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Wirtschaft: Teures Öl bedroht die Konjunktur

Jetzt erhöhen auch die Tankstellen in Europa die Preise. Energie-Experten kritisieren die Förderpolitik der Opec

Berlin (dro/hop). Die steigenden Rohölpreise drohen den wirtschaftlichen Aufschwung zu gefährden. Das befürchten KonjunkturExperten. Der Ölpreis in den USA hatte mit über 38 Dollar je Barrel (159 Liter) den höchsten Stand seit Oktober 1990 erreicht. Am Donnerstag erholte er sich leicht und sank auf 37,8 Dollar. Der amerikanische Finanzminister John Snow sagte, die hohen Energiepreise wirkten wie eine zusätzliche Steuer auf die Industrie. Auf dem europäischen Markt liegt der Ölpreis mit rund 33 Dollar weit über dem von der Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) angestrebten Preisniveau. Das treibt jetzt auch die Kraftstoffpreise in Deutschland nach oben.

Die Mineralölkonzerne Shell und Aral hatten bereits am Mittwoch ihre Benzinpreise um drei Cent pro Liter erhöht. „Der sehr hohe Rohölpreis zieht auch einen höheren Preis für Kraftstoff an der Börse in Rotterdam nach sich“, sagte Aral-Sprecher Detlef Brandenburg zur Erklärung. Besonders deutlich werde das bei dem Preis für Diesel, der in Rotterdam zuvor um fast zehn Prozent gestiegen war. Laut ADAC kostet derzeit ein Liter Diesel an deutschen Tankstellen rund vier Cent mehr als noch im Vormonat.

Nach Ansicht der Internationalen Energieagentur (IEA) in Paris sind die gestiegenen Preise auf dem europäischen Markt eine Reaktion auf die Entwicklung in den USA. Dort seien die Benzinbestände stark zurückgegangen, sagte Antoine Halff, Öl-Analyst der IEA. Während fast alle OECD-Länder ihre Öl- und Benzinvorräte im Vergleich zum vergangenen Jahr erhöht hätten, seien sie in den USA vergleichsweise gering. Ein Grund sei, dass in den USA die Umweltstandards für Benzin verschärft und die Produktion noch nicht ausreichend umgestellt wurde. „Steigt die Nachfrage nach Benzin, steigen auch die Importe aus Europa“, sagte Halff. Die Folge: Auch in Europa wird der Kraftstoff teurer.

Energie-Experten machen aber auch die Förderpolitik der Opec für den hohen Rohölpreis verantwortlich. „Die Angebotspolitik der Opec treibt den Preis nach oben“, sagte Klaus Matthies vom Hamburgischen Weltwirtschaftsarchiv (HWWA). Die Opec hatte vor wenigen Wochen angekündigt, ihre Förderquote zum 1.April zu senken und schon vorher die bestehende Überproduktion abzubauen. Angesichts der derzeitigen Lage müsse die Opec nun handeln und ihre Beschlüsse revidieren, forderte Matthies. Die Opec-Minister wollen am 31.März in Wien über die Lage der Weltölmärkte und Änderungen der Fördermengen beraten.

Sollte der Ölpreis auf seinem derzeitigen Niveau verharren, werde das der Weltwirtschaft schaden, sagte auch Ulrich Hombrecher, Chefvolkswirt der WestLB. „Dann wird Öl nicht mehr der Schmierstoff des Aufschwungs sein, sondern der Sand im Getriebe“, sagte er. Er begründet die hohen Ölpreise mit Unsicherheit und spekulativer Übertreibung an den internationalen Märkten. Nach dem Terroranschlag von Madrid grassiere die Angst vor weiteren Attentaten, vor allem auf Ziele in den Förderländern wie Saudi-Arabien. Gleichzeitig würden sich immer mehr Finanzinvestoren an den Energiemärkten engagieren, da sie sich hier höhere Renditen als am Aktienmarkt versprechen. Die IEA beobachtet die aktuelle Situation ebenfalls kritisch. Die Märkte seien offensichtlich nervös. „Zwar bedeutet das noch nicht, dass Öl knapp ist. Aber wir müssen die weitere Entwicklung aufmerksam verfolgen“, sagte Ölmarkt-Analyst Halff.

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