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Test am Hamburger Flughafen: Körperscanner ohne Körper

Seit Montag werden am Hamburger Flughafen die ersten Geräte getestet – zu sehen sind nur Strichmännchen. Noch läuft das System nicht rund – zum Start gab es einen Fehlalarm.

Thomas de Maizière (CDU) wurde am Montag vorübergehend zum Strichmännchen. Am Hamburger Flughafen startete der Bundesinnenminister den ersten deutschen Praxisversuch mit den umstrittenen Körperscannern. Sechs Monate lang werden zwei Geräte mit freiwilligen Passagieren getestet.

Zu den Versuchskaninchen gehört auch der Minister. Nach einigen Erläuterungen durch Vertreter der Bundespolizei zieht de Maizière sein Jacket aus, betritt die verglaste, nach zwei Seiten offene Kabine, stellt sich exakt auf die gelben Fußmarkierungen und hebt vorschriftsmäßig die Arme. In wenigen Sekunden fährt der Scanner um ihn herum, dann erscheint ein graues Strichmännchen mit zwei gelben Quadraten an Arm und Hüfte auf dem Bildschirm: Der Minister hatte vergessen, seine Armbanduhr und sein Handy abzulegen.

Das Verfahren findet der Minister „völlig easy, unproblematisch“. Das Bild erlaube „keine Rückschlüsse auf meine Körperfigur“, betont er. De Maizière spricht von einem „wichtigen Schritt auf dem Weg zu mehr Sicherheit im Luftverkehr“. Der versuchte Anschlag in Detroit im vergangenen Jahr habe gezeigt, dass der Flugverkehr nach wie vor ein Angriffsziel des internationalen Terrorismus sei.

Anders als die umstrittenen ersten Geräte arbeiten die beiden jetzt in Hamburg installierten, jeweils 150 000 Euro teuren Pro-Vision-Geräte mit der neuen Software ATD (Advanced Threat Detection), die eine Übertragung von Originalbildern in einen Kontrollraum überflüssig macht. Auf dem Bildschirm direkt an der Kabine erscheinen Vorder- und Rückseite des Strichmännchens mit Markierungen an den Stellen, an denen verdächtige Gegenstände eine gezielte Nachkontrolle erforderlich machen. Auch intime Körperstellen, die beim bisher üblichen Abtasten mit der Hand ausgespart bleiben, werden erfasst. Damit wird eine weitere Sicherheitslücke geschlossen. „Nacktscanner“ oder auch nur verfremdete Körperbilder wird es in Deutschland nicht geben, betonte de Maizière am Montag.

Neben der Wahrung der Persönlichkeitsrechte sei die vom Bundesamt für Strahlenschutz bescheinigte, gesundheitliche Unbedenklichkeit Voraussetzung für den Einsatz, sagte de Maizière. Die Scanner arbeiten im Millimeterwellenbereich, der im Grenzraum zwischen Infrarotlicht und Mikrowellen liegt und zum Teil der natürlichen Wärmestrahlung entspricht. Das in Hamburg eingesetzte Modell arbeitet mit aktiver Strahlung, es sendet selbst Wellen aus, die den Körper des Passagiers abtasten. Auf der Website des Bundesamtes heißt es, dass die wenigen vorliegenden Untersuchungen im Frequenzbereich der Scanner noch keine abschließende Bewertung zulassen. Allerdings habe man bei getesteten Geräten eine Strahlendosis gemessen, die maximal bei 0,001 Prozent des zulässigen Grenzwertes lag. 10 000 Scans entsprechen der Belastung durch ein einstündiges Mobilfunk-Telefongespräch, hatte ein Vertreter der Herstellerfirma vor zwei Jahren auf einer Fachmesse erklärt. Inzwischen gibt es auch als absolut harmlos eingestufte Scanner, die mit passiver Strahlung arbeiten und nur die Wellen messen, die der menschliche Körper ohnehin abgibt. Diese Geräte seien aber „bei Weitem noch nicht einsatzfähig“, berichtete der Innenminister.

Über ein Jahr lang waren verschiedene Scannermodelle von der Bundespolizei intern getestet worden. Dabei sei Pro Vision als die derzeit ausgereifteste Technik ermittelt worden, hieß es am Montag. Dennoch läuft die Software noch nicht perfekt und soll weiterentwickelt werden. So gab es im „Labortest“ zu viele Fehlalarme, und auch der Minister sah selbst beim zweiten Versuch immer noch gelb. Der Scanner hatte eine Falte in seinem Hemd als verdächtig eingestuft.

Auch die Frage, wie viele Passagiere die Scanner bewältigen können, kann erst der Praxistest endgültig beantworten. In Amsterdam, wo Pro Vision bereits seit dem vergangenen Jahr im Routineeinsatz steht, kommt man nach jüngsten Angaben auf 250 Reisende pro Stunde. Das entspricht etwa der Frequenz der klassischen Magnettorsonden, die nur metallische Gegenstände anzeigen, während die Scanner alle Materialien aufspüren, also auch Plastik- oder Flüssigsprengstoffe. In Italien war man dagegen nach dem Test verschiedener Geräte an vier Flughäfen nicht zufrieden. „Bei der normalen Kontrolle mit Abtastung geht es schneller“, sagte der Präsident der staatlichen Luftfahrtbehörde Enac, Vito Riggio.

De Maizière ist jedoch zuversichtlich, dass die Erprobung in Hamburg zu positiveren Ergebnissen führt. Sollte sich herausstellen, dass die Technik noch nicht ausgereift sei, werde man sie nicht im normalen Betrieb einführen. In Hamburg können die Passagiere zunächst freiwillig entscheiden, ob sie den Bodyscanner nutzen. Anschließend werden sie zu ihren Erfahrungen befragt. „Ich hoffe, dass sich viele Fluggäste beteiligen“, sagte Hamburgs Flughafenchef Michael Eggenschwiler. Anders als beim künftigen BBI in Berlin, wo man die geplante Größe der Sicherheitsschleusen verändern musste, passen die Scanner in Hamburg in die vorhandenen Kontrollschleusen.

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