesänderung entscheidet, die es ihm ermöglicht, auch Beamte in den Vorruhestand zu schicken. Anfang Juni hatte das Kabinett eine entsprechende Gesetzesvorlage beschlossen. Kommt das Gesetz, rechnet Klinkhammer damit, dass zahlreiche Beamte sich noch 2006 für den Vorruhestand entscheiden.

Die Telekom will aber auch nach 2008 weiter Personal reduzieren. Grund ist der geplante Bau von neuen Netzen, die auf der Internettechnik basieren. In den kommenden Jahren werden alle Telekommunikationskonzerne diese so genannten Next Generation Networks (NGN) bauen. „Die neuen Netze werden dafür sorgen, dass erheblich weniger Techniker gebraucht werden“, sagt Klinkhammer. „Wir müssen den Personalabbau deswegen auch nach 2008 fortsetzen.“ Aus dem Betriebsrat ist zu hören, die Stimmung sei trotz der Angebote schlecht. „Die Tragik liegt aber darin, dass dieser Personalabbau in der aktuellen Marktsituation vermutlich nötig ist, um Schlimmeres zu verhindern“, hieß es.

DER PLAN

ABBAU

Die Telekom will sich bis 2008 von 32 000 ihrer knapp 108 000 Mitarbeiter in Deutschland trennen. Ebenso lange schützt aber ein Beschäftigungspakt mit der Gewerkschaft vor betriebsbedingten Kündigungen.

ANGEBOTE

Den tarifgebundenen Mitarbeitern wurden Anfang 2006 Abfindungen, Vorruhestandspläne und Altersteilzeit angeboten, damit sie freiwillig gehen.

VERKAUF

Zwei Einheiten der konzerneigenen Beschäftigungsgesellschaft Vivento will die Telekom samt 7000 Mitarbeitern in mehreren Teilen verkaufen. Dazu zählen ein Call-Center und ein Betrieb für technische Dienstleistungen. HB

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