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Wirtschaft: Telekom will beim Online-Dienst AOL einsteigen

DÜSSELDORF (brs/uso/HB). Die Deutsche Telekom AG plant den Einstieg bei dem amerikanischen Onlinedienst America Online (AOL).

DÜSSELDORF (brs/uso/HB). Die Deutsche Telekom AG plant den Einstieg bei dem amerikanischen Onlinedienst America Online (AOL). Wie das Handelsblatt aus dem Unternehmen erfahren hat, verhandelt die Telekom über den Erwerb einer Minderheitsbeteiligung an dem US-Marktführer für Online-Dienste. Die Gespräche seien in einem fortgeschrittenen Stadium, heißt es. In den letzten Wochen hielt sich Telekom-Chef Ron Sommer mehrfach zu Gesprächen mit AOL-Chef Steve Case in den USA auf. Ein Einstieg bei AOL wäre nicht billig: Bereits ein Anteil von zehn Prozent würde zum heutigen Kurs mindestens 13 Mrd. Dollar kosten.Der Ausbau der Internet-Präsenz habe für Sommer derzeit höchste Priorität, noch vor einem Kauf oder einer Fusion im Telekommunikationsbereich, hieß es. Vor einem Engagement bei AOL müßten allerdings noch kartellrechtliche Fragen geklärt werden. In Deutschland ist die Telekom mit T-Online Marktführer, zweiter ist AOL Deutschland. Ein Telekom-Sprecher wollte weder diese noch andere Meldungen über laufende Gespräche kommentieren.Sommer will die Internetpräsenz seines Unternehmens deutlich stärken. Schon vor Wochen hatte er angekündigt, den auf Deutschland beschränkten Dienst T-Online ins Ausland ausdehnen zu wollen, zunächst in die deutschsprachigen Nachbarländer, später auch in andere Regionen Europas. Durch den Einstieg bei AOL könnte er das verwirklichen.AOL betreibt in den USA den größten Onlinedienst des Landes mit rund 14 Millionen Abonnenten und einem Marktanteil von über 40 Prozent. 1998 setzte AOL vier Mrd. Dollar um und erzielte einen Gewinn von 91 Mill. Dollar. Etwa die Hälfte der Aktien wird von institutionellen Investoren gehalten.AOL hat Tochtergesellschaften in Lateinamerika, Japan und Europa. In Europa ist AOL durch AOL Europe, ein paritätisches Joint-venture mit dem Medienkonzern Bertelsmann präsent. In Deutschland hat AOL 900 000 Kunden, T-Online 3,3 Millionen. Der Abstand zwischen den Konkurrenten hatte sich in den vergangenen Monaten weiter vergrößert, nachdem T-Online seine Tarife gesenkt hatte. Auch in anderen europäischen Ländern ist AOL unter Druck geraten, da immer mehr Unternehmen ihre Onlinezugänge ohne Zusatzgebühren anbieten. Als Reaktion darauf kündigte AOL Europe heute an, in Großbritannien ebenfalls einen kostenlosen Internetzugang unter dem Markennamen "Netscape Online" zu lancieren. Für diesen Dienst müssen die Kunden dann lediglich die Telefongebühren bis zum Einwahlknoten zahlen. In Deutschland will AOL im Herbst ein Pauschalangebot auf den Markt bringen, bei dem die Kunden den Dienst für etwa 20 DM unbegrenzt nutzen können. Zusätzlich sind jedoch weiterhin Telefongebühren fällig.Gleichzeitig verhandeln die AOL-Europe-Eigner über mehrere Punkte mit der Telekom: Zum einen dringen sie auf bessere Konditionen für den Zugang ihrer Kunden über das Telekom-Netz. Zum anderen will AOL sich bei der Privatisierung der Kabelnetze der Telekom einen Platz für die Verbreitung des Onlinedienstes über das Telekomkabel sichern.Neue Spekulationen gibt es nach dem gescheiterten Bieterverfahren für den britischen Mobilfunkbetreiber One2One. Der britischen "Sunday Business" zufolge soll die Deutsche Telekom nun doch an der Tochter von Cable & Wireless und MediaOne interessiert sein und 7,5 Mrd. Pfund einschließlich der Übernahme von 1,5 Mrd. Pfund Schulden bieten. Die Telekom lehnte einen Kommentar ab. Der Chef der France Telecom, Michel Bon, sagte dagegen der "Financial Times", wenn die One2One-Eigentümer einen Preis verlangen sollte, der näher an den Vorstellungen des Marktes liege, sei ein erneutes Angebot der France Telecom nicht auszuschließen.In den USA ist der Übernahmekampf um die beiden großen Telefongesellschaften US West und Frontier mit einem Kompromiß beendet worden. Das Telekommunikationsunternehmen Qwest Communications International fusioniert mit dem ebenfalls in Denver ansässigen Telefonriesen US West im Zuge eines Aktientausches für rund 35 Mrd. Dollar (67,2 Mrd DM). Die Frontier Corp. wird von dem in Hamilton (Bermuda) beheimateten internationalen Telekommunikationsunternehmen Global Crossing gekauft. Global Crossing zahlt im Zuge eines Aktientauschs rund 11,3 Mrd. Dollar für Frontier, die über ein großes US-Telefonnetz verfügt und zuletzt rund vier Mrd. Dollar umsetzte. Global Crossing betreibt ein internationales Telekommunikationsnetz und ist einer der weltgrößten Unterseekabelverleger. Die Telekom, die internationale Partner sucht, soll nach Handelsblattinformationen auch an Qwest interessiert sein.

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