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Telekommunikation: Siemens und Nokia machen gemeinsame Sache

Siemens und Nokia schmieden in einer milliardenschweren Fusion den drittgrößten Telekom-Ausrüster der Welt. Allerdings können in den kommenden Jahren durch die Fusion Tausende Stellen wegfallen.

München/Frankfurt - Sie legen ihre Ausrüstersparten in einem Gemeinschaftsunternehmen mit knapp 16 Milliarden Euro Umsatz und 60.000 Beschäftigten zusammen. Damit wollen die Europäer dem wachsenden Druck asiatischer Konkurrenten Paroli bieten.

Mit dem Joint Venture Nokia Siemens Networks entstehe ein "neuer Titan in der Telekomindustrie", sagte Siemens-Chef Klaus Kleinfeld am Montag. Das Zusammengehen sei die "beste denkbare Lösung gewesen", um auf die wachsende Konkurrenz sowie das Zusammenwachsen von Mobilfunk und Festnetz mit Informations- und Unterhaltungsangeboten zu reagieren. Die Kundenbasis beider Unternehmen ergänze sich sehr gut.

Die Kartellbehörden müssen der Megafusion noch zustimmen. Geben sie grünes Licht, entsteht der drittgrößte Telekom-Ausrüster. Nokia und Siemens liegen beim Umsatz knapp hinter Ericsson/Marconi. An der Spitze steht demnächst klar der neue Verbund aus Alcatel und Lucent Technologies. Der Chef des neuen Joint Ventures, Simon Beresford-Wylie, sagte, in den kommenden Jahren könnten zwischen 10 und 15 Prozent der 60.000 Jobs bei Nokia Siemens Networks eingespart werden. Es müsse sich aber nicht zwangsläufig um Stellenstreichungen handeln, auch Verlagerungen seien denkbar.

Finnen spielen größere Rolle

Auch wenn die Unternehmen zu gleichen Teilen an dem neuen Ausrüster beteiligt sind, spielen die Finnen eine größere Rolle. Nokia Siemens Networks wird seinen Hauptsitz in Helsinki haben, der Nokia-Manager Simon Beresford-Wylie übernimmt den Vorstandsvorsitz. Siemens stellt seinerseits den Finanzvorstand, zudem sollen drei der fünf Geschäftsbereiche den Sitz in München haben. Rund 40.000 der 60.000 Mitarbeiter werden von Siemens kommen.

Außerdem konsolidieren die Finnen das Joint Venture in ihrer Bilanz, das heißt, der Umsatz wird auf ihrer Seite verbucht. Siemens-Finanzchef Joe Kaeser begründete die Dominanz der neuen Partner mit deren besseren Margen im Ausrüster-Geschäft. Nokia und Siemens setzen große Hoffnungen auf das neue Gemeinschaftsunternehmen. So wollen die Konzerne bis 2010 jährliche Einspareffekte von 1,5 Milliarden Euro erreichen. Die Kosten für die Verschmelzung werden auf rund 1,5 Milliarden Euro beziffert.

Siemens hat damit eine Lösung für die ertragsschwache Kommunikationssparte Com gefunden. Die Sparte ist nach Umsatz noch das wichtigste Geschäftsgebiet von Siemens. Aus eigener Kraft hätte der Bereich nach Einschätzung von Analysten die ehrgeizigen Renditevorgaben aber nicht wie von Kleinfeld gefordert bis zum nächsten Jahr erfüllen können.

Betriebsrat spricht von Management-Fehlern

Der Siemens-Betriebsrat und die IG Metall bedauerten die Ausgliederung der Sparte und warf dem Management Fehler vor. Die Börse bewertete die Pläne positiv. Die Siemens-Aktie legte zum Nachmittag um 8,90 Prozent auf 68,40 Euro zu. Das Nokia-Papier stieg um 4,79 Prozent auf 16,40 Euro.

In das neue Unternehmen kommen die Bereiche Mobilfunknetze, Festnetzaktivitäten und der entsprechende Service. Der auf Telefon- Anlagen für Büros und Unternehmen spezialisierte Unterbereich Enterprise Business solle möglichst bald auf eigene Beine gestellt und zu einem schlagkräftigen Unternehmen ausgebaut werden, sagte Kleinfeld. Hierfür spreche man im Augenblick mit mehreren möglichen Partnern. Fest stehe aber, das Siemens keine Mehrheit an dem Geschäft behalten werde. Das Wireless-Modules-Geschäft, das Bausteine für die Kommunikation zwischen Geräten liefert, wird zu Oktober in den Siemens-Bereich Automation and Drives integriert.

Nokia-Chef Olli-Pekka Kallasvuo kündigte an, Nokia Siemens Networks werde vor Restrukturierungskosten bereits im ersten Jahr eine zweistellige operative Marge erreichen. Mittelfristig solle sich das neue Unternehmen zum profitabelsten in der Branche der Telekom- Ausrüster mausern. Nokia Siemens Networks werde außerdem schneller wachsen als der Markt. (tso/dpa)

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