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Wirtschaft: Telekom will einen fairen Wettbewerb

BONN .Für Ron Sommer, Vorstandsvorsitzender der Telekom, ist es die wichtigste noch offene Regulierungsentscheidung: die Höhe der Monatsmiete, die neue Telefongesellschaften an die Deutsche Telekom AG für einen Telefonanschluß zahlen müssen.

BONN .Für Ron Sommer, Vorstandsvorsitzender der Telekom, ist es die wichtigste noch offene Regulierungsentscheidung: die Höhe der Monatsmiete, die neue Telefongesellschaften an die Deutsche Telekom AG für einen Telefonanschluß zahlen müssen.Die Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (RTP) will am 30.November über diesen sogenannten entbündelten Teilnehmeranschluß entscheiden.Bis dahin gilt ein vorläufiges Entgelt von 20,65 DM."Wir sind bei der Berechnung unserer Kosten nach dem Telekommunikationsgesetz vorgegangen.Es bleibt bei 47,26 DM monatlich zuzüglich Mehrwertsteuer", sagte Sommer im Gespräch mit dem Handelsblatt.Die Unterschiede in dem neuen Gebührenantrag lägen in der Aufschlüsselung der Kosten.

Im Juli hatten sich Telekom und RTP-Präsident Klaus-Dieter Scheurle darauf geeinigt, die zunächst für den 17.August geplante Entscheidung zu verschieben, um mehr Zeit für die Kostenberechnung zu gewinnen."Ich sehe die Verschiebung als ein Signal für einen fairen Umgang des Regulierers mit der Deutschen Telekom", so Sommer.Die Berechnung der Kosten für die Teilnehmeranschlußleitung sei "ein komplexes Werk.Weltweit gibt es kein vergleichbares Produkt."

In Deutschland werde bei der Marktöffnung in wenigen Monaten das erledigt, wofür andere Länder Jahre gebraucht hätten."Ich gebe allerdings zu, daß wir mit dieser Kostenrechnung zu spät angefangen haben", so der Telekom-Chef.Daß die Telekom von ihren Wettbewerbern einen höheren Preis als die Grundgebühr eines privaten Telefonanschlusses verlange, sei historisch bedingt: Um möglichst jedem Bürger einen Telefonanschluß zu ermöglichen, sei dieser über die Ferngesprächsgebühren quersubventioniert worden.

Gegenüber Scheurle habe er ein "emotionsloses, sachliches Verhältnis", so Sommer.Daß es in vielen Fragen unterschiedliche Auffassungen gebe, sei angesichst der Dynamik der Liberalisierung normal.Positiv wertet er, daß sich Scheurles Behörde mit der Frage beschäftigt, welches Unternehmen als Netzbetreiber Anspruch auf die günstigen Interconnection-Tarife von 2,7 Pfennig pro Minute haben kann und wer lediglich ein Wiederverkäufer von Telekom- Dienstleistungen ist.

Kleineren Wettbewerbern wie der Mobilcom AG wirft er vor, daß sie sich "ihr Startkapital durch die Interconnection-Tarife vom Marktführer beschafft" hätten.Wenn diese Newcomer jetzt in neue Verbindungstechnik investierten, geschehe dies "mit unserem Geld".Er erwarte, daß Wettbewerber auch "innovativ und nicht nur parasitär" tätig würden.

Gegen zunehmenden Wettbewerbsdruck setzt Sommer auf drei Wachstumsmotoren: ISDN, T-Online sowie Telematikdienste und das Mobilfunknetz D1.In diesen Geschäftsbereichen sei die Zahl der Kunden im 1.Halbjahr 1998 um mehr als 20 Prozent gewachsen.Bisher sei es allein die Telekom, die in Deutschland durch die flächendeckende Digitalisierung und die Einführung neuer ADSL-Technik das modernste Netz der Welt für Multimedia-Anwendungen geschaffen habe.In Deutschland gebe es mehr ISDN-Anschlüsse als in den USA und Japan zusammen.

Mit der Entwicklung des Aktienkurses ist Sommer immer dann zufrieden, wenn sich die Aktie besser als der Dax entwickelt.Bei einem Kurs von 50 DM sei die Telekom mit 140 Mrd.DM das wertvollste Unternehmen Deutschlands.Daß die T-Aktie beim gegenwärtigen Auf und Ab des Dax vergleichsweise stabil sei, führt der Telekom-Chef darauf zurück, daß sich die Telekom bisher trotz Wettbewerbs und der "weltweit einmaligen Regulierungssituation" stabil entwickelt habe.Beim Personal- und Schuldenabbau habe sie in der Hälfte der geplanten Zeit zwei Drittel des Abbaus bewältigt.Bei einem Abbau von bisher netto 45 000 Arbeitsplätzen schaffe die Telekom aber auch neue Stellen.

Im Auslandsgeschäft arbeite die Telekom über das gemeinsam mit der US-Ferngesprächsgesellschaft Sprint betriebene Joint venture Global One hinaus immer enger mit der France Télécom zusammen."Erhebliche Marktanteile" wollten beide Unternehmen im europäischen Telematikbereich gewinnen, der außerhalb der Herkunftsländer auf 400 Mrd.DM wachsen werde.

RIEDEL, HEINZ SCHMITZ (DONATA, HB)

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