zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Telekom-Chef Ricke macht reinen Tisch

Nach dem Rekordverlust von 24,6 Milliarden Euro geht es jetzt um den Abbau der Schulden – die Aktie stürzt ab

Hannover (vis). Die Telekom schließt das Jahr 2002 mit 24,6 Milliarden Euro Defizit ab. Das ist der höchste Verlust, den je ein Unternehmen in Europa verbuchte. TelekomChef Kai-Uwe Ricke sagte, das Ergebnis spiegele die ernste Lage wider, in der sich das Unternehmen im vergangenen Jahr befand. „Da gibt es nichts zu beschönigen". Das Geschäft hat sich allerdings zum Jahresende etwas besser entwickelt, als Analysten erwartet hatten. Trotzdem brach der Börsenkurs des Unternehmens am Montag ein.

Grund für den hohen Fehlbetrag am Ende des Jahres sind Sonderabschreibungen und Wertberichtigungen auf Beteiligungen der Telekom. Im Wesentlichen handelte es sich dabei um Abschreibungen auf den Wert der Lizenzen für die neue Mobilfunktechnik UMTS und den Firmenwert der US-Mobilfunktochter Voicestream. Weiteren Abschreibungsbedarf sieht Telekom-Finanzchef Karl-Gerhard Eick zum aktuellen Zeitpunkt nicht. „Wir haben alles ausgekehrt“, sagte er im Vorfeld der Computermesse Cebit in Hannover.

In den letzten drei Monaten des Geschäftsjahres 2002 steigerte die Telekom ihren Umsatz im Konzern um neun Prozent auf 14,5 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis (vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen – Ebitda) wuchs im vierten Quartal im Vergleich zur Vorjahresperiode um 18,8 Prozent auf 4,7 Milliarden Euro. Damit lagen die Zahlen leicht über den Erwartungen der Analysten. Der Aktie half dies am Montag jedoch nicht. Nach einem positiven Start verlor das Papier bei allgemein schwachem Markt 9,58 Prozent auf 9,15 Euro. Eine überzeugende Erklärung dafür konnten Analysten am Dienstag nicht geben.

Im Gesamtjahr konnte die Telekom ihren Umsatz um 11,1 Prozent von 48,3 Milliarden Euro in 2001 auf 53,7 Milliarden Euro steigern. Davon seien 4,3 Prozent „organisches“ Wachstum gewesen, sagte Ricke, also Wachstum, das ohne Zukäufe realisiert wurde. Das Ebitda (inklusive Sondereinflüsse) lag im Gesamtjahr bei 16,1 Milliarden Euro nach 18,1 Milliarden Euro in 2001. Als Sondereinfluss bezeichnet die Telekom zum Beispiel das Finanzergebnis. Ohne diese Sondereinflüsse wuchs das Ebitda um 7,8 Prozent auf 16,3 Milliarden Euro.

Der wichtigste Wachstumstreiber im Konzern sei weiterhin die Mobilfunksparte T-Mobile, sagte Ricke. Er verwies darauf, dass T-Mobile USA der am schnellsten wachsende Mobilfunkbetreiber in den USA sei. T-Mobile USA konnte das inzwischen positive operative Ergebnis im Vergleich zum Vorquartal deutlich steigern. In diesem Jahr wolle die Telekom weitere zwei Milliarden Euro in T-Mobile USA investieren, sagte Finanzchef Eick.

Beim Schuldenabbau ist die Telekom inzwischen ein paar Milliarden Euro vorangekommen. Ende Dezember lagen die Verbindlichkeiten noch bei 61,1 Milliarden Euro, nach 64,3 Milliarden Ende September. Die Telekom will sich in diesem Jahr von Immobilien und anderen nicht-strategischen Beteiligungen in Höhe von etwa sechs Milliarden Euro trennen. Weitere sechs Milliarden Euro sollen aus dem laufenden Geschäft zum Schuldenabbau beitragen. Ende des Jahres sollen sich die Schulden dann in einem Bereich zwischen 50 Milliarden und 52 Milliarden Euro bewegen.

Vorstand wagt keine Gewinnprognose

Zu der entscheidenden Frage, wann die Deutsche Telekom in die Gewinnzone zurückkehren wird, wollten sich weder Ricke noch Eick äußern. „Ich bin hoffnungsfroh, dass wir irgendwann wieder schwarze Zahlen schreiben“, sagte Ricke lediglich. Genauer wurde er nicht. Eick verwies darauf, dass der Konzernfehlbetrag im vierten Quartal 2002 ohne Sondereinflüsse bei – nur noch – 0,5 Milliarden Euro gelegen habe. Im gleichen Quartal des Vorjahres hatte der Verlust auf vergleichbarer Basis noch bei 1,9 Milliarden Euro gelegen. „Ich bin noch nicht zum Jubeln aufgelegt, was die Gesamtprofitabilität betrifft. Wir haben noch hart zu arbeiten“, sagte Eick.

Analysten erwarten, dass die Telekom schon im kommenden Jahr wieder schwarze Zahlen schreiben könnte, wenn sich der positive Trend fortsetzt. „Wir hatten einen positiven Jahresüberschuss ursprünglich für 2005 erwartet", sagte Analyst Marcus Sander vom Bankhaus Sal. Oppenheim. „Jetzt sehen wir gute Chancen, dass es vielleicht schon 2004 soweit ist.“ Ralf Hallmann, Analyst der Bankgesellschaft Berlin, sagte: „Der Trend bei der Telekom zeigt nach oben."

Telekom-Chef Ricke rechnet nicht mit negativen Folgen für das Unternehmen, sollte es tatsächlich zu einem Irak-Krieg kommen. „Wir halten an unseren Zielen für dieses Jahr fest“, sagte er. Auch die Verstimmungen auf politischer Ebene zwischen Deutschland und den USA wirkten sich bisher nicht nachteilig auf die Geschäfte der amerikanischen Mobilfunktochter T-Mobile USA (früher: Voicestream) aus. „T-Mobile wird dort als internationales Unternehmen wahrgenommen“, sagte Ricke.

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false