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Schwaches Geschäft. Besonders in den USA und Brasilien fuhr der größte deutsche Stahlkonzern hohe Verluste ein. Die Produktion in den neuen Werken läuft nicht rund. Foto:dpa

© dpa

Wirtschaft: Thyssen-Krupp verliert Milliarden

Amerikanisches Stahlgeschäft verhagelt die Bilanz.

Berlin - Probleme mit dem Stahlgeschäft haben dem deutschen Mischkonzern Thyssen-Krupp einen Milliardenverlust beschert. Besonders die Sparte Steel Americas verhagelte das Konzernergebnis. Der für den Bereich zuständige Vorstand Hans Fischer trat am Freitag zurück.

Im Geschäftsjahr 2010/2011, das am 30. September endete, machte Thyssen-Krupp einen Verlust von 1,78 Milliarden Euro. Das teilte der Konzern, der eigentlich seine Zahlen erst am 6. Dezember vorlegen wollte, bereits am Freitag überraschend mit. Im Jahr zuvor hatte Thyssen-Krupp noch einen Gewinn von 927 Millionen Euro erwirtschaftet. Der Umsatz legte dagegen um 15 Prozent auf 49,1 Milliarden Euro zu. Eine Prognose für das kommende Jahr wollte der Konzern wegen der unklaren Entwicklung der Euro-Schuldenkrise nicht abgeben. Das Geschäft der Stahlindustrie gilt als ein Frühindikator der konjunkturellen Entwicklung insgesamt.

Grund für die massiven Verluste waren hohe Abschreibungen im Stahl- und Edelstahlgeschäft. Hier seien Wertberichtigungen von zusammen rund 2,9 Milliarden Euro notwendig geworden, teilte das Unternehmen mit. Allein bei der Sparte Steel Americas schrieb der Konzern 2,1 Milliarden Euro ab. Hintergrund seien unter anderem die Kostensteigerungen bei den beiden neuen Stahlwerken in den USA und in Brasilien. Die Aggregate in Brasilien würden noch nicht auf Hochtouren laufen. „Diese Mehrkosten können kurzfristig nicht kompensiert werden“, sagte der seit Januar amtierende Konzernchef Heinrich Hiesinger. Zudem sorge die erneute Absatzschwäche in den Stahlmärkten USA und Europa dafür, dass der Markteintritt schwieriger werde.

Thyssen-Krupps Amerika-Sparte machte im vergangenen Geschäftsjahr einen operativen Verlust von einer Milliarde Euro. Der für den Bereich zuständige Vorstand Hans Fischer werde den Konzern zum Jahresende verlassen, sagte Hiesinger. Stattdessen solle der für alle Stahlaktivitäten im Konzern verantwortliche Vorstand Edwin Eichler die Sparte Steel Americas auch direkt steuern. Eichlers Vertrag wurde um fünf Jahre verlängert.

Auch eine Abwertung bei der Edelstahlsparte Inoxum in Höhe von 800 Millionen Euro belastete den Gewinn. „Aufgrund der ungelösten Strukturprobleme am Edelstahlmarkt werden die Edelstahlerzeugnisse derzeit mit hohen Abschlägen bewertet“, hieß es zur Begründung.

Analysten nannten die Abschreibungen unerwartet hoch. Die Thyssen-Krupp-Aktie gab am Freitag um 6,4 Prozent nach und stand am Dax-Ende.

Hiesinger will den Umbau des Konzerns mit weltweit 180 000 Mitarbeitern vorantreiben. Künftig soll sich der Schwerpunkt vom Stahl auf das Geschäft mit Aufzügen, Maschinen und Anlagen verschieben. Etliche Geschäftsbereiche will er verkaufen – auch Inoxum mit rund 11000 Mitarbeitern. Über einen Verkauf spreche Thyssen-Krupp mit Private Equity Häusern und strategischen Investoren, erfuhr Reuters von Insidern. jmi

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