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Wirtschaft: Telekommunikation: Aktien weiter auf der Verkaufsliste

Die Leidenszeit für Aktionäre der großen Telekomfirmen in Europa geht vorerst weiter. Noch im Januar setzten die Titel der Ex-Monopolisten von Deutsche Telekom bis Telecom Italia nach der Zinssenkung in den USA zu einem kurzen Zwischenspurt an.

Die Leidenszeit für Aktionäre der großen Telekomfirmen in Europa geht vorerst weiter. Noch im Januar setzten die Titel der Ex-Monopolisten von Deutsche Telekom bis Telecom Italia nach der Zinssenkung in den USA zu einem kurzen Zwischenspurt an. Es keimte Hoffnung auf, das Ende der Talsohle könnte erreicht sein. Doch daraus wurde nichts: Der desaströse Börsengang des Mobilfunkers Orange läutete für die im Euro-Stoxx50 vertretenen Branchengiganten eine neue Verlustrunde ein. Besonders hart traf es Deutsche Telekom und France Télécom, die inzwischen etwa 15 beziehungsweise 30 Prozent niedriger notieren als zu Jahresbeginn.

Ob der Abschwung berechtigt ist, darüber sind die Analysten uneins. Hans Huff, Telekomspezialist bei der Bankgesellschaft Berlin, hält die Verluste "für übertrieben" und rechnet mit einer Bodenbildung. Auslöser einer Kurserholung könnte dann eine Zinssenkung in den USA sein, so Huff. Sinkende Zinsen mindern die Finanzkosten der wegen der horrenden Investitionen in die UMTS-Mobilfunktechnik hoch verschuldeten Konzerne. Außerdem werde sich das operative Geschäft verbessern, weil nicht mehr so viel Geld in die Akquisition neuer Kunden fließen müsste. Insgesamt stuft die Bankgesellschaft die Telekombranche als "positiv" ein. Größter Favorit ist France Télécom, die mit der Mobilfunktochter Orange europaweit gut aufgestellt sei.

Eher skeptisch zeigt sich dagegen Theo Kitz, Telekom-Analyst von Merck, Finck & Co. "Es kann noch etwas weiter runter gehen", sagt er. Die Stimmung sei seit dem Orange-Börsengang schlecht. France Télécom hatte beim IPO ihrer Mobilfunktochter den Ausgabepreis drastisch senken müssen. Darunter litten auch die übrigen Telekomkonzerne, von denen einige (Deutsche Telekom, KPN und BT) ihre Mobilfunktöchter ebenfalls an die Börse bringen wollen. In den vergangenen Tagen habe auch die weltweit bedeutendste Mobilfunkmesse in Cannes die Stimmung weiter eingetrübt, so Kitz. Dort sei deutlich geworden, dass sich die Einführung der neuen Mobilfunkstandards GRPS und UMTS wohl verzögern werde.

Anleger tun nach Meinung vieler Experten gut daran, sich mit dem Kauf von Telekomtiteln noch Zeit zu lassen. Weniger einheitlich fällt die Antwort auf die Frage aus, welche Unternehmen von einem eventuellen Aufschwung am meisten profitieren werden - hier hat jede Bank ihre "speziellen" Lieblinge. Theo Kitz von Merck,Finck & Co. beispielsweise kann sich vorstellen, demnächst Telecom Italia und möglicherweise auch die in Analystenkreisen insgesamt recht gut benotete spanische Telefonica von "Marketperformer" auf "Outperformer" hoch zu stufen. Die Schuldenlast beider Konzerne sie im Branchenvergleich relativ niedrig. Zudem verfügten beide über eine gute Stellung in Lateinamerika. Bei Telecom Italia könnten neue Übernahmegerüchte den Kurs nach oben treiben. Weniger hoch steht die Deutsche Telekom in der Gunst der Fachwelt. Ihr Kurs wird unter anderem durch Spekulationen über die Zukunft von Konzernchef Ron Sommer belastet.

pot

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