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Wirtschaft: Thyssen stimmt Fusion mit Krupp zu

Aufsichtsrat billigt Konzept gegen Stimmen der Arbeitnehmer-Vertreter / IG Metall: Mitbestimmung offen DÜSSELDORF (ews/kv).Der Aufsichtsrat der Thyssen AG, Düsseldorf, hat gestern in einer langen Sitzung das industrielle Konzept der Fusion mit der Fried.

Aufsichtsrat billigt Konzept gegen Stimmen der Arbeitnehmer-Vertreter / IG Metall: Mitbestimmung offen DÜSSELDORF (ews/kv).Der Aufsichtsrat der Thyssen AG, Düsseldorf, hat gestern in einer langen Sitzung das industrielle Konzept der Fusion mit der Fried.Krupp AG Hoesch-Krupp, Essen, gegen die Stimmen der Arbeitnehmer im Grundsatz gebilligt.Der Vorstand wurde beauftragt, nach Klärung der noch offenen Fragen wie Mitbestimmung und Unternehmensbewertungen, die entscheidend für die abschließende Beurteilung seien, die Verhandlung zügig zu einem positiven Ende zu führen. Arbeitnehmer und die IG Metall stehen im Grundsatz zur Fusion der beiden Ruhr-Konzerne Thyssen AG, Düsseldorf, und Fried.Krupp AG Hoesch-Krupp, Essen.Aber sie sehen in der Frage der Mitbestimmung "den konfliktreichsten Problemkreis".Das erklärte Harald Schartau, 1.Vorsitzender der IG Metall in Nordrhein-Westfalen, im Gespräch mit dem Handelsblatt.Er beklagt die mangelnde Beweglichkeit und Initiative der Unternehmensführungen in dieser Frage."Wenn die Unternehmen sich nicht bemühen, unser Interesse an der Mitbestimmung bei der Gestaltung des Konzerns zu berücksichtigen, dann werden sie ihre Entscheidung gegen die Arbeitnehmer treffen müssen", sagte Schartau. Während für andere Fusionsprobleme wie Bewertungsfragen und Umtauschverhältnissen konsequent ein Konsens gesucht werde, hätten sich die Konzern-Architekten zur Mitbestimmungsfrage kaum geäußert."Zur Mitbestimmung gibt es bisher nur die allgemeine Erklärung, die mir Herr Vogel (Thyssen)und Herr Cromme (Krupp) bei Herrn Clement (NRW-Wirtschaftsminister) gegeben haben: Wir wollen in der Mitbestimmung eine einvernehmliche Lösung." Die Position der Arbeitnehmer sei klar: Sie wollen eine Lösung nahe der Montanmitbestimmung, die mehr beinhaltet als die Mitbestimmung nach dem 76er Modell.Er ist sich allerdings darüber im klaren, daß durch das Verschmelzungsmodell die Montanmitbestimmung, die bei Thyssen praktiziert wird, de jure nicht auf den neuen Konzern zu übertragen sei. Die Inhalte dürften aber auch nicht "en passant" verloren gehen: "Da sind wir stur." Vor einem Votum der Arbeitnehmer zur Fusion müßten noch Antworten auf verschieden Fragen gegeben werden, fordert Schartau.Denn es sei den Arbeitnehmern nicht deutlich genug, wo die "Perspektiven, das Potential und die Zukunft" des neuen Konzerns mit mehr als 60 Mrd.DM Umsatz und 180 000 Mitarbeitern lägen."Die industriellen Perspektiven sind für die Arbeitnehmer von größter Bedeutung", so der IG-Metall-Vorsitzende, der Mitglied im Krupp-Aufsichtsrat ist.Darüber sei in der letzten Zeit wegen der "emotionsgeladeneren Themen" überhaupt nicht mehr gesprochen worden. Sehr nahe seien die Verhandlungspartner über eine Einigung, daß betriebsbedingte Kündigungen vermieden werden.Das Verschmelzungsmodell sieht Synergieeffekte von mindestens 450 Mill.DM bei einem Abbau von lediglich 2000 Arbeitsplätzen vor.Jeweils 1000 sollen im In- und Ausland wegfallen.Schartau kündigte an, daß am 2.Februar drei Tage vor der Aufsichtsratssitzung bei Krupp die "fusionsbegleitende Arbeitsgruppe" aus Arbeitnehmer-, Gewerkschafts- und Unternehmensvertretern zusammentreten werde, um die für die Arbeitnehmer wichtigen offenen Fragen zu behandeln.Nach den Vorstellungen der Unternehmensführungen sollen die Probleme bis zum Sommer gelöst werden, so daß spätestens im Herbst die Aktionäre ihr Plazet geben können. Wie im Umfeld der Aufsichtsratssitzung gestern zu hören war, wurde das industrielle Konzept posiitiv aufgenommen.Beim Verschmelzungsmodell und bei den Fragen der Bewertung und des Umtauschverhältnisses bestehen dagegen noch recht unterschiedliche Auffassungen.Die Verschmelzung selber ist inzwischen unumstritten, zumal die steuerliche Einmalbelastung, vor allem Grunderwerbsteuer, unter 100 Mill.DM liegen wird.Diese Kreise gehen davon aus, daß es in der Konstruktion der neuen Doppelspitze von Gerhard Cromme und Ekkehard Schulz, bisher Vorstandsvorsitzender der Thyssen Krupp Stahl GmbH, Duisburg, bei den strategischen übergeordneten Fragen eine strikte Gleichberechtigung geben wird.Gleichzeitig werden beiden auch operative Bereiche zugeordnet. Für Schulz wäre dies der nun viele größere Stahlbereich, für Cromme die Sparte Automotive.An der Spitze der anderen operativen Bereiche könnte sich folgende Konstellation ergeben: den Handel dürfte Hans-Erich Forster (Thyssen Handelsunion), den Bereich Industries Eckhard Rohkamm (Thyssen Industrie) und den Anlagenbau Tyark Allers (Krupp Engineering) übernehmen.Im übrigen dürften die fünf Vorstandsmitglieder der beiden Konzerne - Dieter H.Vogel scheidet auf eigenen Wunsch im Oktober bei Thyssen aus - im neuen, vorerst zehnköpfigen, Konzernvorstand ihren Platz einnehmen. Die Aktien von Thyssen und Krupp entwickelten sich am Donnerstag gegen den negativen Trend an der deutschen Börse.Thyssen kletterten um 1,60 DM auf 351,60 DM und Krupp um 3,20 DM auf 303,70 DM.Auf dem Parkett hatte es die Hoffnung auf positive Beschlüsse des zur Börsenzeit tagenden Aufsichtsrates gegeben.

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