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Wirtschaft: Telekom will ihr Kabel nicht billiger verkaufen

Telekom-Chef Ron Sommer sieht der Entscheidung des Bundeskartellamts gelassen entgegen. Die Behörde prüft zur Zeit den Verkauf von sechs regionalen Kabelgesellschaften der Deutschen Telekom an den amerikanischen Medienkonzern Liberty Media.

Telekom-Chef Ron Sommer sieht der Entscheidung des Bundeskartellamts gelassen entgegen. Die Behörde prüft zur Zeit den Verkauf von sechs regionalen Kabelgesellschaften der Deutschen Telekom an den amerikanischen Medienkonzern Liberty Media. Die Telekom habe zwar die strategische Entscheidung getroffen, sich von dem TV-Kabelgeschäft zu trennen. Sie werde sich jedoch nicht unter Druck setzen lassen und Abstriche beim Preis hinnehmen. Sollte das Kartellamt den Verkauf nicht genehmigen, "dann behalten wir das Kabel", sagte Sommer. "Es kann uns niemand zum Verkauf zwingen." Zu den gleichen oder besseren Bedingungen, die mit Liberty-Chef John Malone vereinbart worden seien, würde die Telekom auch an anderen Interessenten verkaufen. "Aber zu mir ist noch keiner gekommen", sagte Sommer in Berlin.

Die Deutsche Telekom und Liberty Media hatten sich auf den Verkauf von sechs der neun regionalen Kabelgesellschaften - dazu gehört auch die Region Berlin/Brandenburg - für rund 5,5 Milliarden Euro geeinigt. Platzt das Geschäft, würde sich der von der Telekom vorgesehene Abbau ihrer Schulden verzögern. Ende September beliefen sich die Verbindlichkeiten noch auf 65 Milliarden Euro. Geplant war, den Schuldenstand bis Ende des kommenden Jahres auf 50 Milliarden Euro zu drücken.

Gegenwärtig prüft das Kartellamt den Kabel-Verkauf. Die Frist läuft noch bis zum 7. Januar 2002. Bedenken hat die Behörde in zweierlei Hinsicht. Zum einen versucht Liberty derzeit sich an weiteren Kabelnetzbetreibern in Deutschland zu beteiligen, was die Marktmacht des Unternehmens beim Netzzugang weiter vergrößern würde. Zum anderen ist Liberty nicht nur Kabelnetzbetreiber, sondern zugleich an den Medienkonzernen AOL Time Warner und News Corp beteiligt. Liberty-Chef Malone ist auch an einem Einstieg beim deutschen Bezahlsender Premiere interessiert. Unter den privaten und öffentlich-rechtlichen Fernsehveranstaltern in Deutschland regt sich daher Widerstand gegen Liberty. Die Sender fürchten, dass der Konzern seine eigenen Programme bevorzugt in das Netz einspeisen könnte. Das Kartellamt hatte signalisiert, dass Liberty mögliche Bedenken der Behörde ausgleichen könnte, wenn der Konzern in anderen Bereichen wie dem schnellen Internet-Zugang oder bei Telefonanschlüssen für mehr Wettbewerb sorge.

Telekom-Chef Sommer wies jedoch erneut die Kritik von Wettbewerbern zurück, sein Unternehmen verfüge bei Ortsnetzanschlüssen immer noch über ein Monopol. 60 Prozent der Telefonkunden in Deutschland könnten heute bereits zwischen verschiedenen Anbietern wählen. Die Telekom hat im Ortsnetz allerdings immer noch einen Marktanteil von 98 Prozent. Marktanteile hätten jedoch nichts mit Monopol zu tun. Die Kunden würden sich für die Telekom entscheiden, "weil wir so gut geworden sind", sagte Sommer. Im Festnetzgeschäft habe die Telekom den enormen Preisverfall bei den Verbindungsminuten durch das Geschäft mit höherwertigen Anschlüssen (ISDN und DSL) kompensieren können. Zur Zeit installiere die Telekom pro Woche 70 000 DSL-Anschlüsse.

"Wir sind ein Wachstumsunternehmen geworden", sagte Sommer. In den kommenden Jahren rechne die Telekom mit einem zweistelligen Umsatzwachstum. In 2004 soll der Konzern etwa 70 Milliarden Euro umsetzen - ausgehend von etwa 49 Milliarden Euro in diesem Jahr. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Amortisationen (Ebitda) soll im gleichen Zeitraum von etwa 15 Milliarden Euro auf etwa 21 Milliarden Euro zulegen. Der im Ausland erwirtschaftete Umsatzanteil werde im Jahr 2004 auf etwa 35 Prozent steigen - bei rein organischem Wachstum, also ohne Zukäufe. Das Jahr 2002 stehe bei der Telekom im Zeichen der Integration, sagte Sommer.

vis

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