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In Berlin werden derzeit vor allem Wohnungen gebaut.

© dpa

Teures Pflaster: Bauen wird in Berlin immer teurer

Die Preise fürs Bauen in Berlin steigen. Der Verband der Wohnungsunternehmen rechnet deshalb auch mit höheren Mieten - und fordert die Politik zum Handeln auf.

Bauen in Berlin wird immer teurer. Im Mai lagen die Preise für den Neubau von Wohnungen 3,1 Prozent höher als noch vor einem Jahr, wie das Amt für Statistik Berlin-Brandenburg am Freitag mitteilte. Auch der Bau von Ein- und Zweifamiliengebäuden verteuerte sich um 3,2 Prozent, bei Bürogebäuden fiel der Anstieg mit 2,7 Prozent etwas geringer aus. Der Baupreisindex, den das Statistikamt erhebt, zeigt über die Jahre einen drastischen Anstieg: Seit 2005 sind die Preise für den Neubau von Wohnungen sowie für Ein- und Zweifamiliengebäude um mehr als 22 Prozent gestiegen.

Für den Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU) ist das ein Warnsignal. „Steigende Baupreise bedeuten letztlich auch steigende Mieten, weil Instandhaltung, Modernisierung und Neubau immer teurer werden“, sagte BBU-Vorstand Maren Kern. Der Verband, der nun seine 360 Mitgliedsunternehmen zu den Auswirkungen des Preisanstiegs befragen will, fordert daher einen Runden Tisch. „Gemeinsam mit Politik und Bauwirtschaft müssen deshalb schnellstens die Gründe dieser verhängnisvollen Entwicklung analysiert werden“, sagte Kern. Eigene Vermutungen hat der BBU aber bereits: „Wir haben zu wenige Bauunternehmen in der Stadt. Durch die derzeit hohe Nachfrage können die Firmen hohe Preise verlangen“, sagte BBU-Sprecher David Eberhart. Hinzu komme die Arbeitskräfteknappheit. „Eine Ausweitung der Arbeitnehmerfreizügigkeit, etwa auf Rumänien und Bulgarien, könnte hier Abhilfe schaffen“, sagte Eberhart. Zudem solle Berlin stärker mit Baufirmen im benachbarten Polen kooperieren.

Video: Dauerprotest gegen steigende Mieten am Kottbusser Tor.

Beim Bauindustrieverband Berlin-Brandenburg ist man ganz anderer Meinung. Vor 2005 seien die Preise extrem niedrig gewesen, und es sei kaum möglich gewesen, Aufträge zu kostendeckenden Preisen zu bekommen, klagte Hauptgeschäftsführer Axel Wunschel. „Jetzt bewegen wir uns endlich auf einem normalen Niveau.“ Zudem seien die Kosten der Baufirmen, etwa für Rohstoffe, massiv gestiegen.

Auch von einer Arbeitskräfteknappheit will man in der Industrie nichts wissen. „Wir haben so viele arbeitslose Bauarbeiter in der Region“, klagte Wunschel. Außerhalb des Wohnungsbaus sei die Auftragslage zudem derzeit schwach. Von Januar bis April dieses Jahres ging dem Bauindustrieverband zufolge der Umsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 2,6 Prozent nach oben, allerdings ausschließlich durch ein sattes Plus im Wohnungsbau. Im Wirtschafts- und im öffentlichen Bau gingen die Erlöse zurück.

Besonders hart traf es den Tiefbau, der 13 Prozent an Umsatz einbüßte. Die vielen Baustellen in der Stadt dürften nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Auftragsmangel in den letzten Wochen akut zugenommen habe, sagte Wunschel. Die Tiefbauämter seien auch nach der Verabschiedung des Berliner Doppelhaushaltes für die Jahre 2012/2013 derzeit zögerlich bei den Ausschreibungen. Er forderte die Stadt auf, „schnellstens Ausschreibungen und Auftragsvergabe in Angriff zu nehmen“. Die Statistiker hatten für den Straßenbau in Berlin den kräftigsten Preisanstieg errechnet: Er verteuerte sich im Mai um 5,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

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