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Wirtschaft: Tiefrote Zahlen zum Abschied

Allianz-Chef Henning Schulte-Noelle legt seine letzte Bilanz vor

Berlin (hej). Henning SchulteNoelle hätte sich sicherlich einen anderen Abschied gewünscht. Am Donnerstag wird der Manager seine letzte Bilanz als Allianz-Chef vorlegen, bevor er in den Aufsichtsrat wechselt. Ende April bei der Hauptversammlung wird der Stabwechsel vollzogen. Dann rückt Michael Diekmann an die Spitze von Deutschlands größtem Versicherungskonzern.

Aber schon am Donnerstag wird sich der neue Mann erstmals öffentlich präsentieren. Und höchstwahrscheinlich ein Bekenntnis zum Sorgenkind Nummer eins abgeben – der Allianz-Tochter Dresdner Bank. Wie Schulte-Noelle will auch Diekmann die marode Bank nicht verkaufen. Allerdings rechnen Beobachter mit einem weiteren Umbau des defizitären Kreditinstituts. Spekuliert wird über einen Verkauf der Firmenkunden- und Investmentbanking-Sparte.

Ob Dresdner Bank-Chef Bernd Fahrholz den Umbau der Bank noch aktiv mitgestalten wird, steht allerdings zu bezweifeln. Im vergangenen Jahr hatte Fahrholz versprochen, das Geldhaus wieder in die schwarzen Zahlen zu führen. Doch die Rückkehr in die Gewinnzone ist bislang nicht gelungen. 972 Millionen Euro Miese hatte die Bank der Mutter in den ersten neun Monaten des vergangenen Jahres eingebrockt, nach Schätzung der Commerzbank-Analysten ist im vierten Quartal vor Steuern noch einmal ein Verlust von 500 Millionen Euro hinzugekommen. Der Stern des Bankchefs sinkt rapide. Nicht nur im eigenen Haus. Obwohl die Allianz mit knapp sechs Prozent größter Anteilseigner der Deutschen Börse ist, scheint Fahrholz als neuer Chef des Aufsichtsrats derzeit nicht durchsetzbar zu sein. Am Montag verlautete aus Kreisen der Börse, dass stattdessen wohl Ex-Deutsche-Bank-Chef Breuer eine weitere Amtszeit als Chefkontrolleur der Börsengesellschaft anstrebt.

Die Dresdner Bank ist aber nicht das einzige Sorgenkind des Konzerns. Der Kurssturz an den Börsen setzt dem Versicherer schwer zu. Hohe Ausgaben für die Jahrhundert-Flut und die Sturmschäden belasten die Bilanz zusätzlich. Und schließlich muss die Allianz millionenschwere Rückstellungen für Asbest-Schäden bei der US-Tochter Fireman´s Fund bilden. Insgesamt rechnen Beobachter für 2002 mit einem Nettoverlust von 1,9 Milliarden Euro. Das wäre das schlechteste Ergebnis in Schulte-Noelles Amtszeit.

Wie ernst die Lage ist, zeigt sich auch am Aktienkurs. Über 400 Euro hatte das Papier im Jahr 2000 gekostet, jetzt sind es 62,30 Euro. Ein drastischer Gewinneinbruch der französischen Tochter AGF drückte den Kurs am Montag weiter nach unten, bevor die Aktie im allgemeinen Markttrend wieder zulegen konnte. Experten rechnen damit, dass die Allianz ihre Kapitalbasis mittelfristig verstärken muss. Doch angesichts des derzeitigen Börsenumfelds lasse sich eine Kapitalerhöhung kaum realisieren, warnen die Analysten der Hypo-Vereinsbank. Sie halten daher einen baldigen Verkauf der Beiersdorf-Beteiligung für wahrscheinlicher.

Dennoch gibt es auch Hoffnungsschimmer. Das eigentliche Versicherungsgeschäft läuft gut, heißt es. Auch der US-Vermögensverwalter Pimco, der seit 2000 zum Konzern gehört, scheint erfolgreich zu arbeiten. Zudem soll sich auch das internationale Geschäft in Asien und Osteuropa erfreulich entwickeln. Gute Nachrichten, aber zu wenige.

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