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Wirtschaft: Telekommunik@tion: Interessante Alternativen für Privatkunden - Drei Telekom-Wettbewerber bieten in Berlin günstige Ortsgespräche an

Bei Ferngesprächen kann man kräftig sparen, wenn man sich die Mühe macht bei den vielen Anbietern auf diesem Markt immer nach dem günstigsten Angebot zu suchen. Bei Ortsgesprächen sieht die Situation aber anders aus.

Bei Ferngesprächen kann man kräftig sparen, wenn man sich die Mühe macht bei den vielen Anbietern auf diesem Markt immer nach dem günstigsten Angebot zu suchen. Bei Ortsgesprächen sieht die Situation aber anders aus. Die Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post gibt den Marktanteil der Deutschen Telekom am deutschen Ortsnetz mit rund 97 Prozent an. Damit herrscht faktisch noch ein Monopol. Doch es gibt bereits Alternativen. In Berlin haben private Telefonkunden sogar die Auswahl zwischen insgesamt vier Anbietern. Neben der Deutschen Telekom bieten auch Arcor, Berlikomm und Mobilcom Telefonanschlüsse an. Die drei Telekom-Wettbewerber können den Kunden damit auch günstige Ortsgespräche offerieren.

Call-by-Call

Im Prinzip gibt es also in Berlin drei Möglichkeiten, Kunde einer neuen Telefongesellschaft zu werden. Die einfachste Möglichkeit ist das Call-by-Call-Verfahren. Hierbei können Sie sich vor jedem Gespräch neu entscheiden, über welchen Anbieter Sie telefonieren möchten. Dazu wählen Sie einfach zuerst die fünfstellige Netzvorwahl der ausgewählten Telefongesellschaft. Danach wählen Sie wie gewohnt die Rufnummer des gewünschten Gesprächspartners. Sie brauchen für das Call-by-Call-Verfahren keinen Vertrag mit den Telefongesellschaften abzuschließen, die Gespräche werden auf der monatlichen Rechnung der Deutschen Telekom abgerechnet. Der Nachteil: Ortsgespräche können Sie über Call-by-Call-Anbieter nicht führen, auch wenn die angebotenen Tarife für Ferngespräche teilweise unter den Gebühren für Ortsgespräche der Deutschen Telekom liegen. Es bringt auch nichts, wenn Sie vor der gewünschten Rufnummer in Ihrem Ortsnetz eine Netzkennziffer und die eigene Vorwahl wählen. Die Vermittlungstechnik erkennt, dass es sich um ein Ortsgespräch handelt und leitet es auf das Telekom-Netz zurück.

Preselection

Wem es zu mühsam ist, vor jedem Ferngespräch noch die zusätzliche Netzvorwahl einer alternativen Telefongesellschaft zu wählen, der kann auch einen Preselection-Vertrag abschließen. Das ist eine feste Voreinstellung: Sie werden Kunde einer Telefongesellschaft und jedes Mal, wenn Sie eine Null vorwählen, telefonieren Sie automatisch über diesen Anbieter. Die fünfstellige Netzkennzahl brauchen Sie nicht mehr zu wählen. Weitere Vorteile: Einige Telefongesellschaften bieten ihren festen Kunden bessere Tarife an oder gewähren Rabatte, wenn Sie ein bestimmtes Gesprächsvolumen überschreiten. Achten Sie bei Vertragsabschluss auf Mindestumsätze und meiden Sie lange Vertragslaufzeiten, weil diese Ihnen im Fall sinkender Preise bei der Konkurrenz ein Umsteigen auf günstigere Tarife verwehren. Wichtig ist außerdem, dass Ihre neue Telefongesellschaft Ihnen die Möglichkeit einräumt, trotz Preselection über Call-by-Call andere Anbieter nutzen zu können.

Der komplette Wechsel

Schließlich können Sie auch komplett zu einem der neuen Anbieter wechseln. Nach einem vollständigen Wechsel führen Sie alle Telefonate - Ortsgespräche, Ferngespräche und Telefonate ins Ausland oder in die Mobilfunknetze - automatisch über diese neue Telefongesellschaft. Das Gleiche gilt für die Einwahl ins Internet. Wenn Sie möchten, können Sie Ihre alte Telefonnummer behalten. Ihre neue Telefongesellschaft muss auch dafür sorgen, dass Sie in ein öffentliches Telefonverzeichnis eingetragen werden und Ihre Nummer an die Telefonauskunftsdienste weitergegeben wird, wenn Sie das wünschen. Ein kompletter Wechsel der Telefongesellschaft lohnt sich aber meist nur dann, wenn Sie tatsächlich viele Ortsgespräche führen oder ausgiebig im Internet surfen. Denn hier bieten die Wettbewerber der Telekom günstige Konditionen. Bei Berlikomm kosten Stadtgespräche zum Beispiel rund um die Uhr nur vier Pfennig. Bei der Telekom werden pro Gespräch mindestens zwölf Pfennig fällig. Ferngespräche und Auslandstelefonate sind dagegen bei den lokalen Telefongesellschaften häufig teurer als zum Beispiel bei den günstigen bundesweiten Call-by-Call-Anbietern, die im harten Wettbewerb stehen.

Call-by-Call bieten Arcor, Berlikomm und Mobilcom aber nicht an. Wenn Sie also mit Ihrem Anschluss komplett zu diesen Telefongesellschaften gewechselt haben, können Sie andere Anbieter nicht mehr nutzen. Lediglich über die Vorwahl 01033 können Sie sich wieder ins Netz der Deutschen Telekom einwählen. Bevor Sie wechseln ist es daher ratsam, alle Tarife der Telekom-Wettbewerber in alle möglichen Entfernungszonen und ins Internet genau anzusehen, da Sie diesen Tarifen später nicht mehr ausweichen können. Überprüfen Sie anhand Ihrer letzten Telefonrechnungen Ihr persönliches Telefonverhalten. Achten Sie dabei darauf, wohin und wann Sie am häufigsten telefonieren. Erst dann können Sie das Unternehmen wählen, das für Ihr Gesprächsverhalten die besten Tarife anbietet. Achten Sie auch auf die Höhe der Grundgebühr, die die Anbieter Ihnen monatlich in Rechnung stellen.

Kostenlos telefonieren

Mobilcom und Berlikomm bieten sogar kostenlose Ortsgespräche an. Gratis telefonieren können Sie allerdings nur, wenn sowohl der Anrufer als auch der Angerufene Kunden dieser Gesellschaft sind. Das setzt aber voraus, dass viele Ihrer Bekannten oder auch Ihr Internetprovider ebenfalls komplett zu Mobilcom oder Berlikomm wechseln. Außerdem sind in der monatlichen Grundgebühr bei Berlikomm bis zu 900 Freiminuten für Ortsgespräche enthalten. Diese werden nicht auf die kostenlosen Telefongespräche zwischen Berlikomm-Kunden angerechnet.

Die Tricks mit dem Abrechnungstakt

Nicht immer ist der Anbieter mit dem billigsten Minutenpreis auch tatsächlich der günstigste. Wenn pro Minute - oder wie bei der Deutschen Telekom pro Einheit - abgerechnet wird, dann zahlt der Kunde für jeden angebrochenen Zeittakt. Das heißt, er bezahlt meist auch für Gesprächszeit, die er gar nicht nutzt. Die fairste Abrechnungsmethode ist daher die sekundengenaue Abrechnung. Der Kunde spart bei gleichem Minutenpreis bei einer sekundengenauen Abrechnung im Durchschnitt aller Gespräche mehr als 20 Prozent gegenüber der Abrechnung im Minutentakt. Berlikomm bietet die kundenfreundliche sekundengenaue Abrechnung. Arcor rechnet pro Minute ab, bietet aber auch eine sekundengenaue Abrechnung an, verlangt dann aber einen Aufschlag von sechs Pfennig pro Gespräch. Mobilcom rechnet pro Minute ab, die Deutsche Telekom pro Einheit. Je nach Tageszeit dauert eine Einheit für ein Ortsgespräch bei der Telekom bis zu vier Minuten.

Arcor bietet ausschließlich ISDN-Anschlüsse an und verlangt einen einmaligen Einrichtungspreis von 49 Mark, wenn Sie bereits einen ISDN-Anschluss haben. Sonst kostet die Neueinrichtung 99 Mark, mit Montage 199 Mark. Berlikomm bietet sowohl analoge als auch ISDN-Anschlüsse an. Die einmalige Anschlussgebühr richtet sich nach der Länge der Vertragslaufzeit: 200 Mark bei drei Monaten Laufzeit, bei zwölf Monaten 100 Mark, bei 24 Monaten entfällt die Anschlussgebühr. Auch Mobilcom hat die Anschlusspreise gestaffelt: Ein Anschluss ohne Laufzeit kostet einmalig 99 Mark, bei einem Vertrag über zwölf Monate werden 49 Mark berechnet, bei 24 Monaten nichts.

Sparen mit Sondertarifen

Die Sondertarife, die die Deutsche Telekom und auch einige Wettbewerber anbieten, haben einen Nachteil, sie kosten nämlich zunächst einmal mehr. Gegen einen monatlichen Aufpreis von 9,90 Mark kann man dann aber zum Beispiel mit dem Telekom-Angebot "Aktiv Plus" bei den Gesprächsgebühren sparen. Ortsgespräche kosten dann bei der Telekom sechs Pfennig pro Minute von 9 bis 18 Uhr und nur noch drei Pfennig pro Minute in der übrigen Zeit. "Aktiv Plus" gibt es für analoge Anschlüsse und ist zum Beispiel beim Tarif "ISDN 300" schon enthalten. Auch der Tarif "Arcor sunny" bietet für einen monatlichen Aufpreis von 9,90 Mark verbilligte Ortsgespräche und auch Ferngespräche. Wer den Telekom-Tarif "ISDN XXL" wählt, kann sonntags und an Feiertagen für null Pfennig quer durch Deutschland telefonieren. An allen übrigen Tagen gelten die "Aktiv Plus"-Tarife. Dafür kostet der XXL-Tarif jeden Monat 15 Mark mehr als ein einfacher ISDN-Anschluss. Sparen kann nur, wer regelmäßig mehr telefoniert, als die Sondertarife zusätzlich kosten.

Sollten Sie den Wechsel zu einem Wettbewerber der Telekom planen, kündigen Sie auf keinen Fall selbst ihren alten Anschluss. Überlassen Sie das ihrem neuen Anbieter, damit Sie nicht zwischenzeitlich ohne Anschluss dastehen. Bei Arcor zum Beispiel dauert es in Berlin zurzeit etwa fünf Wochen von der Anmeldung bis zu dem Zeitpunkt, zu dem Sie tatsächlich an das Netz von Arcor angeschlossen werden. Der Wechsel zu einer neuen Telefongesellschaft ist technisch aufwendig, dabei sind die neuen Gesellschaften auf die Kooperation der Telekom angewiesen. Jeder betroffene Anschluss muss in den Hauptverteilern der Telekom auf das Netz der gewählten alternativen Telefongesellschaft umgeschaltet werden. Das hat auch zur Folge, dass Kunden in einem Haus schon über einen der neuen Anbieter telefonieren können, im Nachbarhaus aber unter Umständen noch nicht.

Zudem mussten Kunden, die zu Berlikomm wechseln wollten, immer wieder wochenlange Terminverschiebungen hinnehmen. Technische Pannen sorgten auch dafür, dass Kunden zeitweise überhaupt nicht telefonieren konnten.

Die EU-Kommission will jetzt mit juristischen Mitteln mehr Wettbewerb im deutschen Telefon-Ortsnetz erwirken. Weil es ihrer Ansicht nach noch immer zu schwierig ist, andere Anbieter als die Telekom für Ortsgepräche zu wählen, beschloss die Brüsseler Behörde ein förmliches Verfahren gegen Deutschland. Die Kommission bemängelt, dass die Nutzung alternativer Anbieter bei Ortsgesprächen in Deutschland nur per Wechsel des Hauptanschlusses, nicht aber über individuelle Netzvorwahl (Call-by-Call) oder feste Voreinstellung (Preselection) möglich ist. Gemäß einer EU-Richtlinie hätte dies bereits seit Jahresbeginn ermöglicht werden müssen.

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