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Das ging ins Auge. Telekom-Chef René Obermann hat das Amerikageschäft schon lange keine Freude mehr gemacht. Seit über einem Jahr sucht er nach einer Lösung. Foto: dpa

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Telekom: Der 39-Milliarden-Dollar-Deal

Die Telekom verkauft ihre Tochter T-Mobile USA an den Konkurrenten AT&T und wird größter Einzelaktionär des US-Konzerns.

Berlin - Die Deutsche Telekom verkauft ihre US-Tochter T-Mobile USA für 39 Milliarden US-Dollar (28 Milliarden Euro) an den größten US-Telekommunikationskonzern AT& T. 25 Milliarden Dollar wollen die Amerikaner in bar zahlen, der Rest werde in AT&T-Aktien entrichtet, teilte die Telekom am Sonntagabend in einer Pflichtveröffentlichung mit.

Damit erhält der deutsche Konzern acht Prozent an dem US-Unternehmen und wird größter Einzelaktionär. Allerdings haben sich die Amerikaner in dem Vertrag vorbehalten, den Baranteil des Kaufpreises um bis zu 4,2 Milliarden Dollar zu erhöhen und den Aktienanteil entsprechend zu reduzieren, teilte die Telekom weiter mit. Die Deutschen bekommen zudem einen Sitz im Aufsichtsrat von AT&T. Ob Telekom-Chef René Obermann diesen Sitz selbst übernimmt oder ein anderer Telekom-Vertreter, konnte ein Unternehmenssprecher am Sonntag auf Anfrage nicht mitteilen. Der Übernahme haben die Gremien der beiden Unternehmen am Sonntag zugestimmt, allerdings steht noch die Zustimmung der US-Behörden aus. Das Geschäft soll im ersten Halbjahr 2012 vollzogen werden.

Obermann sprach in einer Videobotschaft von einer „sehr, sehr wertvollen Transaktion für die Telekom“. Als größter Einzelaktionär von AT&T partizipiere man von den Marktchancen in den USA. Zugleich gewinne der Konzern finanzielle Stärke, um in Europa zu investieren. „Wir brauchen neue Netze“, sagte der Telekom-Chef. Mit dem Geld aus den USA will der Konzern zudem Schulden in Höhe von rund 13 Milliarden Euro zurückzahlen. Weitere fünf Milliarden Euro sind für den Rückkauf eigener Aktien vorgesehen. Für die Aktionäre, die an ihrer Aktie bislang wenig Freude hatten, soll sich der Deal ab 2012 „wertsteigernd“ auszahlen, versprach Obermann.

Das größte deutsche Telekommunikationsunternehmen sucht bereits seit eineinhalb Jahren nach einer Lösung für die angeschlagene US-Tochter. T-Mobile ist in den USA der viertgrößte Mobilfunkanbieter. Die wichtigsten Konkurrenten sind Nextel, Verizon Wireless und AT&T. Während T-Mobile mit rund 33 Millionen Kunden stagniert, konnten große Wettbewerber wie AT&T mit exklusiven Handys und kleinere Anbieter mit Billigpreisen neue Kunden gewinnen.

Die Trennung vom US-Geschäft ist für die Telekom ein großer Schritt. Der Konzernteil macht gut ein Viertel des gesamten Umsatzes aus, 15 Prozent der über 250 000 Telekom-Beschäftigten arbeiten in den USA.

Telekom-Chef Obermann will sich nach dem Verkauf der US-Tochter auf Europa konzentrieren und beendet mit diesem Schritt die globale Expansionsstrategie, die der frühere Telekom-Vorstandsvorsitzende Ron Sommer verfolgt hatte. Unter Sommer hatte die Telekom vor zehn Jahren den US-Mobilfunker Voicestream für die schwindelerregende Kaufsumme von 50 Milliarden Dollar übernommen. Weil Mobiltelefone seinerzeit in den USA wenig verbreitet waren, konnte Voicestream, das in T-Mobile USA umbenannt wurde, zunächst kräftig wachsen. Doch der Wachstumskurs hielt nicht an. Die Telekom versäumte den Ausbau des Mobilfunknetzes für das mobile Internet, die Kunden begannen abzuwandern. Hinzu kam, dass die Telekom anders als in Deutschland in den USA keine I-Phones verkaufen darf.

Das amerikanische Abenteuer hat für die Telekom jetzt ein Ende. Wachsen will der Konzern aber dennoch – beim mobilen Internet, beim vernetzten Zuhause, bei Internetdiensten, bei Cloud basierten Angeboten und bei intelligenten Netzen. „Hier muss investiert werden“, betonte Obermann am Sonntag. Der Telekom-Chef wirkte erleichtert: „Das ist ein guter Tag“, sagte er in seiner Videobotschaft. mit rtr

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