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Wirtschaft: Telekom zahlt Rekorddividende

Konzernchef Ricke kündigt Investitionen von zehn Milliarden Euro an – das wird den Gewinn 2006 schmälern

Bonn - Trotz eines Milliardengewinns in Rekordhöhe stellt sich die Deutsche Telekom auf harte Zeiten ein. Der Konzern erwirtschaftete 2005 zwar einen Überschuss von 5,6 Milliarden Euro und steigerte den Umsatz um vier Prozent auf 59,6 Milliarden Euro. Jedoch verliert die Telekom weiter massiv Kunden im Festnetz an die Konkurrenz und büßte in dieser Sparte – dem traditionellen Gewinnbringer Nummer eins – 3,5 Prozent beim Umsatz ein. Die am Donnerstag in Bonn vorgelegte und von Analysten als „solide“ bezeichnete Bilanz profitierte vor allem von deutlichen Zuwächsen der Mobilfunksparte T-Mobile in den USA.

„2005 war für uns kein leichtes, aber in Bezug auf die finanzielle Entwicklung des Unternehmens ein erfolgreiches Jahr“, fasste Konzernchef Kai-Uwe Ricke zusammen und stellte den Telekom-Aktionären eine Dividende von 72 Cent (Vorjahr: 62 Cent) in Aussicht. So viel hat die Telekom noch nie bezahlt. An der Börse stieg der Kurs der T-Aktie daraufhin gegen den schwachen Trend um bis zu drei Prozent. Am Abend schloss die Aktie bei 13,60 Euro (plus 1,2 Prozent). Die um zehn Cent höhere Dividende nannte Jürgen Kurz, Sprecher der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz, ein „kleines Trostpflaster“ für die gebeutelten Aktionäre. Die T-Aktionäre mussten im vergangenen halben Jahr mit ansehen, wie ihre Papiere ein Fünftel ihres Wertes verloren und konstant unter dem Ausgabekurs von 1996 lagen. „Die Kursentwicklung ist katastrophal“, sagte Kurz. Die T-Aktie hatte sich 2005 von allen im Aktienindex Dax notierten Werten am schlechtesten entwickelt.

Konzernchef Ricke rechnet mit einem sich weiter verschärfenden Kampf um Telefon- und Internetkunden – vor allem auf dem Heimatmarkt. Dieser Kampf zwinge das Unternehmen zu dem bereits angekündigten weiteren Abbau von 32 000 Stellen – und Investitionen in Höhe von zehn Milliarden Euro. Dieses Geld soll in neue Netze und Produkte fließen. „2006 ist für uns das Jahr des Investments“, sagte Ricke. Wegen dieser zusätzlichen Ausgaben erwartet er für das laufende Jahr einen rückläufigen Gewinn. „Es geht darum, die Deutsche Telekom zukunftssicher zu machen – nicht mehr und nicht weniger“, sagte Ricke.

Wachstumstreiber ist weiterhin der Mobilfunk. Erstmals setzte T-Mobile im vergangenen Jahr mehr um als die Festnetzsparte T-Com und die Internetsparte T-Online zusammen. Im kommenden Jahr will das Unternehmen auch den Großteil seines Gewinns im Mobilfunk verdienen. Besonders hofft die Telekom dabei auf den amerikanischen Markt, wo T-Mobile USA seine Kundenzahl 2005 um ein Viertel steigerte und das Geschäft weiter ausbauen will.

Seine schwächelnde Festnetzsparte will der Konzern mit einem Milliardenprogramm aufrüsten, um einen gefährlichen Trend zu stoppen: Jeden Monat verliert T-Com im Schnitt 100 000 Anschlüsse an Konkurrenten wie Arcor, Hansenet oder Versatel, die mit Niedrigpreisen für schnelle DSL-Leitungen werben. T-Com will seine Anschlüsse den Kunden schmackhaft machen, indem diese über eine superschnelle Glasfaserleitung künftig bis zu 100 Fernsehprogramme empfangen können. „Das hat vor uns noch keiner gemacht“, sagte Ricke. Doch noch ist offen, ob die Telekom von Seiten der EU und der Bundesregierung die gewünschte Freistellung von der Regulierung für dieses Netz bekommt.

Schließlich hat sich Ricke mit der Gewerkschaft Verdi noch nicht über die Bedingungen für den Abbau der 32 000 Stellen – vorwiegend bei T-Com – geeinigt. Nach Ansicht von Verdi hat Ricke selbst dafür gesorgt, dass sich die Fronten verhärtet haben. Angesichts der Rekorde bei Gewinn und Dividende sei der Stellenabbau ein „Skandal“, sagte Verdi-Vizechef Franz Treml. „Diese hervorragenden Geschäftszahlen sind von den Arbeitnehmern erwirtschaftet worden, die jetzt für ihren Einsatz sogar noch bestraft werden sollen.“

Nils Sorge

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