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Wirtschaft: Telekom verkauft T-Online-Aktien

Bis zu 120 Millionen Papiere gehen an Großanleger/ Erlös von 610 Millionen Euro dient Schuldenabbau

Berlin (vis). Die Deutsche Telekom hat am Montag 100 Millionen Aktien ihrer InternetTochter T-Online verkauft. Mit dem Erlös von 610 Millionen Euro will die Telekom ihre Schulden reduzieren. Die Platzierung der Aktien im Rahmen eines Bookbuilding- Verfahrens (siehe Lexikon Seite 18) hatte am Montagmorgen begonnen und sei nach nur wenigen Stunden beendet gewesen, hieß es aus Unternehmenskreisen. Das Angebot sei dreifach überzeichnet gewesen. Ob noch eine Mehrzuteilungsoption von 20 Millionen Aktien zum gleichen Preis von 6,10 Euro pro Aktie ausgeübt werde, stehe noch nicht fest, sagte ein Telekom-Sprecher. Das würde weitere rund 100 Millionen Euro in die Kassen der Telekom spülen.

Der Verkauf hilft der Telekom nicht nur beim Schuldenabbau, er gab auch den beiden Aktien am Montag kräftigen Auftrieb. Die T-Aktie konnte allerdings das Plus von 8,9 Prozent auf 13,32 Euro am Vormittag nicht über den Tag halten. Bei Börsenschluss lag die Aktie nur noch mit 2,6 Prozent im Plus bei 12,55 Euro. Das Papier von T-Online schoss am Vormittag um 13,3 Prozent in die Höhe, büßte die Gewinne aber wieder ein und schloss mit einem Kursgewinn von 4,9 Prozent bei 6,45 Euro. Auch wenn einige Analysten mit einem Verkauf von deutlich mehr T-Online-Anteilen gerechnet hatten: Für die Telekom sei das endlich wieder eine positive Nachricht, sagte ein Marktteilnehmer.

Durch den Verkauf der Aktien aus dem Bestand der Telekom rückt Europas größter Internetanbieter T-Online mittelfristig in den Kreis der potenziellen Dax-Kandidaten auf. Durch die Platzierung der Aktien bei institutionellen Investoren erhöht sich der Anteil der am Markt frei handelbaren T-Online-Aktien (Free Float) von bislang 10,4 Prozent auf rund 20 Prozent des Kapitals. Der Anteil des Free Float ist ein wesentliches Kriterium für die Aufnahme in den Auswahlindex Dax.

Der Verkauf wurde über die Investmentbanken Dresdner Kleinwort Wasserstein und Goldman Sachs abgewickelt. Das Angebot richtete sich ausschließlich an professionelle Großanleger wie Banken oder Versicherungen. Private Kleinanleger kamen nicht zum Zuge. Den Kursanstieg des T-Online-Papiers erklärte Analyst Ralf Hallmann von der Bankgesellschaft Berlin auch mit der Tatsache, dass nun die Unsicherheit aus dem Markt genommen worden sei. Zuletzt hatten die Spekulationen, dass die Telekom sich von T-Online-Papieren trennen will, für erheblichen Druck auf die Aktie gesorgt.

Nach dem Verkauf hält die Telekom noch etwa 71 Prozent der insgesamt 1,22 Milliarden Aktien. Die Telekom werde auch weiterhin eine Mehrheitsbeteiligung von mindestens 51 Prozent an Europas größtem Online-Dienst halten. Weitere Anteilsverkäufe seien aus heutiger Sicht nicht vorgesehen, teilte die Telekom mit. Die Deutsche Telekom hatte die Internettochter T-Online im April 2000 an den Neuen Markt gebracht. Der Emissionspreis hatte bei 27 Euro gelegen. Einer der Gründe für den Börsengang damals war es, sich mit den Internet-Aktien eine Akquisitionswährung zu schaffen.

Niedriger Verkaufspreis

Der Verkaufspreis der Aktien lag zwar lediglich auf dem Niveau der Jahrestiefstände des T-Online-Papiers. „Vom Kurs her gesehen war das ein ungünstiger Moment für einen Verkauf“, sagte Analyst Hallmann. Allerdings werde die Telekom keinen Buchverlust hinnehmen müssen, da T-Online bereits sehr niedrig bewertet in den Büchern stehe. „Es ist der Telekom offenbar wichtiger gewesen, den Fremdkapitalgebern zu signalisieren, dass man es mit dem Schuldenabbau ernst meint“, sagte Hallmann. Die Telekom baue dadurch der Gefahr vor, erneut von den Kreditagenturen abgewertet zu werden und künftig noch höhere Zinsen für Fremdkapital zahlen zu müssen.

Derzeit liegen die Finanzverbindlichkeiten des Bonner Konzerns bei 64 Milliarden Euro. Ziel ist es, die Schulden bis Ende 2003 auf rund 50 Milliarden Euro zu reduzieren. Ein Verkauf der noch bei der Telekom verbliebenen regionalen Kabelgesellschaften könnte einen weiteren großen Schritt beim Schuldenabbau bringen. Zurzeit verhandelt die Telekom noch mit zwei Bietergruppen. Nach Informationen des Handelsblatts sollen die Verhandlungen Anfang Dezember zum Abschluss kommen. Die Gebote reichen bis zu zwei Milliarden Euro.

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