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Wirtschaft: Telekom-Kabelnetz: Verkauf in der Schwebe

Der US-Konzern Liberty Media versucht beim Kauf der Kabelnetze der Deutschen Telekom offenbar, über die Bundesregierung ein mögliches Verbot durch das Bundeskartellamt zu verhindern. Unternehmensgründer John Malone habe um ein Treffen mit Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) gebeten, erklärte das Bundespresseamt am Mittwoch in Berlin.

Der US-Konzern Liberty Media versucht beim Kauf der Kabelnetze der Deutschen Telekom offenbar, über die Bundesregierung ein mögliches Verbot durch das Bundeskartellamt zu verhindern. Unternehmensgründer John Malone habe um ein Treffen mit Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) gebeten, erklärte das Bundespresseamt am Mittwoch in Berlin. Es gebe dafür aber keinen Termin. Das "Handelsblatt" hatte berichtet, Malone wolle von Schröder die Zusicherung, dass ein mögliches Verbot der Übernahme der Telekom-Netze durch die Kartellbehörde per Ministerweisung ausgehebelt werde. Das für eine Ministerweisung zuständige Bundeswirtschaftsministerium erklärte, Liberty sei dort bisher in der Frage noch nicht vorstellig geworden. Es seien auch keine Gespräche vorgesehen. Beim Bundeskartellamt hieß es, grundsätzlich könne ein Ministerbeschluss nur erfolgen, wenn ein Zusammenschluss durch die Behörde bereits verboten sei. Nach dem Kurssturz der T-Aktie in den vergangenen Wochen wäre ein möglicherweise monatelanger Poker um politische Garantien ein weiterer Rückschlag für die Telekom, die die Kabelmilliarden fest für die Schuldentilgung eingeplant hat.

Unterdessen kündigte ein weiterer Aktionär der Telekom eine Klage an. Anwalt Said Kuhlig erklärte am Mittwoch, dass er die Klage innerhalb der nächsten 14 Tage beim Landgericht Frankfurt einreichen wird. Sein Mandant wolle auf diese Weise erreichen, dass er einen Ausgleich für Verluste erhält, die er mit seinem Investment in Telekom-Aktien erlitt. Er argumentiert, die dem Land Hessen unterstehende Zulassungsbehörde an der Frankfurter Börse sei ihrer Prüfungspflicht bei allen drei Emissionen von Telekom-Aktien seit 1996 nicht nachgekommen. Die Deutsche Börse wollte sich nicht zu dem Vorgang äußern. Das Land Hessen sieht nach Angaben des Wirtschaftsministeriums dem Verfahren gelassen entgegen. Reinhild Keitel, Vorstandsmitglied der Schutzgemeinschaft für Kleinaktionäre, schätzt den Ausgang als "völlig offen" ein. "Für ein solches Verfahren gibt es noch keine Präzedenzfälle", erklärte Keitel.

Trotz der neuerlichen Turbulenzen notierte die T-Aktie am Mittwochnachmittag mit 16,95 Euro nur leicht unter dem Vortagsschluss. Entwarnung kam auch vom Telekom-Großaktionär Telephone and Data Systems (TDS). TDS schließt einen Verkauf seiner 131,5 Millionen T-Aktien in diesem Jahr aus.

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