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Telekom: Neue Proteste gegen Sparpläne

Rund 1300 Beschäftigte der Telekom haben gegen die geplante Auslagerung von 50.000 Mitarbeitern demonstriert. Die Gewerkschaft Verdi kündigte einen harten Kampf an und droht mit Streik.

Offenbach - Verdi-Chef Frank Bsirske kritisierte: "Rendite rauf, Gehälter runter, Leute raus, das ist nicht der richtige Weg." Wegen hoher Einbußen im Inlandsgeschäft will die Telekom 50.000 Mitarbeiter in eine Service- Gesellschaft ausgliedern, um etwa eine Milliarde Euro zu sparen. Die Beschäftigten in der neuen Tochterfirma T-Service sollen unter anderem länger arbeiten und weniger verdienen.

Volker Metzroth hat mit 14 Jahren seine Ausbildung als Fernmeldehandwerker bei der Bundespost begonnen, heute ist er 54 Jahre alt und will unbedingt bei der Deutschen Telekom weiter beschäftigt sein: "Mir macht der Job viel Spaß, aber ich habe zunehmend Bauchschmerzen, wenn ich die Rahmenbedingungen sehe." Wie mehr Service mit weniger und schlechter bezahlten Mitarbeitern aussehen soll, könne sich keiner vorstellen. Deshalb nutzen 1300 Mitarbeiter die Mittagspause während einer Betriebsversammlung der Telekom Niederlassung "Technische Infrastruktur Mitte", um ihrem Unmut vor der Stadthalle in Offenbach Luft zu machen.

Viele Beschäftigte resignieren

"Wir haben im Betrieb ständig Veränderungen. Ist die eine gerade verarbeitet, kommt die nächste", kritisiert Gabriele Vorwieger. Die 40-Jährige arbeitet seit 23 Jahren für den Telefonriesen. Immer mehr ihrer Kollegen resignierten: "Ihnen fehlt die Sicherheit, sie sehen keine Perspektive und so geht die Motivation runter." Der Vergleich mit anderen Telefongesellschaften stört Vorwieger, die gerade an einem neuen High-Speed-Internet arbeitet. Einige Mitbewerber hätten nur deshalb weniger Mitarbeiter, weil sie ihre Leitungen bei der Telekom mieteten. Telekom-Chef René Obermann solle daher nicht "Äpfel mit Birnen" vergleichen.

"Wir wollen mit der Telekom an einem Tisch sitzen", sagte Bsirske, der den Dialog zum Telekom-Vorstand sucht. Statt Mitarbeiter in eine Tochtergesellschaft T-Service auszugliedern, müssten die Markenvielfalt des Konzerns verschlankt und Abläufe neu organisiert werden. Außerdem forderte er Tarifverhandlungen, damit "in Call-Centern nicht an der Armutsgrenze gearbeitet wird". DGB-Chef Michael Sommer warf der Telekom im ARD-Morgenmagazin "Lohnraub" vor. Die Arbeitszeitverringerung auf 34 Stunden hätten die Arbeitnehmer durch Lohnverzicht von acht Prozent bezahlt. "Das heißt, man will jetzt die Arbeitszeitverkürzung rückgängig machen und gleichzeitig diese acht Prozent einkassieren." (Von Benjamin Holler, dpa)

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