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Traumziel Mykonos. Die Gäste können mit sehr aufmerksamem Personal rechnen.

© Rainer Hackenberg / VISUM

Tourismuskrise folgt Finanzkrise: Viel Platz in den Tavernen Griechenlands

Der Tourismus in Griechenland leidet unter den Streiks und Protesten wegen der Finanzkrise. Das drückt auf die Preise. Auch aus Deutschland gehen die Buchungen zurück. Und das ist nicht nur schmerzlich für Hoteliers und Tavernenwirte.

„So schön kann Soforthilfe sein“ – mit diesen Worten wirbt ein Reiseanbieter seit ein paar Tagen für Ferien in Griechenland. Die Krise ist angekommen in den liebsten Urlaubsgebieten der Deutschen – in Griechenland, Spanien und Portugal. Die Deutschen könnten jedoch wie bisher ihre freien Tage an den griechischen Stränden genießen und dabei dem Land auch noch helfen, so lautet die Werbebotschaft.

In der Realität aber bekommen die Touristen die Krise in Griechenland bereits zu spüren: zum Beispiel jene rund 950 Passagiere des Kreuzfahrtschiffes Zenith, die protestierende Seeleute vor kurzem im Hafen von Piräus eine ganze Nacht lang daran hinderten, nach einem Landausflug wieder an Bord zu gehen. Auch am 1. Mai warteten viele Urlauber vergeblich auf ihre Fähren, weil die Gewerkschaft der Seeleute die Häfen bestreikte.

Griechenlands staatliche Fremdenverkehrsbehörde wirbt derzeit mit dem Slogan „Kalimera“ (Guten Morgen) um Besucher. Und angesichts des schleppenden Geschäfts können Reisende jetzt auf besonders bemühtes und gastfreundliches Personal hoffen. Sogar Quittungen bekommt man nun überall, weil die Angst vor den Steuerfahndern umgeht.

Reiseanbieter in Deutschland wie etwa Tui berichten zwar, dass die Vorbuchungen konstant geblieben seien, besonders die Hauptsaison im Sommer laufe weiterhin gut. Die Situation in Griechenland sieht derzeit jedoch anders aus. Hier berichten Hoteliers von weniger Gästen. Die Krisen-Schlagzeilen und die Fernsehbilder der Proteste vergraulen offenbar doch viele: Die Buchungen aus Großbritannien und Deutschland, den Ländern, aus denen die meisten Touristen kommen, liegen nach Angaben des griechischen Hotelierverbandes um etwa zehn Prozent unter Vorjahresniveau. Das ist nicht nur schmerzlich für Hoteliers und Tavernenwirte. Der Tourismus ist eine tragende Säule der griechischen Volkswirtschaft. Tourismus, Schifffahrt und Reedereien seien zudem die wichtigsten Faktoren für das Wirtschaftswachstum, berichtet die Griechische Zentrale für Fremdenverkehr. Der Tourismus trägt 18 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt bei und sichert jeden fünften Arbeitsplatz. 2009 haben rund 16 Millionen Urlauber das Land besucht, davon etwa 2,5 Millionen Deutsche. Bisher, so berichtet jedenfalls die Fremdenverkehrszentrale, seien die Auswirkungen der Wirtschaftskrise nicht so stark, wie anfangs angenommen wurde.

Doch der griechische Tourismus leidet nicht nur unter der Krise, sondern darüber hinaus auch an Strukturproblemen. Vor allem gilt das Land als zu teuer – auch eine Folge der Währungsunion. Früher konnten die Griechen dank periodischer Abwertungen ihrer Drachme die Tourismusdienstleistungen verbilligen. Mit dem Euro geht das nicht mehr. Jetzt versucht die Regierung, den Fremdenverkehr anzukurbeln: Als Sofortmaßnahme wurden alle Landegebühren auf den griechischen Insel- und Festlandsflughäfen außer in Athen gestrichen. Allerdings macht das pro Flugreisenden nur einen Euro aus. Aber durch die Staatskrise seien die Preise im Tourismusbereich insgesamt gesunken, berichtet der größte Lastminute-Anbieter in Deutschland,L’Tur. Nach eigenen Angaben könne das Unternehmen deshalb Pauschalreisen bereits 15 Prozent billiger verkaufen. Viele andere deutsche Reiseanbieter haben die Preise jedoch noch nicht angepasst, hier gelten nach Auskunft des Deutschen Reiseverbandes zurzeit noch die im vergangenen Jahr festgelegten Katalogpreise.

In Spanien wie Portugal hatte die Tourismusbranche schon 2009 ein schwarzes Jahr. Und 2010 scheint keine größere Aufhellung der Lage in Sicht. Sinkende Urlauberzahlen bedeuten sinkende Einnahmen, was die Haushalts- und Wirtschaftskrise noch verstärken dürfte. Der Tourismus gilt – wie in Griechenland auch – als wichtiges Standbein beider Volkswirtschaften und macht annähernd jeweils zehn Prozent des Bruttoinlandsproduktes aus. In den spanischen Urlaubshochburgen an der Mittelmeerküste, auf Mallorca und den Kanaren ging der Urlauberstrom 2009 im Schnitt um neun Prozent zurück. 8,9 Millionen Deutsche kamen, 2008 waren es noch rund eine Millionen mehr.

An Portugals berühmter Algarveküste genauso wie in anderen Regionen des Landes ging die Zahl der Touristen um etwa acht Prozent zurück. Mangels Geld in der Kasse schieben die öffentliche Hand wie auch die Hoteliers bitter notwendige Modernisierungen auf. Etwa an Mallorcas berühmter Touristenmeile Playa de Palma. Seit Jahren wird die milliardenschwere Generalüberholung dieses wichtigen Urlauberzentrums auf der Baleareninsel angekündigt. Es ist in die Jahre gekommen und kann immer weniger mit modernen Zielen in der Türkei, in Kroatien oder Nordafrika konkurrieren. Doch geschehen ist bisher so gut wie nichts.

Hoteliers und Gastronomen auf der iberischen Halbinsel stöhnen, nicht wenige haben mangels ausreichendem Umsatz aufgegeben. Andere lassen in der Nebensaison die Rollläden unten und schicken das Personal nach Hause, um Kosten zu sparen. Carlos, Kellner eines Restaurants in Mallorcas Hauptstadt Palma, kann die Krise auch an der Spendierfreudigkeit seiner Kunden messen. „Früher ließen die Leute nach dem Essen ein paar Euro Trinkgeld zurück. Heute sind es oft nur noch 20 oder 30 Cent.“

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