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Wirtschaft: Tiefer in die Krise

Bei der Bank of America bricht der Gewinn um drei Viertel ein – das ist mehr als erwartet

Berlin - Die internationale Finanzkrise setzt die Bankenbranche weltweit stärker unter Druck. Der zweitgrößte Finanzkonzern der USA, die Bank of America, meldete am Montag ein katastrophales Ergebnis für das erste Quartal 2008: Der Gewinn brach um mehr als 75 Prozent auf 1,2 Milliarden Dollar (770 Millionen Euro) ein. In Großbritannien kündigte unterdessen die Notenbank an, den angeschlagenen Banken des Landes mit einem 50 Milliarden Pfund (63 Milliarden Euro) schweren Nothilfepaket unter die Arme zu greifen.

Die Zahlen der Bank of Amerika enttäuschten die Anleger an der Börse. Sie hatten zwar damit gerechnet, dass der Gewinn zum dritten Mal in Folge einbrechen würde. Doch das Ausmaß des Rückgangs überraschte die Investoren. Der Kurs der Aktie gab an der New Yorker Wall Street zeitweise um mehr als drei Prozent nach. Auch am deutschen Aktienmarkt fielen die Kurse.

In den ersten drei Monaten des laufenden Jahres belastete die Finanzkrise die Bank erneut mit 5,3 Milliarden Dollar. Rund zwei Milliarden Euro davon sind Abschreibungen auf Wertpapiere und Großkredite, zum Beispiel für Firmenübernahmen. Hinzu kommen 3,3 Milliarden Euro an erhöhter Risikovorsorge für faule Kredite.

Insgesamt hat die Finanzkrise die Bank of America nicht so stark getroffen wie den großen Rivalen Citigroup. Die größte Bank der USA hatte in der vergangenen Woche neue Belastungen von fast 16 Milliarden Dollar einräumen müssen und zum zweiten Mal in Folge einen Quartalsverlust eingefahren. Die Bank of America ist traditionell besonders stark im Privatkundengeschäft und deswegen weniger anfällig für die Krise in der Investmentbanking-Branche.

„Diese Ergebnisse haben unsere Erwartungen klar verfehlt“, sagte Konzernchef Kenneth Lewis am Montag in Charlotte im US-Bundesstaat North Carolina. Das Institut habe mit der Abschwächung der wirtschaftlichen Entwicklung und den Verwerfungen an den Kapitalmärkten zu kämpfen.

Die Finanzkrise war im Sommer vergangenen Jahres vom US-Immobilienmarkt ausgegangen, weil viele Hausbauer ihre Hypotheken nicht zurückzahlen konnten. Mittlerweile ist der weltweite Handel mit Krediten und Anleihen betroffen. Die Banken haben bisher Belastungen von rund 250 Milliarden Dollar eingeräumt. Experten schätzen, dass sich die Summe am Ende verdoppeln oder sogar vervierfachen könnte. Weil das Vertrauen der Banken untereinander weitgehend zerstört ist, leihen sie sich gegenseitig seit Monaten kaum mehr Geld. Zuletzt ist allerdings etwas Hoffnung auf Entspannung aufgekommen. „Vereinzelt sehen wir Anzeichen einer Erholung“, sagte Bundesbank-Präsident Axel Weber am Montag in München. Es spreche jedoch einiges dafür, „dass noch weitere Anpassungsprozesse an den globalen Finanzmärkten ausstehen und dass der Weg vor uns nicht immer eben sein wird“.

Besonders kritisch ist die Lage derzeit in Großbritannien, wo sich die Anzeichen für einen Einbruch des Immobilienmarktes mehren. Die britische Notenbank, die Bank of England, will den Banken des Landes mit einem Rettungspaket in Höhe von 50 Milliarden Pfund zu Hilfe kommen. In diesem Volumen könnten die Geschäftsbanken ihre potenziell riskanten Hypothekenkredite vorübergehend in sichere Staatsanleihen umtauschen, teilte die Notenbank am Montag mit. Die Maßnahme solle bis zu drei Jahre gelten. Die Banken sollen dadurch wieder Zugang zu frischen Mitteln bekommen. Medien berichteten, dass sich das Volumen sogar auf 100 Milliarden Pfund verdoppeln könne.

Eine der am stärksten getroffenen Banken des Landes, die Royal Bank of Scotland, bestätigte am Montag, dass sie zudem eine Kapitalerhöhung plane, um an frisches Geld zu kommen. mit dpa

Stefan Kaiser

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