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Wirtschaft: Thyssen-Krupp macht Kasse

Verkauf von 48000 Wohnungen bringt 2,1 Milliarden Euro/US-Investoren kaufen deutsche Immobilien

Düsseldorf - Der Mischkonzern Thyssen-Krupp verkauft 48000 Werkswohnungen im Ruhrgebiet für 2,1 Milliarden Euro an ein Konsortium aus der US-Investmentbank Morgan Stanley und der Kölner Immobiliengruppe Corpus. Damit bereinigt Thyssen-Krupp, der sich komplett auf Stahl, Industriegüter und Dienstleistungen konzentrieren will, sein Portfolio um eine weitere Aktivität. Außerdem gewinnt der Konzern mit der größten Transaktion seit der Fusion von Thyssen und Krupp-Hoesch vor fünf Jahren finanziellen Handlungsspielraum für seine Wachstumsstrategie. Konzernchef Ekkehard Schulz will den Umsatz in drei bis fünf Jahren um sechs bis elf Milliarden Euro steigern.

Die Börse honorierte den Verkaufsabschluss, dem allerdings der Aufsichtsrat und die zuständigen Kartellbehörden noch zustimmen müssen. Die Aktie von Thyssen-Krupp legte bis zum Börsenschluss am Mittwoch um 1,96 Prozent auf 16,09 Euro zu.

Thyssen-Krupp dürfte mit dem Verkauf der Werkswohnungen einen Buchgewinn von annähernd einer Milliarde Euro erzielt haben, heißt es in Finanzkreisen. Ein Konzernsprecher bestätigte lediglich die Realisierung „eines hohen Buchgewinns“, eine exakte Zahl nannte er allerdings nicht. Außerdem hat Thyssen-Krupp mit einem Preis von 2,1 Milliarden Euro die eigenen Erwartungen übertroffen. Gegenüber Analysten hatte Finanzvorstand Stefan Kirsten wiederholt Preisvorstellungen von 1,5 Milliarden bis maximal zwei Milliarden Euro für die 48000 Wohnungen genannt.

Thyssen-Krupp profitiert beim Verkauf der Werkswohnungen vom starken Interesse angelsächsischer Finanzinvestoren am deutschen Immobilienmarkt. Bereits in den vergangenen Jahren haben ausländische Unternehmen von der öffentlichen Hand oder privaten Konzernen für Milliardenbeträge preiswerte Wohnimmobilien übernommen und damit eine beachtliche Position in diesem Marktsegment aufgebaut, das deutsche Anbieter offenbar verschmähen. Der US-Finanzinvestor Fortress zahlte der bundeseigenen Gagfa im Juli 3,5 Milliarden Euro für 78 000 Wohnungen. Erst vor zwei Wochen kaufte die amerikanische Blackstone für 1,39 Milliarden Euro 31000 Wohnungen von der Immobiliengruppe WCM.

Insgesamt stehen in Deutschland eine Viertelmillion Wohnungen zum Verkauf, heißt es in Branchenkreisen. Der größte Brocken, der demnächst auf den Markt kommt, sind die 140 000 Wohnungen des Düsseldorfer Energiekonzerns Eon. Eine Eon-Sprecherin bestätigte, dass der Verkaufsprozess für die Immobilientochter Viterra eingeleitet sei. Allerdings prüfe man noch die beiden Optionen Börsengang oder Verkauf. Frühestens 2005 werde sich entscheiden, welchen Weg Eon einschlage. Analysten schätzen den Wert von Viterra auf sechs Milliarden Euro.

Die US-Bank Morgan Stanley hat Deutschland verstärkt ins Visier genommen und plant weitere Investitionen. Die Wohnungen von Thyssen-Krupp sollen dabei als strategische Plattform dienen. Die mehrheitlich von den Stadtsparkassen Köln, Düsseldorf und Frankfurt (Main) getragene Corpus zählt zu den größeren Immobilienunternehmen an Rhein und Ruhr.

Thyssen-Krupp wird den Verkaufserlös vorrangig zum Schuldenabbau einsetzen, sagte ein Sprecher. Bereits im Geschäftsjahr 2003/04 (30.September), sanken die Nettofinanzverbindlichkeiten des Konzerns von 4,2 auf 2,8 Milliarden Euro. Im März 2001 hatte der Schuldenstand mit 8,7 Milliarden Euro seinen Höchststand markiert. HB

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