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Wirtschaft: Töchter der WestLB zeigen sich sorglos Weberbank sieht sich von Sparmaßnahmen

nicht betroffen. Readybank verlagert Stellen

Berlin - Ungeachtet der Schieflage des Mutterkonzerns WestLB will die Berliner Weberbank weiter expandieren. Am Donnerstagabend eröffnete die Bank eine Niederlassung in Bielefeld, für das kommende Jahr ist eine weitere in Essen geplant. Von den anstehenden Stellenstreichungen bei der WestLB sei man „absolut sicher“ nicht betroffen, sagte Weberbank-Vorstand Klaus Siegers dem Tagesspiegel. Im Gegenteil: Die Bank gewinne Neukunden und werde deshalb weiter Stellen aufbauen. „Wir haben unseren Wachstumskurs mit der WestLB abgestimmt“, sagte Siegers.

Öffentlich hält sich WestLB mit Versprechen an die Weberbank allerdings zurück. Bei den anstehenden Kostensenkungen schaue man „auf den gesamten WestLB-Konzern“, sagte ein Sprecher auf Anfrage. Und zum Konzern gehören auch die Berliner Töchter Weberbank und Readybank, die ehemalige ABC-Bank.

Dort steht zumindest eine Jobverlagerung aus Berlin nach Düsseldorf an. Die auf Konsumentenkredite spezialisierte Readybank will 35 Stellen aus der Zentrale in eine neugegründete Service-Gesellschaft auslagern. Das erfuhr der Tagesspiegel aus Unternehmenskreisen. Die neue Gesellschaft soll als sogenannte Kreditfabrik in einem stark automatisierten Verfahren Konsumentenkredite bearbeiten – unter anderem für die nordrhein-westfälischen Sparkassen. Dabei will die Bank Personalkosten einsparen. „Die Auslagerung bedeutet, dass keine Tarifgehälter mehr bezahlt werden“, sagt Frank Wolf, Fachbereichsleiter Finanzdienstleistungen bei der Gewerkschaft Verdi Berlin Brandenburg. „So gehen gutbezahlte Arbeitsplätze verloren.“

Erst vor kurzem hatte die WestLB den Vorstandschef der Readybank ausgetauscht. Für Andreas Kramer kam Heinz Mayer. Der hielt sich auf Anfrage des Tagesspiegels bedeckt. Es seien „interne Umstrukturierungen erforderlich, die kurzfristig abgeschlossen sein werden“, sagte Mayer. Bundesweit beschäftigt die Readybank etwa 300 Mitarbeiter.

Die Weberbank will die Zahl der Beschäftigten dagegen weiter ausbauen – sowohl in Berlin als auch an den nordrheinwestfälischen Standorten Düsseldorf und Bielefeld. Insgesamt sucht die Bank mehr als 20 neue Berater für ihr Vermögensverwaltungsgeschäft. „In Berlin haben wir allein im vergangenen Jahr mehr als 100 Kunden mit einem Vermögen von jeweils mehr als 500 000 Euro hinzugewonnen“, sagte Vorstand Siegers. Auch in Düsseldorf, wo die Bank seit Anfang 2006 vertreten ist, seien die Zahlen „erfreulich“. Das ursprünglich für 2009 angepeilte Ziel, eine Milliarde Euro Vermögen zu verwalten, habe man bereits jetzt erreicht.

Die WestLB hatte die Weberbank 2005 von der damaligen Bankgesellschaft Berlin gekauft, um ihr Geschäft mit Privatkunden zu stärken. Ein Jahr später folgte die ABC-Bank, die zur Readybank wurde.

Mittlerweile steckt die WestLB tief in der Krise. Bis zu 2000 Stellen sind gefährdet, heißt es in Eigentümerkreisen. Die Bank hat sich auf dem Aktienmarkt verspekuliert und ist zudem stark von der US-Hypothekenkrise betroffen. Der Vorstand erwartet für das Geschäftsjahr 2007 einen Verlust von etwa einer Milliarde Euro. Zusätzlich sind Abschreibungen von ebenfalls etwa einer Milliarde Euro angekündigt. In Finanzkreisen ist sogar von deutlich höheren Belastungen von bis zu vier Milliarden Euro die Rede.

Dem Vernehmen nach sollen verlustgefährdete Wertpapiere in einer neuen Gesellschaft gebündelt werden. Das Volumen wird auf 22 Milliarden Euro geschätzt. Die Eigentümer der WestLB ringen darum, wer für diese Risiken haften soll. Größter Einzelaktionär der WestLB ist das Land Nordrhein-Westfalen mit rund 38 Prozent. Die Mehrheit halten zusammen die Sparkassenverbände Rheinland und Westfalen. Außerdem sind zwei kommunale Landschaftsverbände an der WestLB beteiligt.

Nächsten Donnerstag kommt der Aufsichtsrat der WestLB zusammen. Gerüchten zufolge könnte Konzernchef Alexander Stuhlmann dann bereits erste Pläne für ein neues Geschäftsmodell präsentieren – inklusive Stellenstreichungen.

Stefan Kaiser

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