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Magnet Berlin. Die Tourismus-Branche kann sich freuen: Im Juni gab es ein Umsatzplus in Deutschland von 7,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Fast sechs Millionen Besucher aus dem Ausland kamen allein nach Berlin.

© picture alliance / dpa

Tourismus-Branche: Rekordzahlen beim deutschen Gastgewerbe

Gastronomie und Hotellerie sind Zugpferde für das Wirtschaftswachstum und den Arbeitsmarkt in Deutschland. Es kommen nicht nur Gäste von außerhalb, die Deutschen machen selbst mehr Urlaub in der eigenen Heimat.

Von Ronja Ringelstein

In Berlin boomt der Tourismus – aber nicht nur in Berlin. Das Gastgewerbe in ganz Deutschland legt in diesem Sommer einen neuen Umsatzrekord hin. Das Statistische Bundesamt veröffentlichte am Montag die Zahlen: 7,4 Prozent mehr als vor einem Jahr nahmen Gastronomen und Hoteliers im Juni ein. Das ist einer der stärksten jemals gemessenen Juni-Werte in den vergangenen 20 Jahren. Teilweise geht das Plus auf Preiserhöhungen zurück – ohne die liegt der Zuwachs aber immerhin noch bei 4,6 Prozent.

Viele Deutsche haben derzeit etwas mehr Geld in der Tasche

„Die Zahlen belegen einmal mehr, dass Gastronomie und Hotellerie markante Zugpferde für das Wirtschaftswachstum und den Arbeitsmarkt in Deutschland bleiben“, sagte Ernst Fischer, Präsident des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga). Aber es sind gar nicht nur die ausländischen Touristen, die in Deutschland die Kassen klingeln lassen. „Die sonst sehr preissensiblen Deutschen reisen gerne in andere deutsche Städte, gehen öfter essen und bei gutem Wetter auch häufiger in den Biergarten“, erklärte Dehoga-Sprecher Christopher Lück die guten Zahlen. Viele Deutsche hätten wegen der konjunkturellen Lage derzeit etwas mehr Geld in der Tasche und gäben es zum Beispiel bei Restaurantbesuchen aus.

Berlin wird vor allem bei ausländischen Touristen immer beliebter

Besonders positiv bewertet der Dehoga die Arbeitsmarktdaten: Bis Juni 2015 wurden in der Gastronomie- und Hotelbranche 986 000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte registriert. Gegenüber dem Vorjahr ist das ein Zuwachs von 33 000 Beschäftigten.

Berlin wird vor allem bei ausländischen Touristen immer beliebter. Die Übernachtungen von Ausländern stiegen im ersten Halbjahr 2015 um 8,5 Prozent, das zeigen die Zahlen der Besucherstatistik des Amtes für Statistik Berlin-Brandenburg. Insgesamt besuchten in den ersten sechs Monaten des Jahres mehr als nsgesamt besuchten in den ersten sechs Monaten des Jahres mehr als 5,8 5,8 Millionen ausländische Gäste die Bundeshauptstadt.

Dass es im Juni besonders voll in Berlin war, lag auch am UEFA Champions-League-Finale. Erstmals wurde das Finale im Berliner Olympia- Stadion ausgetragen, prompt stieg die Übernachtungszahl von Nicht-Deutschen um 15,5 Prozent. Vor allem Gäste aus Spanien und Italien – den beiden Champions-League-Finalisten – und aus dem fußballbegeisterten Portugal übernachteten besonders zahlreich in Berlin.  

Etwa zweihundert Euro gibt ein Tourist in Berlin am Tag aus

Das Hotel Adlon Kempinski etwa bestätigte den Andrang im Juni. Besonders viele Gäste, die sich das Fußballspiel angesehen hätten, zählte das Hotel aus Katar. Das Land richtet die Fußball-WM 2022 aus. „2015 war bislang ein sehr erfolgreiches Jahr. Besonders fällt auf, dass mehr Alleinreisende bei uns einchecken“, sagte Adlon-Sprecherin Sabina Held.

Etwas mehr als zweihundert Euro gibt ein Tourist im Durchschnitt am Tag in Berlin aus. Davon fließt ein großer Teil in die Übernachtung und in Restaurantbesuche. Dabei sind die Hotelpreise in Berlin im Vergleich zu anderen europäischen Hauptstädten, wie Paris oder London, viel niedriger. Berlin liegt etwa auf einem Preisniveau mit Budapest. Auch das zieht Touristen an.

Gerade aus Asien und Brasilien kommen besonders viele Besucher

„Immer mehr Gäste aus den Fernmärkten entdecken Berlin, unsere jahrelange Arbeit im Ausland beginnt sich auszuzahlen“, sagte Burkhard Kieker, Geschäftsführer von Visit Berlin. Gezielt wirbt Berlin im Ausland. „Die Bilder von Großveranstaltungen, wie die Feier zum 25. Jahrestag des Mauerfalls, gehen um die ganze Welt. Das ist eine gute Werbung für die Stadt“, ergänzte Christian Tänzler, Sprecher von Visit Berlin. „Die Leute wollen sich das Ganze dann mal selbst anschauen.“ Gerade aus Asien und Brasilien registriere man besonders viele Besucher: Noch nie seien aus diesen Ländern so viele Gäste nach Berlin gekommen wie in der ersten Jahreshälfte 2015. Die Stadt ist generell bei interkontinentalen Besuchern erfolgreich. 16 Prozent mehr US-Amerikaner übernachteten in Berlin im Vergleich zum Vorjahr. Viele Berlin-Besucher zieht es in die Cafés und Restaurants der Stadt. Auch „Fassbender & Rausch“, ein beliebtes Café am Gendarmenmarkt, profitiert davon. Geschäftsführer Robert Rausch findet, Berlin habe besonders seit der Fußballweltmeisterschaft 2006 einen „Image-Schub“ erfahren: „Von den neuen Besuchern sind drei Viertel Ausländer, insgesamt haben wir einen Zuwachs von einem mittleren vierstelligen Bereich von Januar bis Juli“, sagte Rausch dem Tagesspiegel. „Wir sind nun auf verstärkter Suche nach Fachkräften, vor allem im Service, im Verkauf und in der Küche.“

Die Industrie- und Handelskammer zu Berlin (IHK) bestätigte, dass das Berliner Gastgewerbe bei Lehrlingen besonders beliebt ist. Hotelfachmann und Koch gehörten zu den fünf meistgewählten Ausbildungsberufen. „Die steigende Tendenz können wir bestätigen. Das Gastgewerbe ist eine konstant wachsende Branche und auch in diesem Jahr stieg die Zahl der Azubis“, so IHK-Sprecher Christian Breitkreutz. Genaue Zahlen lägen hier aber erst Ende des Jahres vor.

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