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Wirtschaft: Thomas Cook spürt neue Reiselust

Europas zweitgrößter Touristikkonzern meldet mehr Buchungen für den Sommer – Sparmaßnahmen zahlen sich jetzt schon aus

Berlin - Europas zweitgrößter Touristikkonzern Thomas Cook kommt mit der Sanierung schneller voran als geplant. Die Touristiktochter von Lufthansa und Karstadt-Quelle erwartet, in diesem Jahr das erste Mal seit vier Jahren wieder einen Gewinn zu erwirtschaften. Die Zahlen vom ersten Halbjahr unterstützten die Prognose, die Finanzchef Ludger Heuberg am Donnerstag in Frankfurt bekannt gab. Der Konzern reduzierte die im Winterhalbjahr üblichen Verluste trotz gestiegener Kerosinkosten stärker als erwartet.

Thomas Cook war nach den Terroranschlägen vom 11. September in eine Krise gerutscht, von der sich das Unternehmen – anders als der Konkurrent Tui – seither nicht erholt hat. Nun fingen die Sanierungsmaßnahmen an zu wirken, sagte ein Sprecher. Thomas Cook hat erst Ende Mai den zweiten Chefwechsel innerhalb von zwei Jahren bekannt gegeben. Nachdem Stefan Pichler Anfang 2004 von Wolfgang Beeser abgelöst worden war, soll nun im Herbst der ehemalige T-Online-Manager Thomas Holtrop das Touristikunternehmen wieder auf Erfolgskurs bringen.

Sparmaßnahmen, nicht steigende Kundenzahlen seien der Hauptgrund für die besseren Zahlen, sagte Sprecher Rolf-Dieter Grass. Einerseits habe der Konzern die Hotelzimmer billiger eingekauft und sich auf weniger Hotels konzentriert. Andererseits würde sich nun auch der Personalabbau finanziell bemerkbar machen – im Vergleich zum Vorjahr ist die Mitarbeiterzahl um 6,9 Prozent auf 24547 gesunken.

Während der Umsatz fast stagnierte und die Gästezahlen sogar rückläufig waren, stieg der durchschnittliche Reisepreis und damit auch der Ertrag pro Urlauber. Allerdings konnten die Preise nur in Großbritannien erhöht werden, wo sich der Markt konsolidiert habe, sagte Grass. In Deutschland habe es keine Preissteigerungen gegeben. Für die bevorstehende Sommersaison erwartet der Cook-Konzern auf Grund der aktuell um gut fünf Prozent höheren Buchungen als im Vorjahr sehr gute Ergebnisse. Thomas Cook liegt damit im Branchentrend. Laut einer Umfrage des Fachmagazins FVW International erwarten die Reisebüros in diesem Jahr ein Umsatzwachstum von etwa vier Prozent. Schon für das vergangene Jahr meldeten sie allerdings einen ähnlich großen Zuwachs – das erste Plus seit 2001.

„Wir liegen nicht nur deutlich besser als im Vorjahr, wir kommen auch schneller voran, als wir selbst ursprünglich geplant hatten“, sagte Thomas-Cook-Finanzvorstand Heuberg. Die Anfang 2004 begonnene Sanierung des damals am Rande der Zahlungsunfähigkeit stehenden Reisekonzerns werde bis zum Jahresende abgeschlossen sein. Auch Analysten sind optimistisch. „Die Zahlen zeigen, dass die Restrukturierung erfolgreich unterwegs ist“, sagte Nils Machemehl vom Bankhaus M. M. Warburg.

Von November bis April ist der Verlust vor Steuern um 37 Prozent auf 244 Millionen Euro gesunken, teilte der Konzern mit. Der Umsatz stieg lediglich um 0,7 Prozent auf 2,4 Milliarden Euro, die Zahl der Gäste dagegen sank um ein Prozent auf 3,27 Millionen. In Deutschland, dem größten Reisemarkt in Europa, büßte Cook sogar fast fünf Prozent Umsatz ein. „Wir haben im Winterhalbjahr ganz bewusst Ertragskraft vor Wachstum gestellt. Wir haben Kapazitäten reduziert“, sagte Heuberg. Wichtig sei, dass der durchschnittliche Reisepreis konzernweit um fast zwei Prozent auf 570 Euro gestiegen sei. Damit werde Thomas Cook in dem am 31. Oktober endenden Geschäftsjahr vor und nach Steuern einen Gewinn ausweisen. „Wir rechnen damit, dass wir an die Ertragsqualität des Jahres 2000/2001 anschließen“, sagte Heuberg. In seinem letzten Geschäftsjahr mit schwarzen Zahlen hatte Cook 20 Millionen Euro Reingewinn gemacht.

Flora Wisdorff

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