zum Hauptinhalt
Betonpoller sollen am Boden vor Anschlägen wie am Breitscheidplatz schützen, so wie hier in NRW.

© Oliver Berg / dpa

Terrorangst: Angebot aus heiterem Himmel

Eine Firma aus Kassel wirbt für ihr System zur Abwehr von Drohnen – mit Weihnachtsmärkten.

Man kann das so sehen: Es ist falsch, immer erst zu warten, bis wirklich etwas passiert. „Drohnenangriffe werden in einschlägigen Foren von Islamisten bereits diskutiert. Da kann man sogar Videos sehen, wie sie Handgranaten aus der Luft per Drohne fallen lassen“, sagt Ingo Seebach, Geschäftsführer der Firma Dedrone. Das ist unbestritten.

Man kann das aber auch so sehen: Die Firma baut ihr Marketing auf der Angst der Menschen auf, indem sie Horrorszenarien ausgerechnet für jene Orte entwirft, die seit dem Anschlag vom Breitscheidplatz im vergangenen Dezember für viele nun wieder hochsensibel sind.

Dabei ist das Produkt, das Dedrone anbietet, eigentlich eine kluge Idee. Über verschiedene Parameter und einer entsprechenden Software verspricht das System zu erkennen, wenn eine Drohne in der Luft ist, und schlägt Alarm. Die Drohne wird weder am Fliegen gehindert noch vom Himmel geholt, das dürften ohnehin nur Behörden wie die Polizei.

Die Marktbetreiber scheinen gelassen zu bleiben

Es gibt auch durchaus plausible Bereiche, wo die Drohnenabwehr bereits zum Einsatz kommt. Wohlhabende Privatkunden sichern ihr Anwesen damit, Flughäfen schützen sich vor Drohnen, die in den professionellen Luftverkehr eindringen, Manche Firmen in der Automobilindustrie gehen damit gegen Industriespionage vor, Gefängnisse wollen damit verhindern, dass Drogen hinter die Mauern geschmuggelt werden.

Seebach kam seine Idee nach eigenen Angaben 2013. Da hatte die Bundeskanzlerin einen Auftritt in Dresden, als eine Drohne plötzlich mitten auf der Bühne landete.

Dass von Drohnen ein Gefahrenpotenzial ausgeht, ist ja kein falscher Gedanke. Es ist aber auch einer, den man in einer aufgeladenen Zeit nüchtern erklären kann, ohne Drohkulissen aufzubauen und darauf zu verweisen, dass Verbote nicht reichen, es sei „schließlich auch verboten mit einem Lkw in eine Menschenmenge zu rasen“, wie es in einer Pressemitteilung des Unternehmens heißt.

Wie viele Weihnachtsmärkte bisher die Technik nutzen, vermochte Seebach nicht zu sagen. Klingt, als blieben die meisten Marktbetreiber in diesem Jahr gelassen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false