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Wirtschaft: Telekom: Netz muss billiger vermietet werden

Berlin (dri/HB/Tsp). Die Wettbewerber der Deutschen Telekom müssen dem Ex-Monopolisten für die Benutzung seines Netzes ab 2002 weniger zahlen.

Berlin (dri/HB/Tsp). Die Wettbewerber der Deutschen Telekom müssen dem Ex-Monopolisten für die Benutzung seines Netzes ab 2002 weniger zahlen. Abgerechnet wird künftig nicht mehr nach Entfernung, sondern auf Basis der benutzten Vermittlungstechnik. Das teilte die Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post am Montag mit. Im Durchschnitt liegen die neuen Tarife 14 Prozent unter den heute geltenden und bis zu 25 Prozent unter den von der Telekom beantragten Tarifen.

Von der Senkung der Durchleitungsgebühren profitieren die etwa 100 neuen Festnetz-Telefongesellschaften in Deutschland, die keine flächendeckenden eigenen Telefonnetze haben und daher auf die Mitbenutzung des Telekom-Netzes angewiesen sind. Zwischen der Telekom und ihren Wettbewerbern war vor allem die künftige Netzstruktur umstritten, die dem neuen Tarifsystem zu Grunde liegt. Gegen den Protest der Telekom entschied sich die Regulierungsbehörde jetzt für eine zweistufige Netzstruktur: Die lokale Ebene besteht dabei aus 475 Zusammenschaltungspunkten (Interconnection) mit dem Netz der Telekom, die übergeordnete Ebene umfasst 23 Interconnection-Stellen. Wettbewerber, die in den Genuss des niedrigsten Durchleitungstarifs von 0,65 Cent kommen wollen, müssen ihre Netze an 475 Stellen mit dem der Telekom verknüpfen. Die Telekom hatte stattdessen 936 Zusammenschaltungspunkte gefordert, was erheblich höhere Investitionen von den Wettbewerbern erfordert hätte.

Kurth bezeichnete das neue System als gerechter: "Neue Wettbewerber, die mehr in eigene Infrastruktur investiert haben, können in größerem Umfang preisgünstigere Verbindungen in Anspruch nehmen als solche, die nur wenig in ein eigenes Telefonnetz investiert haben." Entsprechend begrüßten gestern Telefongesellschaften mit großen eigenen Netzen, wie Arcor und Colt Telecom die Entscheidung. Kleinere Anbieter und vor allem lokale Stadtnetzbetreiber stehen ihr eher skeptisch gegenüber: Sie sehen sich kaum in der Lage, bundesweit 475 Zusammenschaltungspunkte aufzubauen.

Ob die neuen Tarife zu einem neuerlichen Preisrutsch bei den Telefongegühren für die Endverbraucher führen, ist jedoch noch offen. Die Wettbewerber der Telekom werden sicher versuchen, den Preisvorteil für sich zu behalten. Denn die Margen sind nach den vielen Preissenkungen in den vergangenen Jahren erheblich geschrumpft.

Mit der Anwendung des neuen Systems bleibt Kurth im Wesentlichen bei einer Entscheidung seiner Behörde vom September 2000. Diese Entscheidung war jedoch auf Klage der Telekom vom Oberverwaltungsgericht Münster im Eilverfahren vorerst gestoppt worden. "Wir sehen keinen großen Unterschied zur bisherigen Anordnung", sagte ein Telekom-Sprecher. Eine erneute Klage wollte er nicht ausschließen.

dri

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