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Wirtschaft: Tourismusbranche: Sie formiert sich neu: Das Fusionskarussell dreht sich seit zwei Jahren schneller

Als sie antraten, gehörte ungetrübtes Selbstbewusstsein zu ihren Markenzeichen. Und die neue Dimension schien Perspektiven zu eröffnen: Der Anfang 1999 vollzogene Zusammenschluss der Lufthansa-Ferienflugtochter Condor mit dem zum Karstadt-Quelle-Imperium gehörenden Reiseveranstalter Neckermann Touristic zur C & N Touristic sollte das ganz große Rad drehen.

Als sie antraten, gehörte ungetrübtes Selbstbewusstsein zu ihren Markenzeichen. Und die neue Dimension schien Perspektiven zu eröffnen: Der Anfang 1999 vollzogene Zusammenschluss der Lufthansa-Ferienflugtochter Condor mit dem zum Karstadt-Quelle-Imperium gehörenden Reiseveranstalter Neckermann Touristic zur C & N Touristic sollte das ganz große Rad drehen. Innerhalb eines Jahrzehnts wollte der neue Reise-Riese, so das erklärte Ziel, die Nummer eins in Europa werden. Derzeit nur Zweiter auf dem deutschen und Dritter auf dem europäischen Markt, dürfte C & N von seinem Ziel jetzt weiter entfernt sein als je zuvor. Mit dem Einstieg bei dem französischen Veranstalter Nouvelles Frontières hat Wettbewerber Preussag, mit TUI, Hapag-Lloyd und Thomson Travel ohnehin schon Europas Branchenführer, erneut den Wettlauf um die Pole-Position im Markt für sich entschieden.

Europäische Dimensionen

Die Tourismusbranche ist in Deutschland und darüber hinaus in Europa seit zwei Jahren in heftiger Bewegung. Damals war die Reiseindustrie national von der Bildung zweiter Lager geprägt - des "roten" rund um TUI und damals noch LTU und der WestLB im Hintergrund, des "gelben" um Condor und Neckermann. Die Wettbewerbshüter des Bundeskartellamtes sorgten seinerzeit für erste Bewegung. Damit bekam der ursprünglich nationale Fusionsprozess europäische Dimension: Bei der Düsseldorfer Ferienflug- und Touristik-Gruppe stieg die Schweizer SAir-Group, u. a. Mutter der Fluggesellschaften Swissair und Crossair, ein und nahm sich eine Sanierungsaufgabe vor, die - wie die weitere Zukunft zeigen sollte - eine Nummer zu groß werden sollte. Im August konnten die Schweizer ihr millionenschweres Engagement auf neue Schultern verteilen: Da stieg die Rewe-Handelsgruppe bei dem angeschlagenen Düsseldorfer Konzern ein - wie man sagt, als Retter in höchster Not.

In der Touristik war der Kölner Einzelhandelsriese schon lange kein Unbekannter - und er wurde mit dem Einstieg in Düsseldorf zum viertgrößen Anbieter in Europa: Ursprünglich hatte Rewe nur hinter dem Veranstalter ITS und den dazu gehörenden Atlas-Reisebüros gestanden. Doch dann verkaufte die Deutsche Bahn AG ihre Veranstalter und die Reisebüro-Gruppe Deutsches Reisebüro (DER) an Rewe. Nach langwierigen Verhandlungen kam dann in diesem Sommer die LTU-Gruppe dazu.

Vorher schon hatte es weitere Paukenschläge im Reisemarkt jenseits der deutschen Grenzen gegeben. Im Visier der Akquisiteure standen vor allem die großen britischen Touristikkonzerne. Sie galten in der Branche lange Zeit als Vorbild, hatten sie doch früher als die kontinentale Konkurrenz in ihren Häusern die "vertikale Integration" realisiert, die ihnen durchgehende Wertschöpfungsketten eröffneten. Die TUI-Gruppe stieg beim britischen Veranstalter Thomas Cook ein. Die englische Nummer eins, Airtours, übernahm den rasch wachsenden Nischenveranstalter FTI Frosch Touristik. In diesem Frühjahr stieg dann C & N aufs Fusionskarussell - und wollte den zweitgrößten Briten, Thomson Travel, erwerben. Doch daraus wurde nichts. In letzter Minute mischte sich Preussag ein und zahlte für Thomson einen Preis, den nicht nur Lufthansa und Karstadt-Quelle für reichlich übertrieben hielten. C & N blieb nicht ohne Akquisitonsfrüchte. Zumindest gelang die Übernahme der größten französichen Reisebürokette, Havas Voyages, die immerhin den Zugriff auf ein europäisches Reisejuwel, den Club Méditerranée, eröffnet.

ek

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